Zwei Jahre danach: Untersuchungen zum Zugunglück von Studénka abgeschlossen

Zugunglück bei Studénka (Foto: www.hzsmsk.cz)

Vor fast genau zwei Jahren kam es im nordmährischen Studénka zu einem der schwersten Unfälle in der Geschichte der Tschechischen Eisenbahn. Ein internationaler Schnellzug krachte in die Trümmer einer kurz zuvor eingestürzten Brücke. Es gab zahlreiche Tote und Verletzte. Ein Sonderteam der Polizei hat nun seine Untersuchungen zu der Katastrophe abgeschlossen und Schuldige benannt.

Jiří Jícha  (Foto: ČTK)
Die Reise im Eurocity Comenius von Krakau nach Prag endete am Morgen des 8. August 2008 plötzlich und tragisch. Bei der Fahrt durch das nordmährische-schlesische Studénka stürzte eine im Bau befindliche Stahlbrücke vor den Augen des Lokführers auf die Schienen. Er betätigte augenblicklich die Notbremse. Seine Geistesgegenwart rettete ihm selbst und weiteren Fahrgästen das Leben. Die Unfallbilanz war dennoch verheerend: Acht Menschen starben. 95 wurden verletzt, einige von ihnen schwer.

Der Unfall hätte verhindert werden können. So lautet das Fazit des Sonderermittlungsteams der Polizei, das am Donnerstag seine Untersuchungsergebnisse vorgestellt hat.



Neue Brücke in Studénka  (Foto: Andrea Čánová)
„Die Hauptursache für den Unfall waren fehlende geodätische Messungen vor dem Baubeginn und während des Baus“, so Jiří Jícha, der die Ermittlungen geleitet hat. Die Brücke sei weder ausreichend verankert gewesen, noch seien bei ihrer Errichtung die üblichen technischen Vorschriften eingehalten worden. Das bedeutet im Klartext: Verantwortlich für die acht Toten und fast 100 Verletzten seien zwei beteiligte Baufirmen sowie die Straßenverwaltung des Mährisch-Schlesischen Kreises, die bei der Bauaufsicht geschlampt haben soll. Insgesamt zehn Personen wurden von der Polizei als Schuldige ausgemacht.

Radek Ondruš, Anwalt der Firma Bögl & Krýsl, für die fünf der Beschuldigten arbeiten, ist mit den Untersuchungsergebnissen nicht einverstanden. Den schwarzen Peter will Ondruš an die Tschechischen Bahnen weitergeben:

Radek Ondruš zeigt das Expertengutachten  (Foto: Andrea Čánová,  www.rozhlas.cz)
„Wenn die Bahnaufsichtsbehörde eine Geschwindigkeitsbegrenzung vorgeschlagen und die Bauaufsichtsbehörde sie verfügt hätte, dann wäre der Zug entweder zum Zeitpunkt des Einsturzes nicht am Unglücksort gewesen, oder er hätte rechtzeitig anhalten können.“

Ondruš wird nun vor Gericht beweisen müssen, dass seine Klienten nicht die Hauptschuldigen für das Zugunglück von Studénka sind. Die Staatsanwaltschaft von Nový Jičín hat angekündigt, innerhalb eines Monats Anklage zu erheben. Den Beschuldigten drohen dann Haftstrafen von bis zu fünf Jahren.

Zugunglück bei Studénka  (Foto: Jiří Karlík,  www.wikimedia.org)
Unterdessen hat eine Bürgervereinigung von Geschädigten und deren Angehörigen nahe der mittlerweile fertig gestellten Brücke mit Bauarbeiten an einem Denkmal für die Opfer begonnen.