Erwachsenenbildung, die neue Wege gehen möchte: Die „Prager Schule der Alternativen“

Foto: Archiv der Ökumenischen Akademie Prag

Erwachsenenbildung findet in Tschechien meist nur im klassischen Sinne statt: Sprachkurse gehören dazu oder auch Kurse über Kunst und Kultur. Vor allem linke alternative Angebote sind eher selten. Diese Lücke möchte nun die Prager Schule der Alternativen füllen.

Patrik Eichler
Ein gemütliches Café, unbearbeiteter Holzbohlenboden, schiefe Tische und durchgesessene Sofas – und im Hinterzimmer eine Diskussion über die Medienlandschaft in Deutschland und Tschechien. Was wie eine alternative Kneipe in einem Berliner Kiez wirkt, fand am Montagabend im Prager Stadtteil Vršovice statt. Mit auf dem Podium für die Prager Schule der Alternativen war Patrik Eichler:

„Die Prager Schule der Alternativen ist zuallererst eine Möglichkeit der Begegnung für Menschen aus verschiedenen Bürgerinitiativen, die sich im öffentlichen Raum bewegen und die ihre Erfahrungen und theoretischen Kenntnisse ausbauen wollen. Man kann auch praktische Beispiele kennen lernen, wie etwas in einer Zivilgesellschaft funktioniert, und etwas über Alternativen erfahren.“

Karolína Silná
Die Prager Schule der Alternativen ist Teil eines Netzwerkes verschiedener Akteure und wird zurzeit aus Deutschland gefördert. Karolína Silná von der Ökumenischen Akademie Prag koordiniert das Projekt:

„Es wird zurzeit von der Rosa-Luxenbumburg-Stiftung finanziert, und wir veranstalten im Rahmen dieser Prager Schule der Alternativen, die eben eine Alternative zur Erwachsenenbildung in Tschechien bilden soll, regelmäßige Seminare und Treffen an jedem Montag. Dabei geht es um verschiedene Themen, zurzeit sind fünf Themen - Politik, Ökologie, Ökonomie, Kultur und Medien - im Angebot.“

Foto: Archiv der Ökumenischen Akademie Prag
Auf die Frage, warum eine alternative Erwachsenenbildung in Tschechien nötig sei, antwortet sie sehr direkt:

„Wir bringen Themen, die in der tschechischen Erwachsenenbildung eigentlich gar nicht vorhanden sind. Unsere Position kommt von der linken Seite, und wir denken, dass das in der Tschechischen Republik fehlt.“

Eine alternative Öffentlichkeit in Tschechien anzusprechen oder etwa zu etablieren, ist allerdings ein schwieriges Unterfangen. 40 Jahre kommunistische Herrschaft haben die Ideen der Linken diskreditiert, und gerade unter jungen tschechischen Intellektuellen gilt es als modern, sich rechtsliberal und wirtschaftsorientiert zu geben. Dieser Schwierigkeiten ist sich Silná durchaus bewusst, sieht aber Möglichkeiten:

Foto: Archiv Proalt
„Es ist ein Problem, ein breiteres Publikum zu finden, es kommen oft auch dieselben Leute, aber man kann durchaus auch merken, dass etwas mehr nun in Tschechien passiert. Wir arbeiten auch mit der Initiative „ProAlt“ zusammen, die derzeit sehr aktiv ist und viele Einzelpersonen zusammenbringt und eine Plattform bietet, über die einiges gemacht werden kann.“

Die Initiative „ProAlt“ kritisiert die Reformen der Mitte-Rechts-Regierung. Vor zehn Tagen zum Beispiel organisierte sie in Prag eine Demonstration gegen die allgegenwärtigen Kürzungen, an der mehr als 3000 Menschen teilnahmen.