Corona-Pandemie: Warn-App „eRouška“ erfüllt ihre Funktion bisher nicht
Bisher gelingt es in Tschechien nicht, die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Als ein Instrument zu diesem Zwecke hatte die Regierung im vergangenen Sommer die Tracking-App „eRouška“ eingeführt. Sie wird aber noch lange nicht von genügend Menschen genutzt, um wirksam funktionieren zu können.
Kommt der Hinweis auf den Kontakt zu einer infizierten Person, begibt man sich sogleich in Quarantäne. Das war die ursprüngliche Intention der Corona-App „eRouška“, die man sich freiwillig auf sein Handy laden kann. Bisher wird sie aber nur von etwa 1,5 Millionen Menschen in Tschechien genutzt – zu wenig, um einen wirksamen Effekt zu haben. Dazu bräuchte es nach Expertenmeinung zwei bis vier Millionen Nutzer. Der Epidemiologe und Regierungsberater Roman Prymula räumt ein, dass die App ihr Ziel nicht erfüllt:
„Die ‚eRouška‘ war eine sehr gute Idee. Sie hätte zur Bewältigung der aktuellen Lage beitragen können. Sie wurde aber dadurch eingeschränkt, dass die Menschen jeglichen Verdacht auf die Sammlung von Daten auszuräumen wünschten. Durch diesen Druck ist das Konzept der App mittlerweile fast zahnlos geworden.“
Durch diese Anpassungen wurde die Ausrichtung der „eRouška“ grundlegend verändert. In ihrer ersten Version war sie eine Tracking-App, die den Gesundheitsämtern zur Kontaktverfolgung diente. In ihrer zweiten Version, die vor etwa fünf Monaten eingeführt wurde, ist sie eine Warn-App für ihre Nutzer. Der IT-Regierungsbeauftragte Vladimír Dzurilla sagte dazu in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Wenn jemand positiv ist, benachrichtigt er alle seine Kontakte. Das läuft anonym ab, und niemand weiß, wer der Infizierte ist. In dem Falle ist die Zahl der Nutzer gar nicht so wichtig. Andererseits muss ich zugeben, dass ich diesbezüglich viel größere Ambitionen hatte.“
Die aktuelle „eRouška“ sei somit kein Instrument der Gesundheitsämter mehr, um die Kontaktverfolgung zu gewährleisten, räumt Dzurilla ein. Vielmehr liegt es nun an jedem Nutzer selbst, sich bei einer eingehenden Warnung in Quarantäne zu begeben und auch beim Gesundheitsamt zu melden. Nach seinen Angaben sind bisher über die App 236.000 Warnungen verschickt worden, und das von 60.800 Nutzern. Allerdings gab es seit Ausbruch der Pandemie in Tschechien schon über eine Million Infizierte, deswegen ist die Nutzerzahl viel zu gering.
Die Warnungen erreichen eben nur die Menschen, die diese App auch installiert haben. Dass das immer noch zu wenig sind, läge an der mangelnden Unterstützung von Seiten der Regierung, meint Michal Bláha von der Plattform „Hlídač státu“ (Staatswächter):
„Man kann wirklich nicht sagen, dass die Regierung alles getan hätte, damit es besser funktionieren würde. Das liegt vor allem an der Kommunikation, die einfach abgebrochen wurde. Man wandte sich bald anderen Themen zu, und die Kontaktverfolgung wurde vernachlässigt. Darum findet das Projekt in der Bevölkerung keine weitere Verbreitung. Der Staat ist nicht fähig zu vermitteln, warum es wichtig ist.“
Vladimír Dzurilla jedenfalls wäre froh, wenn sich mehr Menschen die App installieren würden. Das vermehrte Auftreten der hochansteckenden britischen Corona-Mutation könnte dazu beitragen. Die App würde dementsprechend angepasst, so Dzurilla:
„Die ‚eRouška‘ soll dann wesentlich schneller auf Risikokontakte aufmerksam machen. Bisher gilt als Kriterium ein Kontakt von mindestens 15 Minuten bei bis zu zwei Metern. Jetzt sollen die Kontakte strenger und früher als Risiko bewertet werden. Dazu laufen Verhandlungen mit Google und Apple, inwieweit das in ihrem Protokoll umsetzbar ist.“
Nach einem schnellen Update klingt das noch nicht. Weitere Anreize dafür, dass die Menschen in Tschechien auch wirklich eine nötige Quarantäne einhalten, verhandelt am Montag zudem das Kabinett in Form von finanziellen Ausgleichszahlungen.