Erfolgreicher Jahresauftakt für Tschechiens Tennisspieler und Skispringer

Karolína Plíšková (Foto: ČTK / AP Photo / Tertius Pickard)

Zu Beginn eines neuen Jahres hält der Sport stets eine Reihe von Höhepunkten parat. Tschechen traten hierbei in den vergangenen Jahren meist nicht sonderlich in Erscheinung. Zum Jahresauftakt 2019 aber punkteten bereits die Tennisspieler und Skispringer Roman Koudelka.

Zdeněk Remsa  (Foto: Bundesarchiv,  Bild 183-18381-0004 / Quaschinsky,  Hans-Günter / CC-BY-SA 3.0)
Kurz vor Ende des vergangenen Jahres, am 29. Dezember, feierte mit Zdeněk Remsa ein großer Skisprungtrainer seinen 90. Geburtstag. Es war Remsa, der in den 1960er und 1970er Jahren die Schanzenpiloten der Tschechoslowakei bis in die Weltspitze führte. Unter ihm wurde Jiří Raška 1968 als bisher einziger Tscheche Olympiasieger. Und Raška war es auch, der 1971 als erster Tscheche die populäre Vierschanzentournee gewann. Im Jahr 2006 konnte Jakub Janda dieses Kunststück wiederholen.

Im bereits fortgeschrittenen Alter von 67 Jahren gab Remsa seine Erfahrungen noch an die Jüngsten weiter. Im nordböhmischen Lomnice nad Popelkou trainierte er ab 1995 die Kinder im Vorschulalter. Unter ihnen war auch der damals sechsjährige Roman Koudelka. Und dieser Knabe entpuppte sich später als sehr großes Talent. Schon als 17-Jähriger nahm Koudelka an Wettkämpfen der internationalen Elite teil und feierte seitdem fünf Weltcup-Siege. Doch zuletzt war es ziemlich still geworden um den einzigen Top-Springer, den Tschechien gegenwärtig hat. Völlig verkorkst war die vergangene Saison, in der Koudelka nur mickrige zwölf Weltcup-Punkte sammelte. Umso besser läuft es bei ihm in diesem Winter. Zum Auftakt der 67. Vierschanzentournee belegte Koudelka in Oberstdorf einen sehr guten elften Platz. Und beim traditionellen Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen kratzte der 29-Jährige bereits wieder an einem Podiumsplatz – Koudelka wurde Vierter:

Roman Koudelka  (Foto: ČTK / AP Photo / Kerstin Joensson)
„Ich will hier nicht von einer Enttäuschung sprechen. Das ist es für mich ganz gewiss nicht. Doch wenn ich auf dem Podest gelandet wäre, dann wäre das für mich die Kirsche auf der Sahnetorte gewesen. Aber auch so bin ich überaus zufrieden und weiß dieses Resultat zu schätzen.“

Mitverantwortlich für Koudelkas starkes Comeback ist Nationaltrainer David Jiroutek. Von 2014 bis 2018 trainierte Jiroutek das russische B-Team, bevor er im vergangenen Sommer an die Spitze der tschechischen Übungsleiter zurückkehrte. Als Nationaltrainer löste er den Österreicher Richard Schallert ab, den er schon 2009 beerbt hatte. Koudelkas Aufschwung habe mehrere Gründe, sagt Jiroutek:

„Wir haben viele Veränderungen in den Details vorgenommen. Das ist eine ziemlich komplexe Geschichte, vor allem im psychologischen Bereich. Dort geht es unter anderem darum, wie Roman das Skispringen begreift, wie er den Sprung wahrnimmt und ebenso das Team um ihn herum.“

David Jiroutek  (Foto: Tomáš Kohout,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Und nach Meinung von Jiroutek ist Koudelka noch längst nicht auf dem Gipfel seines Könnens angelangt:

„Dass Roman ein großes Talent ist und in der Weltelite mitspringen kann, haben wir immer gewusst. Mit seiner optimistischen Herangehensweise im Training kann er indes noch mehr erreichen. Aber ich will da nichts beschreien.“

