EU-Beitritt bringt neue Preise
Den EU-Beitritt Tschechiens wird der tschechische Kunde auch im eigenen Portemonnaie spüren. Nicht nur das neue Mehrwertsteuergesetz bringt Preisänderungen. Auch die Übernahme europäischer Zollpolitik und Mindestpreis-Richtlinien bringt Bewegung in Tschechiens Preislandschaft. Daniel Satra berichtet.
"In unserer Gaststätte wird die neue Steuer nicht so deutlich zu spüren sein. Alle Getränke bleiben gleich im Preis. Was das Essen angeht, kommt es zu einer Preiserhöhung von ungefähr 10 bis 11 Prozent."
Nicht nur die Mehrwertsteuer, sondern auch die Übernahme europäischer Zollpolitik und Richtlinien bringt Bewegung in tschechische Preise. Vesselin Barliev, Sprecher der Handelskette Tesco Stores in Prag:
"Nach dem EU-Beitritt werden sich einige Preise verändern, aber nicht gleich am 1. Mai. Denn unsere Lager sind mit einigen Produkten für Tage oder Wochen ausgestattet, diese werden zu alten Preisen verkauft. Die Veränderungen werden also nur schrittweise erfolgen."
Preiskorrekturen nach oben und nach unten. Wegen wegfallender Zölle im EU-Binnenmarkt erwartet das Forschungsinstitut für Agrarökonomie sinkende Preise zum Beispiel bei Weinimporten aus der EU. Auch Gemüse oder Milchprodukte wie Parmesan-Käse könnten demnächst deutlich billiger zu haben sein. Bei Importgütern aus Nicht-EU-Staaten hingegen erwarten Experten einen Preisanstieg. Denn Tschechien, das bisher oft niedrige Zölle und kaum Einfuhr-Quoten hatte, unterliegt dann EU-Zöllen. Neben Bananen und Fisch, sollen die Preise bei Reis und Zucker steigen. Das haben laut Barliev auch die Tesco-Kunden gemerkt:"Die Kunden haben angefangen mehr Reis und Zucker zu kaufen. Ich denke jedoch, dass der Preisanstieg bei Reis und Zucker nicht drastisch ausfallen wird. Die Kunden waren aber offenbar von Medienberichten beeinflusst."
Die Medienberichte haben jedoch ihren Grund: Oldrich Reinbergr, Direktor des Zuckerfabrik TTD Dobrovice, geht von einem Anstieg des Zuckerpreises um 7 Kronen pro Kilo aus. Von 17 auf 24 Kronen - das sind etwa 74 Cent. Der Grund sind EU-Richtlinien:
"Diese bringen einen Mindestpreis für Zuckerrüben, den Zuckerfabrikanten an Landwirte zahlen müssen. Der EU-Preis beträgt 47,5 Euro pro Tonne, also ungefähr 1500 Kronen. Das ist fast doppelt so hoch wie der gegenwärtige Zuckerpreis in Tschechien. Das bedeutet also eine Verdoppelung der Preise im kostspieligsten Bereich der Zuckerfabrikation."
Die Folgen für den Verbraucher sind laut Reinbergr jedoch überschaubar: Eine durchschnittliche tschechische Familie wird zukünftig im Jahr etwa 30 Euro mehr für Zucker ausgeben müssen.