Erste Meinungsumfragen zum neuen Kabinett

Das neue tschechische Kabinett (Foto: CTK)

Erst seit wenigen Tagen ist die neue tschechische Regierung in Amt und Würden, und schon haben sich die Meinungsforscher ein Bild von der Zustimmung in der Bevölkerung gemacht. Am Freitag präsentierten gleich zwei tschechische Tageszeitungen die jeweils von ihnen in Auftrag gegebenen Umfragen auf der Titelseite. Mehr von Gerald Schubert:

Das neue tschechische Kabinett  (Foto: CTK)
Keine Begeisterung, dafür aber die Bereitschaft, dem neuen Kabinett einmal Gelegenheit zur Bewährung zu geben. So kann man die Ergebnisse der am Freitag in Tschechien veröffentlichten Meinungsumfragen auf einen Nenner bringen. Denn: Laut einer Studie des Institutes SC&C, durchgeführt im Auftrag der Tageszeitung Mladá fronta dnes, meinen 57 Prozent, die neue Regierung aus Sozialdemokraten, Christdemokraten und Liberalen werde dem Land nicht viel Gutes bringen. Dennoch meint eine relative Mehrheit von immerhin 40 Prozent, das Abgeordnetenhaus solle dem Kabinett das Vertrauen aussprechen. In einer anderen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes STEM für die Tageszeitung Právo beträgt diese Zahl sogar 43 Prozent. Jitka Uhrová vom Institut STEM:

"Ich glaube, in der tschechischen Öffentlichkeit gibt es insbesondere den Willen, dass die Regierung bis zu den regulären Parlamentswahlen im Jahr 2006 arbeitet. Die Ergebnisse sind auch entsprechend den Parteipräferenzen ausgefallen. Die neue Regierung wurde häufiger von Menschen unterstützt, die ohnehin mit den entsprechenden Parteien sympathisieren."

Vladimír Spidla  (links) und Stanislav Gross  (Foto: Zdenek Valis)
Ein Punkt, der in der öffentlichen Meinung für das Kabinett des neuen Premierministers Stanislav Gross sprechen dürfte, ist wohl Stanislav Gross selbst. Denn im neuen Kabinett sind zwar dieselben Parteien vertreten wie zur Zeit der Europawahl, die ja für die Regierungsparteien schlecht verlaufen ist, Gross aber erfreut sich nichtsdestotrotz schon seit Jahren großer Beliebtheit. Seinem Vorgänger Vladimír Spidla war hingegen oft vorgeworfen worden, er kommuniziere schlecht mit der Öffentlichkeit. Jitka Uhrová vom Meinungsforschungsinstitut STEM:

"Der Unterschied zwischen Stanislav Gross und Vladimír Spidla besteht sicher gerade in der Kommunikation. Gross ist sehr begabt, was die Auftritte in der Öffentlichkeit betrifft. Das zeigte sich auch in unserer Umfrage. Denn mehr als die Hälfte der Befragten bewertet seine Verhandlungsführung im Zuge der Regierungsbildung positiv."

Noch besser wurde nur die Rolle eingeschätzt, die Staatspräsident Václav Klaus im Verlauf der letzten Wochen gespielt hat: Ihm stellten 77 Prozent ein gutes Zeugnis aus.

Resümierend sagt Meinungsforscherin Jitka Uhrová:

"Die Menschen wollen der Regierung nun die Gelegenheit geben, zu arbeiten. Und sie erwarten auch, dass sie arbeitet. Es gibt also einen gewissen Spielraum für das Kabinett. Etwa nach dem Motto: Wir geben euch eine Chance, zeigt uns, was ihr könnt."

Übrigens: Ab sofort finden Sie unter der Adresse www.radio.cz/de/artikel/56790 eine komplette Übersicht über das neue Kabinett.