Mendels sterbliche Überreste im Fokus der Forscher
Forscher von der Masaryk-Universität in Brno / Brünn bereiten sich auf die großen Feierlichkeiten vor, die nächstes Jahr anlässlich des 200. Geburtstags von Johann Gregor Mendel veranstaltet werden. Aus diesem Anlass wurden die sterblichen Überreste des namhaften Gelehrten untersucht. Die ersten Erkenntnisse veröffentlichten die Experten am vergangenen Donnerstag.
Johann Gregor Mendel (1822-1884) wird auch als „Vater der Genetik“ bezeichnet. Vor mehr als 156 Jahren stellte der Priester und Forscher in Brünn seine Vererbungslehre vor. Im Sommer dieses Jahres exhumierten Experten Mendels sterbliche Überreste. Mit der Genehmigung des Augustinerordens wurde das Grab auf dem Zentralfriedhof in Brünn geöffnet. Anthropologin Eva Drozdová war dabei:
„Der Sarg war sehr flach, er erinnerte an eine Büchse. Er war stark beschädigt. Im Sarg befand sich ein bekleidetes Skelett. Bei dessen Exhumierung wurden Proben des Knochen- und des Zahngewebes entnommen. Diese wurden eingefroren und ins Labor gebracht. Danach konnten die Experten das Skelett erforschen. Im Sarg befanden sich noch Schuhe. Der Sargboden war mit Zeitungen zugeklebt. Sie stammten vom Oktober 1883.“
Mendel starb am 6. Januar 1884 im Alter von 61 Jahren. Die gefundenen Zeitungen sind also einige Monate vorher erschienen.
Die Experten von der Masaryk-Universität wollen Mendels Genom rekonstruieren. Bisher kennen sie etwa 70 Prozent seiner Zusammensetzung. Auch wenn sie wahrscheinlich nicht das ganze Genom nachbilden können, sind sie jedoch in der Lage, die wichtigsten Erkenntnisse über Mendel zusammenzustellen. Sie können beispielsweise die Frage beantworten, ob Mendel anfällig für genetische Erkrankungen war. Aus der Literatur ist bekannt, dass er Nieren- und Herzprobleme hatte.
An den Forschungen beteiligen sich Experten aus verschiedenen Bereichen, darunter Naturwissenschaftler, Genetiker, Anthropologen und Archäologen. Anhand der Forschungen sind sie zu dem Schluss gekommen, dass Mendels Gehirnkapazität größer war als das durchschnittliche Ausmaß bei Männern. Des Weiteren teilten die Forscher mit, dass Mendels Schuhgröße zwischen 42 und 45 lag. Und schließlich konnten sie hundertprozentig bestätigen, dass die gefundenen sterblichen Überreste wirklich dem Priester zugeschrieben werden können. Die Genetikerin Šárka Pospíšilová erläuterte dies in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Wir konnten glücklicherweise eine Sequenz der mitochondrialen DNA gewinnen, die aus einem Haar isoliert wurde. Dieses fanden wir in Mendels Lieblingsbuch über Astronomie. Dieselbe Sequenz mitochondrialer DNA identifizierten wir aus dem Zahngewebe der exhumierten sterblichen Überreste.“
Mehr Erkenntnisse wollen die Forscher nächstes Jahr im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten präsentieren. Die Feierlichkeiten sollen Mendel selbst und die Genetik als Forschungsbereich bekannter machen. In Brünn wird Ende Juli eine große internationale Konferenz über Genetik veranstaltet, an der mindestens drei Nobelpreisträger teilnehmen sollen.
Mendels sterblichen Überreste wurden am Freitag bei einem Gedenkakt auf dem Zentralfriedhof erneut bestattet.
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