Ex-Gläubiger setzt per Verfügung Aktienstopp von Vitkovice Steel durch

Charalambos Michaelides (links) und Martin Pecina (Foto: CTK)
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Knapp einen Monat ist es nun her, als die tschechische Regierung im Ergebnis der Ausschreibung zum Verkauf der staatlichen Eisenhütte Vitkovice Steel die Evraz Holding als Sieger und damit neuen Eigentümer des nordmährischen Stahlproduzenten verkündete. Doch nun ist die Übernahme des Ostrauer Unternehmens durch den russischen Konzern ist Stocken geraten, weil ein ehemaliger Gläubiger von Vitkovice Steel (VS), die Gesellschaft MP Consult, eine einstweilige Verfügung gegen das Handeln mit VS-Aktien durchgesetzt hat. Was hinter dieser Maßnahme steckt, dazu Näheres von Lothar Martin.

Charalambos Michaelides  (links) und Martin Pecina  (Foto: CTK)
Im Kampf um die aus der Privatisierung erzielten Milliardeneinnahmen hat der tschechische Staat am Dienstag einen Rückschlag erlitten. Denn der mit der russischen Evraz Holding fest vereinbarte Verkauf des dritten der drei ehemaligen sozialistischen Stahlkombinate, der Eisenhütte Vitkovice Steel, ist erst einmal gestoppt worden. Der Grund: Die Gesellschaft MP Consult war mit der von ihr beim Kreisgericht in Ostrava/Ostrau eingereichten Beschwerde erfolgreich, so dass das Gericht eine einstweilige Verfügung gegen das Handeln mit VS-Aktien angeordnet hat. Das trifft die Evraz Holding hart, da sie sich eigentlich schon als der rechtmäßige neue Besitzer des aus dem Kauf erworbenen 99-prozentigen Aktienanteils von Vitkovice Steel wähnte. Der Gesellschaft MP Consult stieß auf, wie der Staat die ehemalige Vitkovice AG vor vier Jahren entschuldet habe - durch den Verkauf an die Staatsfirma Osinek. Daher seien MP Consult, so die Gläubiger, über eine Million Kronen an Forderungen entgangen, die man nach wie vor gedenke einzutreiben. Doch Eva Kijonková, die Sprecherin der Vitkovice Steel noch innehabenden Firma Osinek, weist die Forderungen von MP Consult zurück:

"Die Richterin des Kreisgerichts Ostrava hat vollkommen die Tatsache übersehen, dass der Antragsteller, die Gesellschaft MP Consult, allem Anschein nach keine Forderungen gegenüber der Vitkovice AG hat. Außerdem ist die Gesellschaft Osinek selbstverständlich kein am Rechtsstreit Beteiligter, denn dieser wird zwischen MP Consult und Vitkovice geführt. Die erlassene einstweilige Verfügung kann daher für die Gesellschaft Osinek nicht verbindlich sein."

Doch genau diese Rechtsunsicherheit ist es, die den tschechischen Staat nun beim zügigen Verkauf seiner Aktienmehrheit an die Evraz Holding in die Bredouille gebracht hat. Und Martin Pecina, der stellvertretende Minister für Industrie und Handel, warnt bereits:

"Falls das Gericht in dieser Affäre keine Entscheidung trifft bzw. wenn die einstweilige Verfügung nicht bald wieder durch das Gericht aufgehoben wird, dann ist es nicht möglich, die Privatisierung von Vitkovice Steel zu beenden."

Sowohl den Verlust der 7,05 Milliarden Kronen, die Evraz für den Kauf von Vitkovice Steel geboten hat, als auch den mit einem möglichen Platzen des Geschäfts verbundenen Gesichtsverlust kann und will sich der tschechische Staat nicht leisten. Daher muss eine schnelle Lösung her, die allen Seiten mehr oder weniger gerecht wird.