Tschechiens Bauern unterstützen Milchboykott in Deutschland

Foto: ČTK

Die Milchbauern in Deutschland wollen ihre Proteste gegen die ihrer Meinung nach zu niedrigen Milchpreise unbefristet fortsetzen. Von ihren Kollegen aus Tschechien erhalten sie jetzt Unterstützung. Diese haben bereits Milch vernichtet, die für den deutschen Markt bestimmt war. Und für Freitag haben sie eine weitere Aktion angekündigt.

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Noch am vergangenen Freitag hatte der Verband der tschechischen Milchindustrie (ČMSM) eine Beteiligung an Lieferboykotten nach Deutschland abgelehnt. Mit derartigen Maßnahmen ließen sich die wirtschaftlichen Realitäten nicht wesentlich verändern, sagte Verbandssprecher Jiří Kopaček. Doch schon sehr bald wurden von den deutschen Milchbauern neue Tatsachen geschaffen, indem sie begannen, die Grenzen für Milchimporte aus Nachbarländern zu blockieren. Das führte dazu, dass nun auch in Tschechien überschüssige Milch vernichtet wurde, wie der Präsident der Agrarkammer, Jan Veleba, bestätigte:

„Das ist richtig, am Wochenende haben unsere Landwirte damit begonnen, Milch weg zu gießen. Das musste getan werden. Es handelte sich um die Frischmilch, die aufgrund der Grenzblockaden nicht nach Deutschland exportiert werden konnte. Sie wäre also danach ungenießbar gewesen.“

Miroslav Jirovský
Aber auch aus Solidarität zu ihren deutschen Kollegen haben tschechische Milchbauern damit angefangen, die eigentlich für den deutschen Markt bestimmte Milch zu vernichten. Schon am Montag hätten Landwirte in Südböhmen 150.000 Liter Milch auf Felder und Misthaufen gegossen, am Mittwoch hat das nordböhmische Unternehmen Taurus 5000 Liter vernichtet, sagte der Vorsitzende des Böhmisch-Mährischen Landwirtschaftsverbandes, Miroslav Jirovský. „Der Milchpreis wird auf einem Markt gemacht und wir können es nicht zulassen, dass er auf ein solch niedriges Niveau herabsinkt, wie es gegenwärtig in Norddeutschland der Fall ist“, ergänzte Jirovský.

Aufgrund der in den zurückliegenden Monaten mehrfach gestiegenen Lebensmittelpreise erhalten die tschechischen Milchbauern ihr Produkt im Preis-Leistungs-Verhältnis zwar besser vergütet als ihre deutschen Kollegen, dennoch sehen auch sie durch keine Rosabrille. „Den Angaben des Tschechischen Statistikamtes zufolge betrug der durchschnittliche Preis, den die Bauern für einen Liter Milch im April erhielten, neun Kronen und 19 Heller. Der Durchschnittspreis in den Geschäften lag bei 18 Kronen und 21 Hellern. Sie können daran sehen, dass die Gewinnmarge der Molkereien riesig ist“, sagte Veleba zur Situation in Tschechien.

Auch die tschechischen Milchbauern wissen also, wie das Geschäft läuft. Sie zeigen sich daher solidarisch mit ihren deutschen Kollegen und wollen ab Freitag zehn Prozent Milch weniger ins Nachbarland liefern. Dennoch: Die Milchbauern stehen für ihr Produkt, und deshalb tut es ihnen in der Seele weh, wenn sie es vernichten sollen. Von daher hoffen vor allem die privaten Landwirte in Tschechien, dass der Milchboykot in Deutschland ähnlich wie in der Schweiz bald von Erfolg gekrönt wird. So auch David Novák aus dem Landkreis Pardubice, der seine schwere Entscheidung so schilderte:

„Ich war gezwungen, einiges an Milch weg zu gießen, um frische Milch in die Kühltanks nachfüllen zu können. Mir hat dabei das Herz geblutet, so dass ich versucht habe, im Dorf kundzutun, dass sich die Leute bei mir kostenlos Milch abholen können. Das geht aber nur einmal, denn einen weiteren Tag kann ich die Milch nicht aufbewahren. Ich hoffe aber, dass sich das nicht wiederholen wird. Die Abnehmer in Deutschland haben versprochen, dass sie ihre Milch wieder abholen werden.“