Europawahl beginnt – auch EU-Ausländer dürfen in Tschechien abstimmen

Europawahl (Foto: ČTK)

Tschechien ist eines der ersten Länder in der EU, in dem die Europawahl begonnen hat. Die Wahllokale haben bereits am Freitag und Samstag geöffnet. Die Menschen in Tschechien entscheiden über die Besetzung von 21 Sitzen im Europaparlament. Hierzulande wahlberechtigt sind aber nicht nur tschechische Staatsbürger, sondern auch Bürger aus anderen EU-Staaten, sofern sie sich rechtzeitig haben registrieren lassen.

Europawahl  (Foto: ČTK)
Rund 8,4 Millionen Wahlberechtigte sind in Tschechien aufgerufen, über die Besetzung des Europaparlaments mitzubestimmen. Die Wahllokale haben am Freitagnachmittag um 14 Uhr aufgemacht. Obwohl die Menschen hierzulande früher als in vielen anderen Ländern zu den Urnen gehen, erfahren sie die Ergebnisse als eine der letzten. Dazu Jiří Prox vom Tschechischen Statistikamt, das für die Auszählung der Stimmen verantwortlich ist:

„Das tschechische Gesetz zu den Europawahlen wurde in diesem Jahr geändert. Demnach dürfen die Ergebnisse erst dann veröffentlicht werden, wenn die letzten Wahllokale in der gesamten EU geschlossen wurden. Das geschieht am Sonntag, dem 25. Mai, um 23 Uhr.“

Europaparlament  (Foto: WL,  CC BY-SA 3.0)
Es gibt aber auch EU-Länder, in denen das anders geregelt ist: Dort werden die Ergebnisse bereits veröffentlicht, wenn anderswo noch gewählt wird.

In Tschechien bewerben sich fast 850 Kandidaten für die 21 Sitze, die dem Land im Europaparlament zustehen. Die Kandidaten gehören 38 Parteien an. Anders als in Deutschland besteht hier auch für die Europawahl die Fünf-Prozent-Hürde. Ein weiterer Unterschied liegt darin, dass die Wählerinnen und Wähler bis zu zwei Kandidaten auf den Listen der Parteien besonders unterstützen können. Dazu muss man die Ziffer für die Listenposition des jeweiligen Kandidaten umkringeln. Ab einer gewissen Zahl solcher Präferenzstimmen rückt der Kandidat dann in der Liste nach vorne.

Thomas Oellermann  (Foto: Milan Rudik,  Collegium Bohemicum)
Mit diesen und weiteren tschechischen Besonderheiten dürften sich auch die hier lebenden EU-Ausländer auseinandergesetzt haben. Einige von ihnen haben sich entschieden, nicht in ihrer Heimat zu wählen – auch wenn es maximal nur ein Dutzend pro Wahlkreis sind. Thomas Oellermann aus Nordrhein-Westfalen gehört dazu. Für ihn ist es die erste Europawahl in Tschechien:

„Ich lasse mich wirklich überraschen, wie das hier funktioniert und ob ich alles richtig machen werde. Ich werde sicher auch vor Ort nachfragen müssen, wie das alles zu laufen hat.“

Thomas Oellermann sieht die Tatsache, dass er in Tschechien abstimmt, als europäisches Bekenntnis.

David Vaughan aus Großbritannien nimmt hierzulande bereits zum dritten Mal teil:

David Vaughan  (Foto: Archiv Radio Prag)
„Schon bei der ersten Europawahl in Tschechien habe ich gewählt. Ich erinnere mich immer noch, welch schönes Gefühl es damals war, nur 15 Jahre nach der politischen Wende in einem ehemaligen Ostblockland abstimmen zu gehen. Das war etwas Außerordentliches.“

Probleme bereiten kann indes, dass man sich auf eine andere Parteienlandschaft als in seinem Heimatland einstellen muss:

„In Großbritannien wäre es für mich vielleicht einfacher. Da weiß man, wofür die Parteien stehen, sie sind im Großen und Ganzen viel stabiler. Hier wählt man eine Partei, und zwei Jahre später hat sie sich bereits wieder geändert, mit anderem Personal. Da sagt man sich dann: Mensch, was habe ich da eigentlich gewählt. Das ist mir bei der ersten Wahl so gegangen. Deshalb bin ich mittlerweile vielleicht etwas vorsichtiger als früher“, sagt David Vaughan.

Die insgesamt 14.800 tschechischen Wahllokale haben am Freitag noch bis 22 Uhr geöffnet und am Samstag von 8 bis 14 Uhr.