Feldversuch „Smarte Quarantäne“

Illustrationsfoto: mohamed_hassan, Pixabay / CC0

Tschechien will das Coronavirus effektiv eindämmen. Dazu startet die Regierung am Montag die sogenannte „Smarte Quarantäne“. Bei dem Pilotprojekt sollen in Südmähren Bewegungs- und Kontaktmuster von Infizierten nachvollzogen werden.

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Roman Prymula  (Foto: ČTK / Ondřej Deml)
Auch Tschechien ist derzeit gelähmt von den Maßnahmen gegen eine weitere Ausbreitung des Coronavirus. Um die Menschen hierzulande nicht länger zu belasten als nötig, will die Regierung in Zukunft auf die sogenannte „Smarte Quarantäne“ vertrauen. Ein erster Feldversuch startet am Montag im Kreis Südmähren. Der Chef des Corona-Krisenstabs der tschechischen Regierung, Roman Prymula, erläutert, worum es geht:

„Wie bisher sollen die Bewegungen eines Patienten kartiert werden. Dazu kommt ein Gespräch mit dem Infizierten. Dabei soll er sich möglichst genau daran erinnern, wo er in den vergangenen Tagen war und mit wem er gesprochen hat. Anhand dieser Angaben soll eine Liste mit Risikopersonen entstehen.“

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Damit sollen weitere potentiell infizierte Personen ausfindig gemacht werden, die anschließend getestet und bei Bedarf isoliert werden können. Entscheidend sind dabei aber auch die Handy- und Bezahlkartendaten der jeweiligen Patienten. Dazu der Epidemiologe Roman Chlíbek von der tschechischen Impfgesellschaft:

„Wir können rückwirkend für fünf Tage feststellen, welche Telefonnummern sich in der unmittelbaren Nähe des Infizierten befunden haben. Konkret wird nachvollzogen, welche Nummern sich in einer kritischen Entfernung zur Nummer des Patienten bewegt haben. So bekommen wir die Daten der möglicherweise betroffenen Personen.“

Die Freigabe der Angaben bedarf einer Zustimmung des jeweiligen Patienten, erst dann können sich die zuständigen Stellen an die Mobilfunkanbieter und Banken wenden. Schon nach sechs Stunden sollen die Daten dann gelöscht werden, um einen Missbrauch zu verhindern. Die konkrete Rechtslage muss aber noch abgeklärt werden. Das gibt auch David Křivánek vom Gesundheitsamt für Südmähren zu:

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„Wir beschäftigen uns derzeit mit den Zugangsrechten für die jeweiligen Daten und den sogenannten Call-Scripts für die Mobilfunkanbieter. Auch soll schon bald ein Callcenter anlaufen, das sich mit den jeweiligen Personen in Verbindung setzt. So sollen schrittweise die einzelnen Komponenten des Projekts gestartet werden.“

Sollte sich die das System der „Smarten Quarantäne“ bewähren, könnte es ab Ostern auf ganz Tschechien ausgeweitet werden. Von der Regierung hieß es bereits, dass bei einem Erfolg die Einschränkungen für das öffentliche Leben schrittweise zurückgenommen werden könnten.