Ermittlungen zum Zugunglück in Nordmähren: Ingenieure festgenommen

Studénka nach dem Zugunglück (Foto: ČTK)

Zehn Tage sind seit dem schweren Zugunglück in Nordmähren vergangen, bei dem sieben Menschen getötet und 63 verletzt wurden. Seit Sonntagabend ist die Unglücksstelle im Ort Studénka wieder für alle Art von Zügen passierbar. In der Zwischenzeit sind auch die Ermittlungen der tschechischen Polizei nach Schuldigen des Unglücks vorangeschritten.

Studénka nach dem Zugunglück  (Foto: ČTK)
Am Vormittag des 8. August war in Studénka eine Brücke auf den heranrasenden Zug von Krakau nach Prag gestürzt. Zu dem Einsturz kam es, als die Brückenauflage wegen Ausbesserungsarbeiten über den Gleisen verschoben wurde. Sechs Waggons entgleisten und wurden zum Teil unter den Trümmern der Brücke begraben - mit tödlichen Folgen für sieben Menschen. Nun sind die Reste des verunglückten Zuges und der Brücke von den Gleisen entfernt. Am Sonntagabend wurde am Ort des Unglücks in Studénka wieder die Hochspannung eingeschaltet, zuvor hatten Diesellokomotiven die Züge ziehen müssen.

„Es gilt aber noch eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 50 Stundenkilometer und in etwa einem Monat wird wieder Höchstgeschwindigkeit möglich sein“, sagt Sprecherin Anna Kodysová von der Firma Správa železniční dopravy cesty, welche die Gleise der Tschechischen Bahn verwaltet.

Studénka nach dem Zugunglück  (Foto: ČTK)
Die wichtigste Frage ist jedoch, wie es genau zu dem Unglück kam und wer dafür verantwortlich ist. Erste Antworten hat die Polizei bereits gefunden. Amateuraufnahmen der Brücke haben ergeben, dass schon vor dem Unglück die vorläufigen Stützen der Brückenauflage beschädigt waren. Und dies hat sowohl die Firma Bögl & Krýsl, die die Ausbesserungsarbeiten an der Brücke übernommen hatte, bereits zwei Tage vor dem Unglück gewusst, als auch ihr Auftraggeber, das Verkehrswegebau-Unternehmen ODS Dopravní stavby Ostrava.

„Die Firma Bögl & Krýsl, die die Verschiebung der Brückenauflage übernommen hatte, trägt ganz sicher einen Großteil der Schuld. Sie hat nicht die Statik der Brücke gesichert, obwohl sie die ernsten Schäden erkannt hatte“, sagt der ermittelnden Polizei-Oberkommissar Jiří Vícha.

Studénka nach dem Zugunglück  (Foto: ČTK)
Am Freitag wurden deswegen zwei Ingenieure der deutsch-tschechischen Firma Bögl & Krýsl festgenommen. Ihnen wird Gefährdung der Allgemeinheit vorgeworfen und es drohen ihnen bis zu zehn Jahre Gefängnis. Weiterhin wird aber ermittelt, wie es im Detail zum Unglück kam. Auch noch nicht klar ist, in welchem Umfang das Verkehrswegebau-Unternehmen ODS Dopravní stavby Ostrava über die Probleme mit der Statik der Brücke informiert war. Polizeikommissar Vícha:

„Die Frage ist, ob sie konkret über den Ernst des Fehlers an der Brückenkonstruktion informiert wurden.“

Dieser Frage will die Polizei nun ebenfalls in ihren weiteren Ermittlungen nachgehen.