Arbeitsquarantäne hilft in Tschechien personelle Engpässe zu meistern

Aufgrund der Omikron-Variante häufen sich bei Corona-Tests in Tschechien die positiven Fälle. Die Betroffenen müssen zwar nur noch fünf Tage in Quarantäne oder Isolation, trotzdem beklagen nicht wenige Arbeitgeber den Ausfall ihrer Beschäftigten. Weil dies zum Teil zu personellen Engpässen führt, hat die Regierung für Beschäftigte im Gesundheits- und Sozialwesen eine sogenannte Arbeitsquarantäne eingeführt.

Illustrationsfoto: Ľubomír Smatana,  Tschechischer Rundfunk

Die Ärzte, Ärztinnen, Schwestern und Pfleger in den Krankenhäusern stehen seit zwei Jahren im Dauerstress. Mit großem Einsatz und vielen Überstunden haben sie alle bisherigen Corona-Wellen gemeistert. Die Omikron-Variante aber stellt sie vor ein neues Problem. Da sie hochansteckend ist, müssen nicht wenige der Beschäftigten im Gesundheitssystem auf einmal zu Hause bleiben, weil sie infiziert sind oder als Kontaktperson eines Corona-Falles gelten. Daher werde von der Arbeitsquarantäne nun relativ häufig Gebrauch gemacht, bestätigte vor einer Woche die Sprecherin des Gesundheitsamtes im Kreis Mittelböhmen, Dana Šalamunová:

„Seit dem 19. Januar wurde die sogenannte Arbeitsquarantäne von insgesamt 39 Beschäftigten genutzt.“

Illustrationsfoto: Ľubomír Smatana,  Tschechischer Rundfunk

Das heißt, diese Krankenhausmitarbeiter führen ihre Tätigkeit weiter aus. Sie dürfen das – mit Zustimmung des Amtes –, wenn sie einen Risikokontakt hatten, und ebenso nach einem positiven Corona-Test, falls sie aber symptomfrei sind. Im Krankenhaus in Zlín wurden die Auswahlkriterien für diejenigen, die trotz Ansteckungsrisiko weiter im Einsatz sind, jedoch etwas enger gesetzt. Kliniksprecherin Renáta Večerková:

„Über 40 Mitarbeiter sind in Quarantäne, 25 von ihnen in Arbeitsquarantäne. Es handelt sich beispielsweise um Beschäftigte, in deren Familie sich ein Kind mit dem Virus infiziert hat. Sie selbst sind aber dreifach gegen Corona geimpft und sind darüber hinaus selbst schon von Covid-19 genesen.“

Illustrationsfoto: Ľubomír Smatana,  Tschechischer Rundfunk

Arbeitsquarantäne bedeutet jedoch, dass die dafür zugelassenen Personen an ihrem Arbeitsplatz nahezu keinen Kontakt zu anderen haben dürfen. Wie genau seine Arbeit dann abläuft, hat ein Arzt aus der Baťa-Klinik in Zlín gegenüber dem Inlandssender des Tschechischen Rundfunks geschildert:

„Wir halten die Vorschriften ein, die uns vom Gesundheitsamt auferlegt wurden. Also tragen wir den ganzen Tag über eine Atemschutzmaske. Wir versuchen, die Kontakte zu den Kollegen und Patienten zu meiden, soweit dies möglich ist. Wir nehmen das Essen separat zu uns, desinfizieren regelmäßig unsere Hände, wechseln wiederholt die Maske und absolvieren täglich einen Antigen-Test.“

Im Krankenhaus im ostmährischen Uherské Hradiště / Ungarisch Hradisch wurde ebenfalls schon mehrfach auf die Arbeitsquarantäne zurückgegriffen. Allerdings nur, wenn dies unumgänglich sei, sagt Kliniksprecherin Lucie Sedláčková:

Illustrationsfoto: Ľubomír Smatana,  Tschechischer Rundfunk

„Es handelt sich um Mitarbeiter, deren Fehlen am Arbeitsplatz den Betrieb einzelner Abteilungen gefährden würde. Die Arbeitsquarantäne nutzen wir nach vorheriger Vereinbarung zwischen den Vorgesetzten und den Beschäftigten, aber nur in unbedingt notwendigen Fällen.“

Von einer relativ hohen Ausfallquote betroffen ist derzeit auch der Sozialdienst in Tschechien. Von den Mitarbeitern des Altenheims in Pelhřimov / Pilgrams beispielsweise ist fast ein Drittel in Quarantäne oder Isolation. Deshalb hat die Direktorin der Einrichtung, Petra Kratochvílová, jetzt beim zuständigen Gesundheitsamt die Arbeitsquarantäne für einen Mitarbeiter beantragt:

„Wir werden uns bemühen, dass er in unserem Hause vor allem administrative Arbeiten erledigt und so wenig wie möglich mit den Heimbewohnern in Kontakt kommt. Aber das wird nicht einfach, denn er ist Sozialarbeiter, und in diesem Job ist der Kontakt mit den Klienten geradezu erwünscht.“

Vlastimil Válek | Foto: Patrik Uhlíř,  ČTK

Dem Gesundheitsministerium in Prag sind solche und andere personelle Engpässe nicht entgangen. Wohl auch deshalb hat Ressortchef Vlastimil Válek (Top 09) mittlerweile festgelegt, dass Omikron-Infizierte, die im Januar in Quarantäne waren, ab 31. Januar nicht mehr getestet werden müssen. Das Risiko einer Neuansteckung sei sehr gering, begründete der Minister die neue Regelung. Und sie bedeutet auch, dass diese Leute beim Kontakt mit einer anderen infizierten Person nicht mehr in die fünftägige Quarantäne müssen.

Autoren: Lothar Martin , Veronika Žeravová , Eliška Balcárková , Daniela Tollingerová
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