Erneut britische Kontrollen am Prager Flughafen

britische Kontrollen

Seit Montagvormittag sind sie wieder in vollem Gange, die Kontrollen der Beamten der britischen Einwanderungsbehörde am Prager Flughafen. Der Grund: Die Zahl der tschechischen Asylsuchenden in Großbritannien sei seit der Aussetzung der Maßnahmen am 9. August deutlich gestiegen. Olaf Barth berichtet.

Also wollte man mit der Wiedereinführung der Kontrollmaßnahmen die Zahl der tschechischen Asylantragsteller - laut britischen Behörden ausschließlich Angehörige der Romaminderheit - wieder reduzieren. Am ersten Tag der Kontrollen - am Montag - wurde keinem Passagier die Einreise nach Groß-Britannien verweigert. Das liege daran, dass am Montag nicht ein einziger Roma am Prager Flughafen vorstellig geworden wäre, meint Stefan Licartovsky, Vorsitzender der Roma-Bürgerinitiative. Überraschend ist das keineswegs, denn erstens ist Montag nicht der bevorzugte Reisetag der Roma und zweitens führen zwar nicht alle Wege nach London, aber doch einige mehr als nur jener über den Prager Flughafen. Dass die Roma dies wissen und nutzen, bekunden deren Vertreter immer wieder.

Die britischen Kontrollen seien daher nichts weiter als reine Diskriminierung, urteilen die Romavertreter. Stefan Licartovsky fügt hinzu:

Will man mit den Demonstrationen erfolgreich sein, müssen aber auch die Roma mehr Initiative zeigen. Zu der letzten groß angekündigten Roma-Demo in Prag erschien nämlich außer zahlreichen Journalisten rein Niemand - kein einziger Romaaktivist war gekommen.

Doch die Romavertreter werden sich auf ihrem Treffen nicht nur mit den Flughafenkontrollen, sondern vielmehr mit der Situation der Roma in Tschechien, also mit den Ursachen des Roma-Exodusses, beschäftigen.

Zu diesen Ursachen meint Jan Horvath, Romaaktivist und Schriftsteller aus dem mährischen Novy Jicin:

"Die Roma trauen sich hierzulande kaum ein Restaurant zu betreten, es herrscht hier in Teilen der weißen Mehrheit eine große Aversion gegen die Roma-Minderheit. Kurz gesagt, wir wollen in die EU, aber trotzdem kommt es, wie kürzlich geschehen, vor, dass Menschen nur wegen ihrer Hautfarbe ermordet werden. Wir sind über die Situation hier aufs äußerste empört und fordern die Tschechische Regierung auf, endlich ihre Versprechen einzuhalten und etwas zur Verbesserung der Roma-Situation zu unternehmen. Dann wird wahrscheinlich auch der Flüchtlingsstrom der Roma verebben."

Übrigens, als im April das tschechische Abgeordnetenhaus das Regierungskonzept zur besseren Integration der Roma verhandelte, gab es nur fünf Abgeordnete, die etwas dazu zu sagen hatten. Zu den Kontrollen am Prager Flughafen hingegen, haben sich bereits einige Dutzend Abgeordnete zu Wort gemeldet.

Autor: Olaf Barth
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