Schweres Zugunglück im Erzgebirge – die Ermittlungen laufen
Zwei Tote und 24 teils schwer Verletzte – das ist die Bilanz eines Zugunglücks auf der tschechischen Seite des Erzgebirges am Dienstagnachmittag. Eines der Opfer ist laut den Behörden deutscher Staatsbürger, das andere ein tschechischer.
Der Unfall ereignete sich auf einer eingleisigen Strecke in schwer zugänglichem Terrain. Zwei Regionalzüge fuhren frontal aufeinander. Zu den Ortsansässigen, die den Unfall mitbekamen, gehörte auch Jan Čech.
„Plötzlich war ein untypisches Hupen zu hören und dann ein Rumms“, schilderte er in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.
Er und weitere Freiwillige aus der Gegend halfen, die Opfer zu bergen. Diese wurden zum nahen Bahnhof in Pernink / Bärringen getragen, an dem zwischenzeitlich Krankenwagen eingetroffen waren.
„Gut war, dass keine Panik ausgebrochen ist. Dass niemand durch die Gegend rannte und schrie. Stattdessen haben sich alle bemüht, einander zu helfen“, so Jan Čech.
Von den Verletzten wurden 17 in Krankenhäuser gebracht – nach Karlovy Vary / Karlsbad, Plzeň / Pilsen, Ústí nad Labem / Aussig sowie nach Zwickau in Sachsen. Die restlichen sieben wurden vor Ort behandelt.
Noch am Unfalltag fuhr Verkehrsminister und Vizepremier Karel Havlíček (parteilos) an den Unglücksort. Denn nun geht es auch um die Frage, wie es zu dem Zusammenstoß kommen konnte. Technische Probleme an einem der Züge wurden mittlerweile ausgeschlossen. Havlíček sagte im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen:
„Ich möchte keine Spekulationen anstellen, aber bestimmte Theorien zum Unfallgeschehen sind bereits wahrscheinlicher geworden. Die Sache muss allerdings mit Vorsicht behandelt werden, denn es ist zu einem menschlichen Versagen gekommen.“
Der eine Zug war auf der eingleisigen Strecke unterwegs von der westböhmischen Kurstadt Karlsbad ins sächsische Johanngeorgenstadt, der andere in umgekehrter Richtung. Zum Unfallgeschehen ermittelt die tschechische Bahninspektion. Deren Leiter Jan Kučera erläuterte am Mittwochmorgen den Erkenntnisstand:
„Wir haben uns vor allem die Gesprächsaufzeichnungen zwischen den Lokführern und dem Dispatcher angehört. Daraus geht hervor, dass der Zug in Richtung Karlsbad im Bahnhof Pernink auf den entgegenkommenden Zug hätte warten sollen. Das ist aber nicht passiert.“
Den Berichten nach wurde einer der Lokführer von der Polizei festgenommen. Ihm wurde eine fahrlässige Gefährdung der Allgemeinheit vorgeworfen. Der Mann soll zu früh losgefahren sein. Gegenüber der Tageszeitung „Právo“ berichtete ein Augenzeuge, ein Lokführer sei nach dem Unglück auf den Bahngleisen gesessen und habe gesagt: „Was habe ich nur getan, was habe ich nur getan.“
Zu den Ermittlungen der Bahninspektion gehört auch, die Unfallgeschwindigkeit zu rekonstruieren.
„In einem der Fahrerbereiche ist der Tacho bei 47 Stundenkilometern stehengeblieben. Da die zugelassene Höchstgeschwindigkeit auf der Strecke bei 50 Stundenkilometern liegt, dürfte der Aufprall mit etwa 100 Stundenkilometern erfolgt sein. Der Zug, der aus Karlsbad kam, wurde sogar zwölf Meter entlang der Schienen zurückgeschoben. Daraus lässt sich ersehen, dass es sich um einen starken Aufprall gehandelt haben muss“, sagte Jan Kučera.