Sportauftakt 2016: Koudelka Achter in Garmisch – Eishockey-Junioren ereilt 0:7-Debakel

Foto: ČTK

Das gerade begonnene Jahr 2016 wird gewiss auch ein großes Sportjahr, denn es hält mit den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro ein echtes Highlight parat. Eine nicht minder große Attraktion verspricht die Fußball-EM in Frankreich zu werden. Beide Ereignisse stehen indes erst im Sommer ins Haus. Jetzt aber dominiert der Wintersport. Und wie verlief das erste Sportwochenende des neuen Jahres aus tschechischer Sicht? Dazu ein Überblick.

Sprunganlage in Oberstdorf  (Foto: ČTK)
Die zumindest europaweit attraktivste Sportveranstaltung zum Jahreswechsel ist zweifellos die traditionelle Vierschanzentournee. Das Skispringen auf den jeweils zwei Sprunganlagen in Deutschland (Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen) und Österreich (Innsbruck, Bischofshofen) wird seit 1953 ausgetragen, bis zum diesjährigen Dreikönigstag erlebt es seine 64. Auflage. In die Liste der Tourneesieger haben sich auch zwei Tschechen eingetragen. 1970/71 der legendäre Jiří Raška und 2005/06 Jakub Janda, der die Tournee vor zehn Jahren gewann – exakt punktgleich und daher zusammen mit dem Finnen Janne Ahonen. Janda ist auch diesmal wieder dabei, mit seinen inzwischen 37 Jahren zählt der zweifache WM-Medaillengewinner allerdings nicht mehr zu den Favoriten. In diese Rolle versucht allmählich ein anderer Tscheche zu schlüpfen, der 26-jährige Roman Koudelka. Im vergangenen Jahr war er Gesamt-Neunter der Tournee. Dementsprechend wurde er auch bei der Präsentation vor dem Auftakt der aktuellen Auflage in Oberstdorf begrüßt.

Roman Koudelka  (Foto: ČTK)
Vor der Tournee 2014/15 war Koudelka als Sieger dreier Weltcupspringen angereist. Der damit verknüpften Bürde eines Favoriten konnte er dann aber bei der Tournee nicht gerecht werden. Koudelka landete nur bei zwei Springen unter den Top Ten, seine beste Platzierung hatte er als Siebter in Oberstdorf. Nichtsdestotrotz will er in diesem Jahr erneut angreifen:

„Meine Motivation ist groß. Ich habe nicht wie im Vorjahr die Favoritenrolle zu tragen, von daher kann ich das Ganze mehr auskosten. Ich fühle mich befreiter und will das auch bei den Springen zeigen. Die Zuschauer sind klasse und sorgen für eine phantastische Atmosphäre. Das genieße ich und hoffe, dass ich auch mit mir zufrieden sein werde“, sagte Koudelka vor dem Tourneeauftakt.

Roman Koudelka  (Foto: ČTK)
In Oberstdorf aber konnte er noch nicht überzeugen, dort belegte der Springer aus der nordböhmischen Iserstadt Turnov nur den 24. Platz. Umso erfreuter war er dann mit seinem Auftritt am Neujahrstag, denn in Garmisch-Partenkirchen wurde er Achter:

„Mit dem heutigen Ergebnis bin ich sehr zufrieden, denn ich habe zwei gute Sprünge gezeigt. Ich hatte diesmal keine Probleme mit der Anlaufgeschwindigkeit, alles klappte gut. Ich habe eine Top-Ten-Platzierung erreicht, das ist für mich ein großer Ansporn für die weiteren Wettkämpfe.“

Roman Koudelka  (Foto: ČTK)
Beim dritten Tourneewettkampf, dem Springen am Bergisel in Innsbruck, kam Koudelka allerdings nicht über den 13. Platz hinaus. Der Grund dafür war ein ziemlich verkrampfter erster Sprung, der ihm beinahe die Teilnahme am finalen Durchgang gekostet hätte. Sein zweiter Sprung war dann wieder wesentlich besser, so dass Koudelka ein durchaus erfreuliches Zwischenfazit zog:

„Ich habe das Potenzial, beständig unter die besten Zehn zu kommen, sofern das Wetter reguläre Bedingungen für alle zulässt. Das heißt, wenn ich bei solchen Bedingungen zwei gute Sprünge mache, dann kann ich so um Platz acht landen, mit etwas Glück sogar Fünfter werden. Wenn ich Pech mit dem Wind habe, dann könnte es aber auch nur der zwölfte Platz sein. Auf jeden Fall muss ich weiter an mir arbeiten und hoffe, dass ich bis zur WM im Skifliegen noch besser werde.“

Jakub Janda  (Foto: ČTK)
Nach drei Sprungläufen liegt Koudelka in der Tournee-Gesamtwertung auf dem zwölften Platz, seine Landsleute Jakub Janda und Lukáš Hlava liegen zwölf beziehungsweise 15 Ränge dahinter. Die 64. Vierschanzentournee wird am Mittwoch mit dem Springen in Bischofshofen abgeschlossen.

