EU-Vergleich: Qualität des Arbeitsmarktes in Tschechien sinkt

Bezüglich der Qualität des Arbeitsmarktes ist Tschechien in der EU-Rangliste seit 2022 um einen Platz zurückgefallen.

Unter den 27 EU-Ländern platziert sich Tschechien derzeit an 16. Stelle. Obwohl hierzulande weiterhin die niedrigste Arbeitslosenquote in der Union registriert wird, hinkt Tschechien etwa in Sachen Geschlechtergerechtigkeit hinterher. Dies ergab der aktuelle Index für Wohlstand und finanzielle Gesundheit (Index prosperity a finančního zdraví), den die Bank Česká spořitelna gemeinsam mit dem Portal „Evropa v datech“ (Europa in Daten) erstellt.

„Die Ranglistenspitze nimmt diesmal Dänemark ein, gefolgt von den Niederlanden und Österreich. Den letzten Platz teilen sich Griechenland und Kroatien“, erläutert der Analytiker Tomáš Odstrčil von „Evropa v datech“.

Illustrationsfoto: deldevries,  Flickr,  CC BY-SA 2.0

Obwohl Tschechien in der Gesamtwertung in diesem Jahr um eine Position zurückgefallen ist, erreicht es bei vielen Kriterien des Index eine überdurchschnittliche Bewertung. So ist der Anteil der arbeitenden Bevölkerung eher hoch. Und es herrscht eine relativ große Flexibilität bei Arbeitszeit und -ort. Über diese Parameter können hierzulande gut 30 Prozent der Arbeitnehmer frei entscheiden.

Grund für die Verschlechterung im Index ist hingegen die dauerhaft abnehmende Arbeitsproduktivität, was zahlreiche Unternehmer als eines der Hauptprobleme der einheimischen Wirtschaft ansehen. Der Mehrwert pro Arbeitsstunde liegt in Tschechien nur bei 76 Prozent des EU-Durchschnitts. Zudem würden zu wenige ausländische Fachkräfte beschäftigt, mahnt der Gründer der Firma Eurowag, Martin Vohánka: „Ein Problem ist die begrenzte Zahl an erteilten Arbeitsgenehmigungen, die eben nicht dem Potential der tschechischen Ökonomie entspricht. Ein zweites liegt in den extrem langen und komplizierten Entscheidungsprozesses dafür.“

Martin Vohánka | Foto: Eurowag

Ein weiteres Manko bleibt der ungleiche Zugang zum Arbeitsmarkt für Männer und Frauen. In dieser Kategorie nimmt Tschechien aktuell den 24. Platz im EU-Vergleich ein. Damit eng verbunden sind die unterschiedlichen Löhne. Der Gender-Pay-Gap hat sich hierzulande im vergangenen Jahr zwar leicht angepasst, trotzdem reicht es derzeit nur für den 20. Platz unter allen 27 EU-Ländern.

Autor: Daniela Honigmann | Quelle: ČTK
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