Vor dem dritten Springen sah es allerdings so aus, als könnte Koudelka schon in Innsbruck erneut das Siegerpodest besteigen. In der Qualifikation wurde er nämlich Zweiter hinter dem alle überragenden Japaner Ryoyu Kobayashi. Der Athlet des Skiklubs Dukla Liberec aber trat auf die Euphoriebremse:

Roman Koudelka  (Foto: ČTK / AP Photo / Kerstin Joensson)
„Bisher läuft die Tournee für mich überraschend gut. Nach der schlechten Saison im vergangenen Jahr und dem auch nicht berauschenden Auftakt in diesem Winter habe ich das nicht erwartet. Das macht mich froh, und ich genieße das. Zugleich aber weiß ich, dass ich mich auf jeden Sprung zu 100 Prozent vorbereiten muss. Denn so schnell, wie es bei mir nach oben ging, kann es auch wieder bergab gehen. Von daher bleibe ich mit beiden Beinen auf dem Boden, versuche mich immer wieder aufs Neue zu konzentrieren, damit meine Form noch so lange wie möglich anhält.“

Bei der Vierschanzentournee ist Koudelka dies stabil gelungen. Beim Springen in Innsbruck wurde er Neunter und in Bischofshofen – auf der von ihm wenig geliebten Paul-Ausserleitner-Schanze – sogar Sechster. In der Gesamtwertung belegte Koudelka damit den sehr guten fünften Platz:

„Der fünfte Rang ist für mich echt ein Knüller. Ich bin dafür sehr dankbar, vor allem meiner Familie und meinem Vereinstrainer Luboš Plecháč, der mir sehr viel Zeit und Geduld widmet. Ich möchte auch allen Fans danken, die mir immer die Daumen gedrückt haben. Der Erfolg gehört auch ihnen. Nun werde ich versuchen, weiter an diese Ergebnisse anzuknüpfen.“

Mit Platz fünf hat Roman Koudelka sein bisher bestes Ergebnis bei der Tournee von 2012 egalisiert. Und wer weiß, vielleicht kann er nun schon bald auch einen seiner bisherigen Weltcupsiege wiederholen.


Tschechiens Eishockey-Nachwuchs enttäuscht bei U20-WM in Kanada

Tschechische Mannschaft  (Foto: ČT Sport)
Ein fünfter Platz im Eishockey hingegen wird in Tschechien als Misserfolg gewertet. Denn er bedeutet, dass die jeweilige Mannschaft es bei einer WM oder einem olympischen Turnier nicht geschafft hat, ins Halbfinale einzuziehen. Bei der Weltmeisterschaft des Nachwuchses bis 20 Jahre war es dem tschechischen Team 2018 gelungen, nach 13 Jahren wieder in die Vorschlussrunde zu kommen. Am Ende aber blieb nur der medaillenlose vierte Platz. Umso größer waren die Erwartungen in diesem Jahr. Der Grund: Trainer Václav Varaďa war mit einem starken Kader zur U20-WM nach Kanada gereist. Es war der Jahrgang, der 2016 das stets sehr gut besetzte Ivan-Hlinka-Gedächtnisturnier der unter 18-Jährigen gewonnen hatte.

Václav Varaďa  (Foto: ČTK / Jaroslav Ožana)
Beim WM-Turnier in Vancouver und Victoria aber zeigte sich sehr früh: Die tschechische Mannschaft ist nicht in bester Verfassung. In den Gruppenspielen belegte sie nach zwei Siegen und zwei Niederlagen nur den dritten Platz. Daher traf sie im Viertelfinale auf die USA, also einen starken Gegner. Das Duell verloren die Schützlinge von Václav Varaďa mit 1:3. Danach hielt der Trainer ernüchtert fest:

„Ich denke, den Jungs ist es einfach nicht gelungen, den Schwung des vergangenen Jahres mit in dieses Turnier zu nehmen. Alle haben gut gekämpft, doch es fehlte an der notwendigen Leichtigkeit.“

Auch die Spieler wussten, dass sie sich nicht mit Ruhm bekleckert haben. Stürmer Martin Kaut sollte eigentlich ein Führungsspieler sein:

