Erbsenzählen zahlt sich aus: Brünn erinnert an „Vater der Genetik“
Er wird „Vater der Genetik“ genannt: Johann Gregor Mendel entdeckte die Regeln der Vererbungslehre. Vor 150 Jahren stellte er in Brno / Brünn erstmals die Ergebnisse seiner Forschungen vor. Aus diesem Anlass wurde in der südmährischen Stadt am Sonntag eine Ausstellung eröffnet. Mehr von Martina Schneibergová.
„Die Schule, in der Mendel seine Erfindung veröffentlichte“ – so heißt die Ausstellung. Sie wird im Schulgebäude gezeigt, wo einst der Ordenspriester und Naturforscher Johann Gregor Mendel (1822-1884) Physik und Naturkunde unterrichtete. Er experimentierte mit der Kreuzung von Erbsenpflanzen, dazu hatten ihn Blumenhändler initiiert, die neue Blumensorten suchten. Eva Matalová arbeitet im Zentrum Mendelianum des Mährischen Landesmuseums in Brünn.
„Zwei Jahre lang hat Mendel seine Experimente vorbereitet und sie dann acht Jahre lang durchgeführt. Das war eine sehr umfangreiche Arbeit, bei der er Hunderte von Pflanzen züchten und Tausende von verschiedenen Erbsensamen zählen musste.“
Doch die Erbsenzählerei lohnte sich: Nach unzähligen Experimenten kam er zu Ergebnissen, die die Grundlagen der modernen Genetik bilden und in der ganzen Welt anerkannt sind.Am 8. Februar 1865 hielt Mendel an der deutschsprachigen Oberrealschule in Brünn einen Vortrag über seine Vererbungslehre. Der damals 42-jährige Forscher war als Lehrer an der Schule beschäftigt. Im Publikum waren Mitglieder des Naturforschenden Vereins. Eva Matalová:
„Sie stellten gleich nach dem Vortrag fest, dass Mendel eine epochale Entdeckung gemacht hatte. In Brünn wurde Mendel also viel früher gewürdigt als in der restlichen Welt.“In der jetzigen Ausstellung wird genau daran erinnert. Zu den Exponaten gehört auch eine Rarität aus Mendels Zeit. Jiří Sekerák ist Leiter des Mendelianums:
„Diese Rarität stammt aus unserem Archiv: Es ist das Klassenbuch, in dem Eintragungen von Lehrer Mendel vom Februar 1863 zu lesen sind. Es gibt da Notizen über abwesende Schüler. Man findet hier auch Bemerkungen über unartige Schüler.“
Der Direktor des Mährischen Landesmuseums, Martin Reissner, sagte anlässlich der Eröffnung der Ausstellung, Brünn habe in den 1860er und 1870er Jahren einen internationaleren Charakter gehabt als heute.„Brünn erlebte damals eine besondere Epoche, denn damals trafen sich hier bekannte Persönlichkeiten aus der Wissenschaft, aber auch der Kunst. Es bestand auch eine enge Verbindung zwischen Brünn und Wien. Mendel studierte schließlich ja in Wien. Die Tatsache, dass er im Augustinerkloster wissenschaftlich arbeiten konnte, ist ein Beweis dafür, dass Brünn ein Ort der Wissenschaft war. Ich hoffe, unsere Stadt hat sich bis heute ein entsprechendes Renommee bewahrt.“
Die neue Ausstellung über Johann Gregor Mendel ist im Gebäude der Fachschule für Lebensmittelproduktion, Handel und Dienstleistungen in Brünn zu sehen, sie liegt in der Jánská-Straße 22. Die Ausstellung läuft bis zum 8. März. Das Mendelianum wird an den Naturforscher zudem mit einer Mendel-Woche vom 6. bis 12. März erinnern.