Im Zeichen vom „Vater der Genetik“: Brünn bereitet sich auf Mendel-Jubiläum vor
Der Gelehrte Johann Gregor Mendel (1822-1884) wird auch als „Vater der Genetik“ bezeichnet. Seine Vererbungslehre stellte er vor 156 Jahren in Brünn vor. In der mährischen Stadt wird jedes Jahr an den namhaften Naturforscher mit verschiedenen Aktivitäten erinnert. Besonders feierlich sollen die Veranstaltungen im nächsten Jahr sein – der Anlass ist der 200. Geburtstag von Mendel. Vorige Woche wurde eine Spendensammlung für ein Mendel-Denkmal initiiert.
Anlässlich des 200. Geburtstags von Johann Gregor Mendel wird auch der Brünner Platz instandgesetzt, der seinen Namen trägt. Auf diesem Platz befindet sich die Augustinerabtei, in der Mendel Jahrzehnte lang tätig war. 1868 ist er in Brno / Brünn zum Abt gewählt worden. Die gemeinnützige Organisation „Společně“ hat nun vor, auf dem Platz eine Statue des Naturwissenschaftlers zu errichten. Vergangene Woche wurde eine Spendensammlung eröffnet, um diese Idee in die Tat umsetzen zu können. Einer der Initiatoren ist Jakub Carda.
„Die Statue wird nicht nur aus den Spenden finanziert. Einen Teil der Kosten werden die Stadt Brünn und weitere Partner übernehmen. Die Entwürfe für das Denkmal sollen bis September vorgelegt werden. Vermutlich schaffen wir es vor dem 200. Geburtstag von Mendel nicht mehr, aber wir möchten das Standbild noch während des nächsten Jahres enthüllen.“
Bei den Vorbereitungen auf das Mendel-Jubiläum arbeitet die Gesellschaft „Společně“ mit ausländischen Institutionen zusammen, unter anderem mit der Universität in Oslo.
„Wir registrieren im Ausland ein großes Interesse für Mendel. In Tschechien sind die Kenntnisse über ihn im Allgemeinen schlechter als in anderen Ländern. Darum organisieren wir jedes Jahr ein Mendel-Festival in Brünn. Es findet immer in den Tagen um sein Geburtsdatum statt. Nächstes Jahr möchten wir ein großes Festival veranstalten, um auch hierzulande an Mendels Verdienste für die Wissenschaft zu erinnern. Es ist eine multidisziplinäre Festwoche, in der nicht nur wissenschaftliche Vorträge auf dem Programm stehen, sondern auch Workshops und weitere Veranstaltungen für Familien mit Kindern. Das Festival organisieren wir seit 2017.“
Noch hat Tschechien die Corona-Pandemie nicht abgeschüttelt. Deshalb rechnen Carda und sein Team auch damit, dass zum Festival in diesem Sommer nur eine beschränkte Zahl an Personen teilnehmen wird.
„Zum Glück gibt es auf dem Mendelplatz und auf dem Gelände der Abtei ausreichend Freiraum, sodass sich dort wirklich größere Menschenmengen versammeln könnten. Im vergangenen Jahr wurde im Stadtzentrum von Brünn mit einer sieben Meter hohen Riesenerbse an Mendel erinnert. Er entdeckte die Regeln der Vererbung nämlich bei der Kreuzung von Erbsen. Insgesamt nutzte Mendel bei seinen Versuchen damals rund 20.000 Pflanzen. In diesem Jahr wird die Riesenerbse durch die ganze Republik ,wandern‘, um die Aufmerksamkeit auf das Festival zu lenken.“
Um die Veranstaltungsreihe bunt und interessant zu gestalten, braucht es viele Helfer. Jakub Carda kann sich die Mendel-Festivitäten daher ohne die Unterstützung des Augustinerordens gar nicht vorstellen.
„Die Augustiner sorgen für das geistliche Programm des Festivals. Zudem stellen sie ihr gesamtes Klosterareal zur Verfügung. Die Festwoche hat die Aufmerksamkeit inzwischen auch im Ausland geweckt, vor allem im benachbarten Österreich. Von der Universität Wien kommen regelmäßig Professoren zu uns. Wir arbeiten ebenso mit Experten aus Deutschland zusammen. Mit einer stärkeren Teilnahme aus dem Ausland als bisher rechnen wir im Jahr 2022.“
Eine internationale Besetzung wird auch die Jury haben, die über den Siegerentwurf für die Mendel-Statue entscheiden wird.
„Mitglieder der Jury sind beispielsweise der ehemalige Präsident der Norwegischen Akademie der Wissenschaften, Nils Christian Stenseth, und der ehemalige Leiter der Prager Nationalgalerie, Jiří Fajt. Die Bildhauer vertritt Kurt Gebauer in der Jury, die Architekten Professor Zdeněk Fránek. Jurymitglied ist auch der Priester und Biologe Marek Orco Vácha. Oberbürgermeisterin Markéta Vaňková und Vizeoberbürgermeister Petr Hladík vertreten die Stadt Brünn, die bisher der größte Förderer des Denkmals ist.“
Die Initiatoren für den Bau des Denkmals haben noch etwas Besonderes parat: Sie bieten den größten Spendern an, eine Probe ihrer DNA in einem Schrein im geplanten Monument zu hinterlassen. Jakub Carda dazu:
„Mendel gilt als Begründer der Genetik-Lehre, darum gibt es diese Möglichkeit für die großen Spender. Wir rechnen jedoch damit, dass die Namen aller Spender in irgendeiner Weise in der Nähe des Denkmals veröffentlicht werden.“
Der Wettbewerb lässt den Künstlern und Architekten freie Hand, wie sie das Mendel-Denkmal gestalten wollen. Es gibt den Initiatoren zufolge keine Einschränkungen, was das Material und die Form betrifft. Die einzige Bedingung ist, dass das Monument wetterfest sein muss und es soll einen Schrein mit den DNA-Proben enthalten, der gut geschützt ist. Die Ergebnisse des Wettbewerbs werden die Initiatoren am 21. September dieses Jahres bekanntgeben. Der Sieger wird anschließend 18 Monate Zeit haben für die Gestaltung des Werks. Woran aber arbeitet gegenwärtig das Team um Jakub Carda?
„Wir erneuern das Treibhaus, in dem Mendel seine Experimente durchführte. Es befand sich im Klostergarten. In den 1870er Jahren wurde es bei einem Gewitter stark beschädigt, es ist nur ein Torso davon erhalten. Der Entwurf für ein neues Treibhaus geht von Archivdokumenten aus. 2022 soll es wieder stehen. Zudem bereiten wir uns auf eine große internationale Konferenz vor. Nächstes Jahr wollen die Augustiner auch in Prag an Mendel erinnern.“
Mehr über das Mendel-Festival und die geplante Mendel-Statue erfahren Sie unter http://sochapromendela.cz/de/festival-mendel-ist/.