Bauer muss Tour de Ski absagen – Řežáč trainiert im Riesengebirge

Martin Jakš  (Foto: ČTK)
Der zweite große Event des neuen Sportjahres ist einmal mehr die Tour de Ski. Aus tschechischer Sicht aber wurde die Freude auf die Skilanglaufserie bereits im Vorfeld getrübt: Der zweimalige Tour-Sieger Lukáš Bauer musste verletzungsbedingt absagen. Die anderen tschechischen Teilnehmer bemühen sich zwar nach besten Kräften, doch mehr als Platz 15 für Martin Jakš im Zehn-Kilometer-Verfolgungsrennen und Rang 17 durch Petra Nováková auf der halb so langen Distanz in Lenzerheide sprangen bisher nicht heraus. Daher blicken die hiesigen Langlauffans bereits mit gebannter Erwartung auf das nationale Großereignis in dieser Sportart, den 50-Kilometer-Isergebirgslauf. Das komplette Programm der 49. Rennveranstaltung wird am Wochenende ausgetragen, der Hauptlauf findet am Sonntag statt. Wegen Schneemangels, der im bisherigen Winter allerorten in Mitteleuropa herrschte, stand die Ausrichtung des Skimarathons längere Zeit in Frage. Nun aber kann dank des eingesetzten Frostes noch ausreichend Kunstschnee produziert werden, und auch der natürliche Flockenwirbel wird noch erwartet. Die Vorbereitungen auf diesen Event haben sich jedoch für mehrere der Favoriten schwierig gestaltet. Zu ihnen gehört der dreifache Rennsieger Stanislav Řežáč aus Tschechien. Der 42-Jährige hat in den oberen Kammlagen des Riesengebirges trainiert:

Isergebirgslauf  (Foto: CzechTourism)
„Um in das beschneite Gebiet von Horní Mísečký zu gelangen, ist jedoch eine beschwerliche Anreise erforderlich. Man ist nach einem Training auch schon etwas müder als sonst, denn die Fahrten nach Mísečký und zurück dauern jeweils eine Stunde. Und vor Ort kann ich dann auch nicht zweimal, sondern nur einmal täglich trainieren.“

Zum 49. Isergebirgslauf am Sonntag haben 6400 Skiläufer aus über 30 Ländern gemeldet.

U20-WM im Eishockey: Tschechiens Junioren erneut ohne Medaille

Tschechien hat das Spiel gegen die USA verloren  (Foto: ČTK)
Große Aufmerksamkeit wird hierzulande über Weihnachten und Neujahr auch dem Eishockey gezollt. Denn in dieser Zeit findet jedes Jahr die Nachwuchs-Weltmeisterschaft für Spieler bis 20 Jahre statt. Das sind quasi die Stars von morgen, und da die Tschechen eine Eishockey-begeisterte Nation sind, wird stets gehofft, dass die Talente nach Jahren auch wieder einmal medaillendekoriert von den Titelkämpfen zurückkommen. Vor der laufenden WM waren die Hoffnungen sogar ziemlich groß, weil in der tschechischen Mannschaft gleich mehrere Spieler standen, die vor zwei Jahren bei der U-18-WM die Silbermedaille gewonnen hatten. 2014 hatten sie im Finale gegen die USA verloren, und auch diesmal war das US-Team von den tschechischen Youngstern nicht zu bezwingen. Im Gegenteil, im Viertelfinale erhielten sie eine 0:7-Abfuhr und schieden damit frühzeitig aus. Entsprechend groß war die Enttäuschung, auch beim Spieler der Boston Bruins, David Pastrňák:

David Pastrňák  (rechts). Foto: ČTK
„Es ist etwas anders als vor zwei Jahren. Da habe ich gesagt, vor mir liegt noch eine weitere WM, doch jetzt ist für mich Schluss bei den Junioren. So habe ich mir aber das Ende im Nachwuchsbereich ganz sicher nicht vorgestellt.“

Und der Trainer der tschechischen U-20-Auswahl, Jakub Petr, ergänzt:

„Bei den 18-Jährigen waren wir in der Lage, die Top-Teams zu schlagen. Unsere Leistungsstärke haben wir auch diesmal bewiesen, doch der fünfte Platz entspricht dem, was wir im Turnier gezeigt haben. Andere Nationen wie die Amerikaner, die Schweden, die Russen und die Finnen sind noch einen Tick besser.“

Jakub Petr und seinem nächsten Junioren-Jahrgang bleibt daher nichts anderes übrig, als es im nächsten Jahr aufs Neue zu probieren.

35 Rennpiloten aus Tschechien bei Rallye Dakar am Start

Rallye Dakar  (Foto: ČTK)
Aufs Neue in Gang gekommen ist seit dem vergangenen Samstag auch die berühmte wie gefürchtete Rallye Dakar. Das schwerste Motorsport-Etappenrennen der Welt wird zum siebten Mal in Südamerika ausgefahren. An den Start gegangen sind auch 35 Rennpiloten aus Tschechien, darunter die Tour-Neulinge Tomáš Ouředníček und Pavel Vaculík in der Kategorie Pkw. Das Auto, mit dem sie unterwegs sind, beschreibt Ouředníček so:

„Es handelt sind um einen Hummer H3 EVO. Das ist eine Rennkonstruktion, bei dem das Fahrgestell und alle weiteren Komponenten des Fahrzeugs massiv verstärkt wurden. Eine normale Werksausführung dieses Autos würde bei diesem Rennen vielleicht fünf bis zehn Kilometer halten und dann auseinanderfallen.“

Martin Kolomý  (Foto: ČTK)
Auch wenn das Auto der Besatzung Ouředníček / Vaculík aber die gesamte Rallye übersteht, zu den Favoriten in ihrer Wertung gehören die beiden ganz gewiss nicht. Unter den Tschechen werden den Lkw-Besatzungen einmal mehr die besten Chancen eingeräumt, allen voran dem Tatra-Team von Rennpilot Martin Kolomý und dem Trio unter Fahrer Aleš Loprais, das mit einem Iveco-Gefährt unterwegs ist.

Autor: Lothar Martin
schlüsselwort:
abspielen