Erfolgreicher rumänischer Film von Cannes begeisterte die Prager Filmfans

´Zwölf Uhr Acht, östlich von Bukarest´ (Foto: www.eurofilmfest.cz)

Eine Mischung aus der typischen italienischen Komödie und dem so genannten "Film Noir" war zum Abschluss der XIV. Europäischen Filmtage am Sonntagabend im Prager Kino Svetozor zu sehen. Der Film des italienischen Regisseurs Sergio Rubini hieß "La terra" und erntete im ausverkauften Kino Beifall. Obwohl das Festival nicht mit einem Wettbewerb verbunden ist, wurden vor der Filmvorstellung noch zwei Festivalsieger feierlich bekannt gegeben, über die die Zuschauer selbst entschieden haben. Festivaldirektorin Eva Kacerova dazu:

Eva Kacerova  (ganz rechts)  (Foto: Autorin)
"Der am besten besuchte Film war ´Iberia´ von Carlos Saura. Dies ist nicht erstaunlich, denn das war ein echtes Erlebnis. Ein Beweis dafür ist die Tatsache, dass die Zuschauer noch lange nach dem Filmende geklatscht haben. Gut besucht waren übrigens auch mehrere andere Filme, die weniger bekannt sind als der Streifen des Altmeisters Saura. Ein Resultat davon ist, dass die Besucherzahlen mit dem Vorjahr vergleichbar sind. Allein in Prag haben fast 13.000 Menschen die Filmvorstellungen besucht."

Die Filmfans konnten während der Prager Filmtage insgesamt etwa fünfzig Filme sehen, die vorwiegend aus den Mitgliedsländern der EU stammten. Dabei verzeichnete ein Film aus dem EU-Neulingsland Rumänien einen besonderen Erfolg, sagt Eva Kacerova:

"Die Zuschauer haben auf einer Webseite darüber abgestimmt, welcher Film ihnen am besten gefiel. Sieger dieser Umfrage ist der Film ´Zwölf Uhr Acht, östlich von Bukarest´ des jungen rumänischen Regisseurs Corneliu Porumboiu. Es scheint, dass die rumänische und die bulgarische Kinematografie sozusagen aus der Asche aufsteht und uns noch überraschen wird."

Der Erfolg des rumänischen Films zeugt davon, wie sehr sich das tschechische Publikum vom Thema angesprochen fühlte. Der Titel des Streifens bezieht sich auf den Augenblick, als Diktator Ceausescu am 22. Dezember 1989 um 12.08 Uhr in einem Hubschrauber seinen Palast verließ. Im Film wird eine Fernsehdebatte gezeigt, die sich sechzehn Jahre später in einer Provinzstadt abspielt. Dabei erinnern sich dubiose Diskussionsteilnehmer an den Umsturz und rühmen sich mit Geschichten über angebliche revolutionäre Taten. Die Fernsehzuschauer haben jedoch ganz andere Erinnerungen. Fand überhaupt jemand Mut zu demonstrieren, bevor Ceausescus Hubschrauber sich 8 Minuten nach zwölf in die Lüfte erhob? Es schien, dass das Prager Filmpublikum ein besonderes Verständnis für diese Geschichte aus der Wendezeit in Rumänien zeigte. Der Film wurde inzwischen schon mit einigen Preisen ausgezeichnet: Beim internationalen Filmfestival in Cannes 2006 gewann Regisseur Porumboiu beispielsweise die Goldene Kamera für den besten Erstlingsfilm.

Die XIV. Europäischen Filmtage sind in Prag zu Ende gegangen, die Filmtage werden jedoch bis zum 14. Februar in Brno / Brünn fortgesetzt. Im Rahmen des so genannten "Echos der Filmtage" werden einige der Filme in den nächsten Tagen auch in vier weiteren tschechischen Städten gezeigt. Die Festivalveranstalter denken jedoch schon jetzt an den nächsten Jahrgang der Filmtage. Wie stellen die Organisatoren jedes Jahr eine repräsentative Auswahl von Filmen aus ganz Europa jedes Jahr zusammen? Danach fragte ich die Festivaldirektorin.

"Da wir es uns aus finanziellen Gründen nicht leisten können, die einzelnen internationalen Filmfestivals zu besuchen, wie es die Veranstalter größerer Filmfestes machen, verlassen wir uns auf die Meinung kluger Filmexperten. Wir arbeiten sowohl mit tschechischen Filmkritikern, als auch mit ausländischen Festivaldirektoren zusammen, die uns ihre Tipps geben. Wir sammeln diese Filmtipps und stellen daraus eine Liste zusammen, die wir den einzelnen Botschaften vorlegen. Diese suchen sich entweder einen bestimmten Film aus unserem Verzeichnis aus oder aber sie haben eine völlig andere Idee, die sie dann verwirklichen."

Soweit die Direktorin der Europäischen Filmtage, Eva Kacerova.