Frontaler Zusammenstoß: Tote und Verletzte bei Zugunglück in Pardubice

Es ist eines der schwersten Zugunglücke in Tschechien seit rund 30 Jahren: In der Nacht auf Donnerstag fuhren im ostböhmischen Pardubice / Pardubitz ein Personen- und ein Güterzug frontal aufeinander. Vier Menschen starben, 23 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.

Foto: HZS Pardubického kraje

Eine Industriekamera hat den Moment festgehalten, in dem der Personen- und der Güterzug aufeinanderfuhren. Dem Video nach kam es genau um 22:49 Uhr zu dem Zugunglück mit vier Toten und vielen Verletzten. Es ereignete sich in der Nähe des Hauptbahnhofes von Pardubice. Ein Anwohner schilderte dem Nachrichtenportal idnes.cz, seine Frau habe gedacht, ein Haus sei eingestürzt.

Die Polizisten Roman Mrkvička und Matěj Kučera waren auf Streife und als Erste am Unglücksort:

„Es war absolute Stille, nur entlang der Schienen bewegten sich Menschen, die offensichtlich unter Schock standen. Wir sind näher an den Personenzug herangegangen und haben versucht, mit den Menschen in den deformierten Waggons zu kommunizieren. Es war klar, dass sich innen Personen befanden, die eingeklemmt waren und Hilfe brauchten. Deswegen haben wir sofort Verstärkung angefordert“, so Mrkvička.

Foto: HZS Pardubického kraje

Die Slowakin Livie war eine der Reisenden und befand sich im Liegewagen. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks schilderte sie:

„Wir fuhren vom Bahnhof in Pardubice ab – und plötzlich ein riesiger Aufprall. Ich stürzte von meiner Pritsche auf das Mädchen unter mir, und die Leiter fiel auf uns drauf. Es war Chaos.“

Um die Menschen zu bergen, war ein Großaufgebot an Feuerwehr und Rettungskräften nötig.

„Der Einsatz war kompliziert angesichts der starken Deformierung des ersten Waggons. Wir konnten nur schwer zu den Verletzten gelangen“, sagte Einsatzleiter Pavel Bér.

Foto: HZS Pardubického kraje

Beim Personenzug handelte es sich um eine Nachtverbindung des privaten Betreibers Regiojet von Prag nach Košice im Osten der Slowakei. Da die Waggons voll besetzt waren, gehört das Schienenunglück zu einem der schwersten in den vergangenen Jahrzehnten hierzulande. Der Sprecher der Berufsfeuerwehr, Martin Kavka, bilanzierte am Donnerstagmorgen in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

Foto: Drážní inspekce

„Laut den Informationen sind 20 Menschen leicht und drei schwer oder mittelschwer verletzt. Sie sind in Krankenhäuser in Pardubice und im Kreis Hradec Králové gebracht worden. Über 300 Passagiere wurden evakuiert und im Bahngebäude auf dem Bahnhof untergebracht. Aber leider hat das Unglück auch vier Todesopfer gefordert.“

Zwei der Toten sind Ukrainerinnen, die auf dem Weg in ihre Heimat waren. Über die anderen beiden ist nichts bekannt.

Laut Verkehrsminister Martin Kupka (Bürgerdemokraten) kam es zu dem Unglück, weil der Regiojet ein Haltesignal überfuhr. Ob es sich um einen technischen Fehler oder menschliches Versagen gehandelt hat, das ermittelt derzeit die Bahninspektion.

Foto: HZS Pardubického kraje
Autoren: Till Janzer , Naděžda Kubínková
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