Explosives Munitionslager Vrbětice: Bewohner der Umgebung werden entschädigt
Vrbětice: Vor einem Jahr sorgte die ostmährische Gemeinde wegen der Explosionen in einem nahen Munitionslager für Schlagzeilen. Nun werden ihre Einwohner (und die benachbarter Gemeinden) finanziell entschädigt. Dies hat das Regierungskabinett am Montag beschlossen.
„Vorrang hatten bisher die Bewachung und der Abtransport der Munition. Die Räumung der Munition wird jetzt abgeschlossen. Im Laufe des Jahres wurde darüber verhandelt, wie die Einwohner auf Grund des Gesetzes über das integrierte Rettungssystem entschädigt werden können. Ich muss sagen, dass das Gesetz so schlecht ist, dass wir keinen legislativen Weg gefunden haben. Deswegen hat die Regierung heute eine Ausnahmelösung gebilligt.“
Zdeněk Hověžák ist Bürgermeister von Vlachovice-Vrbětice. Er ist froh über den Regierungsbeschluss, obwohl die Gemeinden zunächst höhere Summen verlangt hatten.„Wir haben letzte Weihnachten in Angst verlebt. Jetzt zu Weihnachten kommt ein gefälliger Schritt und ein kleines Geschenk, dies begrüßen wir.“
Im Munitionslager einer Privatfirma war es im Oktober vergangen Jahres wiederholt zu Explosionen gekommen. Bei der ersten Detonation kamen zwei Arbeiter ums Leben. Es folgten über 300 kleine Explosionen. Im Dezember flog dann ein zweites Lager in die Luft. Für die Unannehmlichkeiten werden die Anrainer mit einem Pauschalbetrag von der Regierung entschädigt, die Firmen müssen jedoch über den Rechtsweg ihre Ansprüche geltend machen. Premier Bohuslav Sobotka:
„Die Firmen haben keinen gesetzlichen Anspruch auf eine solche Entschädigung. Sie müssen eine Entschädigung auf privat-rechtlichem Weg erstreiten. Ich will aber darauf hinweisen, dass die Polizeiermittlungen noch laufen. Erst die Ermittlungsergebnisse werden zeigen, wer für die Explosionen die Verantwortung trägt.“Auf dem Areal befanden sich mehrere Tonnen Munition. Daher wurde es bis jetzt von 40 Polizisten und 90 Soldaten rund um die Uhr bewacht. Die Kosten für den Aufenthalt der Armee belaufen sich auf 144 Millionen Kronen (5,3 Millionen Euro) jährlich. Das soll sich bald ändern. Innenminister Milan Chovanec (Sozialdemokraten):
„Die Polizisten und Soldaten bleiben vor Ort, aber in wesentlich geringerer Zahl als bisher. Der letzte Rest der Munition wird bis Ende des Jahres an einen anderen Aufbewahrungsort gebracht, eine so starke Überwachung des Lagers wird also nicht mehr nötig sein. Das ganze Gelände ist aber stark kontaminiert. Wir können uns nicht leisten, dass dort Kinder oder sonstige Neugierige zu Schaden kommen.“Künftig sollen ein 17 Kilometer langer Zaun sowie ein elektronisches Alarmsystem das Areal sichern. Die Bewachung wird pro Jahr etwa 31 Millionen Kronen (1,15 Millionen Euro) kosten. Am Mittwoch wird die letzte Munition aus Vrbětice weggeschafft. Der Fall ist damit aber nicht abgeschlossen. Der Innenminister:
„Wir müssen über die Sanierung des Geländes verhandeln. Ich fürchte, dass sie mehrere Jahre dauern und mehrere Hundert Millionen Kronen kosten wird.“