Erst Butter, dann Milch und jetzt auch noch das Schwein – alles wird teurer
Das letzte Jahr, war in Tschechien ein Jahr, in dem es sogar ein Stück Butter auf die Seite eins der Zeitungen geschafft hat. Das mag zwar auch etwas über die Zeitungen aussagen, aber es gab auch einen Anlass. Butter, Milch und andere Lebensmittel sind erheblich teurer geworden. Zu ihnen hat sich nun noch das Schwein gesellt.
Und der Frühling ist gekommen.
Viele Bürger haben heuer
Schon das erste Bad genommen."
Steigende Schweinefleischpreise und Frühlingsputz kannte auch schon der Prager Dichter Paul Leppin Anfang des 20. Jahrhunderts. Nichts Neues also, was jetzt durch die Presse geistert: Schweinefleisch wird rasant teurer. Überhaupt, mit Preissteigerungen für Lebensmittel mussten sich die Tschechen seit dem vergangenen Jahr von Monat zu Monat auf´s Neue anfreunden. Erst die Butter, dann die Milch und jetzt auch noch das Schwein.
Der Chef der tschechischen Landwirtschaftskammer, Jan Veleba, sagt einen Anstieg um bis zu 20 Prozent für die kommenden Monaten voraus. Das treibt dem tschechischen Schweinekonsumenten die Schweißperlen auf die Stirn. Sein alltägliches Leibgericht „Vepřo, knedlo, zelo“ – Schwein, Knödel, Kraut könnte zum seltenen Festtagsschmauß aufsteigen. Auch Marktexperten wie Petr Havel sprechen von einem künftigen Preisanstieg. Zehn Prozent mehr seien ein fairer Kompromiss zwischen Produzenten und Konsumenten, meint Havel. Wenn die Landwirte Recht behalten, dann wird der Preis von derzeit 104 Kronen (rund 4,10 Euro) für das Kilo Schweinefleisch mit Knochen auf 125 Kronen ansteigen.Wo liegen die Gründe? Gestiegene Gertreidepreise, die auch die Futtermittel verteuert haben, das ist der am häufigsten genannte Grund. Schweinefleischproduzenten verdienen an einem Kilo Lebendgewicht nur um die zehn Kronen (knapp 40 Cent), behauptet Jan Fibingr vom Unternehmen Agropodnik Hodonín. Daher haben einige die Schweinezucht bereits eingestellt und damit das Angebot verknappt. Problematisch wird es auch in Zukunft, meint Jan Veleba von der Landwirtschaftskammer, da es vor allem immer weniger Säue gebe.
„Im vergangenen Jahr sind die Sauzahlen um 56.000 gesunken, fast um ein Drittel. Verschlimmert hat sich die Situation vor allem seit September: über 10.000 Säue pro Monat weniger. Und die Entwicklung setzt sich fort. Man kann also nicht mehr von einer Krise sprechen, sondern vom freien Fall.“
Aber auch die EU soll zu einer weiteren Verknappung beigetragen haben. Einen Teil des überschüssigen Schweinefleisches hat sie im letzten Jahr eingefroren. Gleichzeitig steigt paradoxerweise die Nachfrage auf dem Weltmarkt. China mit seinen allein 1,3 Milliarden Schweinefleischliebhabern bereitet sich auf das große Fressen während der Olympischen Spiele vor und füllt seine Lager. Es zeigt sich also wieder einmal: Alles hängt mit allem zusammen.
Vielleicht ist das aber auch alles viel einfacher. Marktanalyst Petr Havel meint: Der Schweinezyklus greift. In Zeiten hoher Preise fangen alle an Schweine zu züchten, das Angebot steigt und der Preis sinkt, bis auch das Angebot wieder sinkt und langsam der Preis ansteigt. Und genau an diesem Punkt scheint man in Tschechien angekommen zu sein.