EU-Experten im Atomkraftwerk Temelin

Atomkraftwerk Temelin

Temelin war nicht nur ein "Problemthema" vor dem EU-Beitritt Tschechiens, es wird uns anscheinend auch in der EU begleiten. Der nächste Vorfall ließ nicht lang auf sich warten, ein Monat nach dem Beitritt und schon gibt es die ersten Schlagzeilen. Dagmar Keberlova hat mehr dazu.

Am Sonntag kam es im Atomkraftwerk Temelin zu einer Störung. Dabei sind etwa 3000 Liter radioaktiv verseuchter Kühlflüssigkeit aus dem Primärkreislauf des abgeschalteten zweiten Blocks ausgetreten. Die Leitung des AKW´s hat die Kritik seitens einiger deutscher und österreichischer Politiker und Umweltinitiativen an ihrer Informationspolitik zurückgewiesen. Die Kraftwerksleitung soll die Panne nicht rechtzeitig gemeldet haben, hieß es. Es sei nicht notwendig gewesen, dass Warnsystem in Betrieb zu setzen, sagte dem Tschechischen Rundfunk der stellvertretende Leiter des Amtes für Atomsicherheit in Prag, Petr Krs:

"Das Warnsystem kann bei einer solch unbedeutenden Panne bei einem abgestellten Block nicht anlaufen. Meines Wissens interessiert sich Euratom nicht für eine solche Art von Ereignissen bei Atomkraftwerken. Was die verspätete Information anbelangt, dies muss ich gänzlich ablehnen."

Kritik lehnte auch der tschechische Premier Vladimir Spidla ab. Er sagte, dass die Öffentlichkeit über die Störung im Zeitlimit der bestehenden internationalen Abkommen informiert wurde. Die Europäische Kommission hat ein Expertenteam nach Temelin geschickt, um die Situation nach der Störung am Sonntag vor Ort zu untersuchen. Dazu eine Stellungnahme von Petr Krs:

"Die Europäische Kommission hat aufgrund von Zeitungsnachrichten, die nicht der tatsächlichen Lage in Temelin entsprechen, und aufgrund mangelnder Informationen die Möglichkeit erwogen, einen Inspektor, der sich zufällig in Tschechien aufhält, nach Temelin zu schicken um notwendige Informationen zu erlangen. Da wir diese Informationen umgehend eingeschickt haben, setzen wir nicht voraus, dass die Europäische Kommission in diese Richtung weitere Schritte unternehmen wird."

Über die Inspektion der EU-Experten war das tschechische Amt für Atomsicherheit in Prag nur aus Agenturnachrichten informiert. Dagegen wehrt sich die Leiterin des Amtes für Atomsicherheit Dana Drabova, die die Inspektion seitens der Europäischen Kommission für überflüssig hält, da die Störung keine Gefahr darstellt. Sie will sich wegen dem Vorgehen der Europäischen Kommission beschweren. Das Atomkraftwerk zugänglich zu machen sei kein Problem, aber die Kommission habe sich Drabova zufolge noch nie mit einer solchen belanglosen Störung beschäftigt. Drabova sagte, dass die Kontrolleure aus politischen Interessen nach Tschechien kommen. Sie vermutet einen Zusammenhang mit den bevorstehenden Wahlen zum Europaparlament.