Eva Pilarová – die große Dame des tschechischen Jazz und Pop ist 70

Eva Pilarová (Foto: ČTK)

Am Sonntag ist eine der erfolgreichsten tschechischen Pop- und Jazz-Sängerinnen 70 geworden: Eva Pilarová. Obwohl ihre Karriere in den 1960er Jahren begann, ist sie in ihrer Heimat noch heute unglaublich beliebt. Dies zeigte die Fernseh-Übertragung des Geburtstagskonzerts: 1,7 Millionen Tschechen schalteten zu, um Pilarová und ihre Gäste zu sehen.

Eva Pilarová  (Foto: ČTK)
„Es ist gefährlich nach den Sternen zu greifen“ - dieses Duett mit Karel Gott von 1964 war einer der Hits, mit denen Eva Pilarová eben gerade doch nach den Sternen greifen konnte, will heißen: Berühmtheit und Bewunderung erlangte. Zu Höhenflügen hatte die geborene Brünnerin auch die musikalischen Voraussetzungen: eine klassische Gesangsausbildung und einen Stimmumfang von drei Oktaven.

Pilarovás Karriere beginnt Anfang der 60er Jahre. Früh wurde ihr klar, dass die Oper nicht ihr Genre ist. Ihre Vorbilder waren vielmehr Ella Fitzgerald oder Louis Armstrong – eben die Größen des Swing und Jazz. Armstrong ist es auch, der Pilarová bei seinem Besuch in Prag 1965 das Lob ausspricht, sie sei eine große Sängerin. Bis heute ist der Jazz ihre Leidenschaft geblieben, auch wenn sie Schlager- und Popsongs ebenfalls singt.

Eva Pilarová  (Foto: ČTK)
Ihre erste Anstellung erhält Eva Pilarová im Orchester des Prager Theaters Semafor. Noch in den 60er Jahren erklimmt sie die Spitze der tschechischen Popmusik, aber auch im Ausland wird sie bekannt. Sie tritt nicht nur im damaligen Ostblock auf, sondern beispielsweise auch in Paris, in Rio de Janeiro und auch in der Bundesrepublik Deutschland.

Entgegen der musikalischen Erfolge muss die Sängerin privat aber einige Schicksalsschläge einstecken. Nach nur drei Jahren Ehe emigriert ihr erster Mann in den Westen, auch die zweite Ehe wird nicht glücklich, erst die dritte hält – und das bis heute. In den 70er Jahren zieht sich Pilarova für einige Zeit aus dem Showbusiness zurück. Erst Mitte der 80er Jahre tritt sie wieder auf die Bühne und das mit Erfolg. Doch dann muss Pilarová wegen einer Krebserkrankung um ihr Leben kämpfen. Sie gewinnt den Kampf. All das hat ihre Popularität in Tschechien eher befeuert, zumal sie sich nie dem kommunistischen Regime angebiedert hat. 1968 sang sie sogar das Lied, das als eine Art Protesthymne gegen den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen galt: Requiem.

Autor: Till Janzer
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