Europaparlament zeigt Ausstellung über antikommunistischen Widerstand in der Tschechoslowakei

Foto: CTK

Im Europäischen Parlament in Brüssel ist am Dienstag eine Ausstellung über den Widerstand gegen das kommunistische Regime in der Tschechoslowakei eröffnet worden. Silja Schultheis hat sich nach Einzelheiten umgehört.

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Die kommunistische Idee ist immer noch unglaublich attraktiv, wenn man ihre praktischen Konsequenzen bedenkt - so heißt es in der Einladung zur Vernissage der Ausstellung über den sog. "dritten Widerstand" in der Tschechoslowakei, also den gegen das kommunistische Regime. Ihr wesentliches Ziel ist es, über die fatalen Folgen kommunistischer Herrschaft zu informieren. Initiiert wurde die Ausstellung von drei tschechischen Europa-Abgeordneten der Europäischen Volkspartei und Europäischen Demokraten (EVP-ED), also der gegenwärtig größten politischen Fraktion im Europäischen Parlament. Deren Werte seien eine klare Abgrenzung von der Praxis kommunistischer Regime, erklärte einer der Hauptinitiatoren, Petr Duchon von der Demokratischen Bürgerpartei (ODS):

"Dies ist eine Ausstellung über Menschen, die sich stets nach Freiheit gesehnt, sie aber nicht erlebt haben. Weitere Werte der Fraktion der Europäischen Volkspartei/ Europäischen Demokraten sind die Bewegungs- und Meinungsfreiheit, die Freiheit, politische Standpunkte zu äußern. All das steht in krassem Gegensatz zu dem, was damals in der Tschechoslowakei harte Realität war."

Unter den Besuchern der Vernissage waren auch mehrere Zeitzeugen, darunter der achtzigjährige Zdenek Krivka, der für die Beteiligung an einer Widerstandsgruppe während des Kommunismus elf Jahre im Gefängnis verbrachte. Sein Onkel wurde hingerichtet. Heute ist Krivka Mitglied der "Konföderation politischer Gefangener". Für ihn betrete die Ausstellung mit ihrem Brüsseler Standort ein wichtiges Terrain, betonte Krivka gegenüber dem Tschechischen Rundfunk:

"Für mich ist das ein sehr bedeutender Schritt, weil diese Geschehnisse dadurch auch in Westeuropa bekannt werden. Denn Westeuropa ist in meinen Augen nur äußerst minimal über diese Dinge informiert. Davon überzeugen wir Zeitzeugen uns jedes Mal bei persönlichen Besuchen westeuropäischer Freunde."

Dass heute auch Vertreter kommunistischer Parteien im Europaparlament vertreten sind, sieht Krivka einerseits mit Besorgnis, andererseits mit einer gewissen Gelassenheit:

"Sie unterscheiden sich darin, dass sie keine Möglichkeit haben, dieselben Verbrechen zu begehen wie ihre Vorgänger. Aber wenn sie erneut an die Macht kämen, würden sie sie begehen, davon bin ich überzeugt. Denn das ist eine Frage von Möglichkeiten und von Macht. In dieser Hinsicht sind die Kommunisten für mich einfach nicht vertrauenswürdig."

Vom Europäischen Parlament zieht die Ausstellung in einem Monat weiter in die tschechische Botschaft in Brüssel.