Martin Nečas  (Foto: Kaiser matias,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)
„Wir brauchen uns nichts vorzumachen: Jene Spieler, die das Team führen und wichtige Tore erzielen sollten, haben enttäuscht. Deshalb sind die Ergebnisse so ernüchternd gewesen, wie wir gespielt haben.“

Auch Angreifer Martin Nečas, der in Carolina bereits auf dem Sprung in die National Hockey League (NHL) steht, überzeugte nicht:

„Das gesamte Turnier über haben wir uns schwer getan mit dem Tore-Schießen. Was soll ich noch sagen: Die Amerikaner waren heute eindeutig besser. Im dritten Drittel hatten wir zwar noch ein paar Chancen, aber das reicht nicht. Und so bleibt festzuhalten: Der wohl einzige Lichtblick in unserem Team bei dem Turnier war Lukáš Dostál.“

Das war der tschechische Goalie in der Tat. Mit tollen Paraden hielt er seine Mannschaft gegen die Amerikaner lange im Spiel. Als Kaut in der 52. Minute zum 1:2 traf, hoffte der 18-Jährige noch auf die Wende. Doch leider vergeblich:

„Wenn ich mich zu meiner Leistung äußern soll, dann sage ich: Ja, ich bin damit zufrieden. Im Moment aber überwiegt die Enttäuschung, denn ich habe nach unserem Anschlusstreffer fest daran geglaubt, dass wir den Rückstand noch wettmachen können. Doch bei unserem Powerplay bugsierte einer der Amerikaner den Puck aus der eigenen Abwehrzone heraus und traf mit Glück in unser leeres Tor. Das schmerzt mich sehr, die Enttäuschung ist groß.“

David Pastrňák  (Foto: ČTK / AP Photo / Elise Amendola)
Das ist sie auch bei den heimischen Eishockeyfans. Denn seit 14 Jahren schon wartet Tschechien bei einer U20-WM auf eine Medaille. Weitaus erfreulicher begann das neue Jahr für einen anderen jungen tschechischen Eishockeycrack. Der 22-jährige David Pastrňák war der beste Spieler beim sogenannten Winter-Classic-Game der NHL. Dieses wurde am Neujahrstag vor 76.000 Zuschauern im Notre Dame Stadium (US-Bundesstaat Indiana) ausgetragen. Mit einem Tor und einem Assist hatte Pastrňák maßgeblichen Anteil am 4:2-Sieg seiner Boston Bruins über die Chicago Blackhawks. Mit 25 Treffern ist Pastrňák derzeit der beste Torschütze der Bruins, so dass er als einziger Tscheche auch für das All-Star-Game der NHL nominiert wurde. Dieses findet am 26. Januar in San José statt.


Plíšková startet mit Turniersieg in Brisbane ins neue Jahr

Karolína Plíšková  (Foto: ČTK / AP Photo / Tertius Pickard)
Sehr gut in Schwung gekommen zu Beginn des Jahres sind auch einige tschechische Tennisspieler. Karolína Plíšková hat das gut besetzte WTA-Auftaktturnier in Brisbane gewonnen. Im Finale am Sonntag besiegte sie Lesja Zurenko aus der Ukraine in drei Sätzen mit 4:6, 7:5 und 6:2. Für die 26-Jährige ist dies der zwölfte internationale Titel in ihrer Karriere. In Brisbane gewann sie bereits 2017 und wurde im selben Jahr die Nummer eins im Damentennis. In der aktuellen WTA-Weltrangliste der Frauen verbessert sie sich nun auf Platz sieben. Damit ist sie wieder die beste Tschechin, sie liegt einen Rang vor ihrer Landsfrau Petra Kvitová.

Erfreulich ist auch, dass es Tomáš Berdych nach langer Verletzung gleich wieder in ein Turnierfinale geschafft hat. Beim ATP-Turnier in Doha unterlag er dem Spanier Roberto Bautista in drei Sätzen. Für die Australian Open, die am kommenden Montag beginnen, stimmt dies jedenfalls optimistisch.

Autor: Lothar Martin
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