Erneut Verdacht auf Wahlbetrug in Český Těšín / Teschen
Am vergangenen Wochenende wurden in vier tschechischen Städten und Gemeinden die Kommunalwahlen wiederholt. Wegen verschiedener Unregelmäßigkeiten hatten Gerichte die Wahlergebnisse vom Herbst 2010 aufgehoben. Im schlesischen Český Těšín / Teschen ist es nach Ansicht der Nichtregierungsorganisation Transparency International allerdings erneut zu unerlaubten Absprachen und dem Kauf von Stimmen gekommen. Gegen das Wahlergebnis haben deshalb zu Beginn der Woche mehrere Parteien Beschwerde eingebracht.
„Diesmal ist als Neuerung sogar ein politisches Kartell zur Beeinflussung der Wahlen gebildet worden. Wir haben zum Beispiel ein Treffen von Vertretern der Sozialdemokraten und der Liste SOS für Teschen in einem Hotel beobachtet.“
Dabei soll der Stimmenkauf vorbereitet worden sein, so die Wahlbeobachter. Marian Kuś, Spitzenkandidat der Bürgerliste SOS für Teschen, wies die Vorwürfe im Tschechischen Fernsehen zurück:
„Die Leute von Transparency International sind wohl völlig verrückt geworden. Soweit ich mich erinnere, hat das erwähnte Treffen in dem Hotel ungefähr zehn Sekunden gedauert. Wir haben uns nur gegenseitig alles Gute gewünscht.“Als völlig haltlos bezeichnet auch die örtliche sozialdemokratische Partei die Vorwürfe, Stimmen gekauft zu haben. In der Parteizentrale in Prag schließt man hingegen Konsequenzen nicht aus, will zunächst aber das Ergebnis der Ermittlungen abwarten:
„Wenn es in Český Těšín zu einem erneuten Regelverstoß gekommen ist, der sich auch beweisen lässt, dann wird das die Sozialdemokratie natürlich nicht decken. Wenn die Wahlen in Český Těšín wieder nicht ordnungsgemäß verlaufen sind, dann müssen sie erneut wiederholt werden. Notfalls so lange, bis Gewissheit herrscht, dass sie demokratisch abgelaufen sind“, so der stellvertretende Sozialdemokratenchef Milan Urban im Tschechischen Fernsehen. Über die Rechtmäßigkeit der Wahlen müssen nun erneut die Gerichte entscheiden. Mehrere Parteien und Bürgerlisten haben Beschwerden gegen das Ergebnis eingebracht. Darunter auch die Sozialdemokraten, sowie die Liste SOS für Teschen, die wiederum die Demokratische Bürgerpartei (ODS) des Stimmenkaufs verdächtigt.
Und auch gegen das Wahlergebnis vom Oktober laufen in drei Gemeinden noch Beschwerden vor dem Verfassungsgericht. Etwa im nordböhmischen Grenzort Hřensko, wo die Zahl der Einwohner kurz vor den Wahlen plötzlich rasant angestiegen ist.