Erhebung: In Bratislava ist das Leben gegenwärtig teurer als in Prag
Das Leben wird immer teurer. Vor allem in den von Business, Verkehr, Kultur und Sport geprägten Großstädten ist das normal. Doch alles ist relativ. Denn im Vergleich der Lebenshaltungskosten in den großen Metropolen der Welt, der jährlich von der Gesellschaft Mercer Human Resource Consulting gezogen wird, sind die europäischen Großstädte schon längst nicht mehr tonangebend. Wenn man einmal davon absieht, dass Moskau als neue Nummer eins unter den teuersten Weltmetropolen im europäischen Teil von Russland angesiedelt ist.
Auf den Rängen zwei bis vier folgen jedoch die asiatischen Hauptstädte Seoul, Tokio und Hongkong, und erst auf Rang fünf mit London die erste westeuropäische Metropole. Das geht aus dem neuesten Ranking der Gesellschaft MHRC hervor. Doch wo rangiert eigentlich die tschechische Hauptstadt Prag? Die überraschende Antwort lautet: Auf dem 50. Platz von 144 Großstädten, die in diesem Ranking berücksichtigt wurden. Überraschend deshalb, weil Prag noch im vergangenen Jahr auf dem 28. Rang lag und damit drei Plätze vor der slowakischen Hauptstadt Bratislava. In diesem Jahr allerdings wird die Donaustadt als teurer eingestuft als die Moldaumetropole, denn Bratislava rangiert auf dem 48. Platz. Welche Faktoren dafür ausschlaggebend waren, dazu sagte MHRC-Vertreterin Jana Kurtinova:
"Bratislava ist teurer bei den Kosten, die für Ernährung, Verbrauchsgegenstände, Kleidung und Unterhaltung aufgewendet werden. Einige dieser Faktoren haben für den Gesamtindex ein größeres Gewicht. Prag wiederum ist teurer bei den Kosten, die für die komplexe Gestaltung des Haushalts aufgewendet werden. Darunter entfällt zum Beispiel auch die Kinderbetreuung. Außerdem zahlt man in Prag mehr für Essen und Getränke in Bars und Restaurants. Diese Kosten hatten jedoch in der Erhebung ein geringeres Gewicht."
In Prag lässt es sich also der Erhebung zufolge derzeit preiswerter leben als in Bratislava, St. Petersburg oder Zürich. Doch alles ist wie bereits gesagt mit dem Zusatz "relativ" zu betrachten. Für ihren internationalen Städtevergleich zieht die Gesellschaft MHRC mehr als 200 Kostenposten zu Rate, darunter zum Beispiel die Preise für Alkohol und Zigaretten, die Preise in exklusiven Bars und Restaurants, für den Nahverkehr, für Energie und Wasser in den entsprechenden Städten. Und wozu dient das Ganze? In erster Linie für Unternehmer und Firmen, die expandieren und auch im Ausland investieren wollen. Die Erhebung tangiert also nicht, welche Kosten für die Einwohner der jeweiligen Stadt selbst von größerer und von geringerer Bedeutung sind. Aber es stimmt, dass die Preise in der City von Bratislava inzwischen schon so teuer sind, dass die Einwohner der Donaustadt zum Beispiel zum Kauf von Markenklamotten immer häufiger ins nahe gelegene Österreich fahren.