Extrem harte Arbeitsbedingungen in Tschechien: Foxconn in Kritik

Foto: Archiv Foxconn

Die taiwanesische Firma Foxconn ist umstritten. Der weltweit größte Hersteller von Elektronik gilt als harter Arbeitgeber in Asien. Er fordert Zwölf-Stunden-Schichten, übt einen hohen Leistungsdruck aus und zahlt dafür nur geringe Löhne. In die Schlagzeilen geriet das Unternehmen, nachdem sich mehrere Angestellte umgebracht hatten. Was kaum einer weiß: Foxconn unterhält auch Produktionsstätten in Tschechien, dort sollen die Arbeitsbedingungen ebenfalls extrem sein.

Foxconn Pardubice  (Foto: Google Street View)
Pardubice liegt in Ostböhmen, mit knapp 90.000 Einwohnern gehört sie zu den zehn größten Städten der Tschechischen Republik. Seit dem Jahr 2000 hat der taiwanesische Elektronikkonzern Foxconn hier eine Produktionsstätte. Mehrere Tausend Angestellte montieren dort Computer für den Apple-Konzern. Deutsche Medien haben nun mit einem Bericht für Unruhe gesorgt: Der Reporter Cristian Wölbert hat in der Computerzeitschrift c’t die Arbeitsbedingungen bei Foxconn kritisiert. In Schichten von zwölf Stunden sollen dort Computer für durchschnittlich 14.000 Kronen (550 Euro) brutto montiert werden, die Arbeiter hätten wegen der harten Produktionsvorgaben kaum Möglichkeiten, eine Pause einzulegen. Vít Samek leitet die Rechtsabteilung des tschechischen Gewerkschaftsverbandes:

Foto: Archiv Foxconn
„Das ist leider die traurige Praxis der letzten Jahre. Seit dem Beginn der Krise wird einer Intensivierung der Arbeit Vorrang gegeben, und man nutzt die Möglichkeit von Überstunden maximal aus. Daneben werden die Kosten soweit wie möglich gedrückt, statt neue Arbeitsplätze zu schaffen. Das ist eine Folge des Kampfes der Unternehmen um ihr wirtschaftliches Überleben.“

Foxconn reagierte, nachdem die Deutsche Welle den Bericht über die Bedingungen in Pardubice aufgenommen hatte. Man halte sich sowohl an die Gesetze und Regelungen der Tschechischen Republik als auch an jene der Europäischen Union, teilte das Unternehmen dem deutschen Auslandssender mit. Dieser Meinung ist auch Jan Wiesner, Vorsitzender des tschechischen Arbeitgeberverbandes:

Jan Wiesner  (Foto: Archiv Radio Prag)
„Selbstverständlich sind die Arbeitsbedingungen dort hart. Es wird in Zwölf-Stunden-Schichten an einer Produktionslinie gearbeitet. Das bringt natürlich große Probleme und Belastungen mit sich, aber ich denke, dass alle Vorschriften und Gesetze eingehalten werden.“

Cristian Wölbert von der Zeitschrift c´t wirf Foxconn auch gar nicht vor, gegen bestehendes Recht zu verstoßen. Er stellt vielmehr die Frage, ob die Bedingungen in der Foxconn-Fabrik nicht würdelos seien. Vor allem das Bonussystem wird kritisiert: Von den etwa 14.000 Kronen Bruttolohn entfallen nämlich etwa 2500 Kronen (100 Euro) auf Prämien – und die wiederum würden nur ausgezahlt, wenn die ganze Produktionslinie ihre Planziele erfülle.

Vít Samek  (Foto: ČT24)
Dies erzeuge einen hohen sozialen Druck auf die Arbeiter, keine Pause einzulegen, deutet Wölbert an. Vít Samek vom Gewerkschaftsbund sagt, welchen Weg Firmen wie Foxconn einschlagen, um trotzdem Arbeiter zu finden:

„Wir wissen natürlich, dass für die Preise, zu denen solche Firmen ihre Waren verkaufen, eigentlich in Tschechien gar nicht produziert werden kann. Also werden die Jobs bei diesen Firmen über Subunternehmer ausländischen Arbeitnehmern angeboten, und zwar zu Bedingungen, die ein tschechischer Arbeiter nicht annehmen würde.“

Foto: ČT24
Tschechische Medien hatten bereits vor einigen Jahren darüber berichtet, dass es in der Fabrik zu spontanen Pfeifkonzerten und Arbeitsverweigerungen tschechischer Arbeiter gekommen war. Nun arbeiten vor allem Vietnamesen, Mongolen und Bulgaren bei Foxconn, dies macht Pardubice zur Stadt mit dem dritthöchsten Ausländeranteil in Tschechien.