Festakt zum 90. Jahrestag der Gründung der Tschechoslowakei
Am Dienstag fanden aus Anlass des tschechischen Staatsfeiertages zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt. Angesichts des 90. Jahrestags der Gründung der Tschechoslowakei fielen die Feiern dieses Jahr besonders üppig aus. Staatspräsident Václav Klaus ehrte traditionell Persönlichkeiten, die sich um das Land verdient gemacht haben. Neben Kriegsveteranen und Freiheitskämpfern auch Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Kultur sowie tschechische Soldaten aus der Afghanistan-Mission. Seine Ansprache zum Staatsfeiertag nutzte Klaus nicht nur zum Rückblick auf die historischen Ereignisse. Auch starke Worte gegenüber der EU waren wieder dabei.
„Vor 90 Jahren wurde unsere Souveränität wieder hergestellt. Das Königreich Böhmen, damals Teil von Österreich-Ungarn, wurde durch den neuen Staat Tschechoslowakei abgelöst. Die tschechische Staatlichkeit blickte zu diesem Zeitpunkt allerdings schon auf eine fast tausendjährige Tradition zurück.“
Václav Klaus rief in Erinnerung, dass das Land auch nach 1918 wiederholt in seiner Eigenständigkeit eingeschränkt wurde: Ab 1938 durch das Münchner Abkommen und die darauf folgende Okkupation durch Hitler-Deutschland und von 1948 bis 1989 durch das großteils von Moskau aus gesteuerte kommunistische Regime:
„Fast 19 Jahre sind vergangen, seit wir durch den Zusammenbruch des Kommunismus unsere Freiheit wiedererlangt haben. Vor vier Jahren sind wir auf der Grundlage einer demokratischen Entscheidung der Mehrheit der Bürger Teil der Europäischen Union geworden und haben ihr freiwillig einen beträchtlichen Teil unserer Souveränität übertragen. Die Entscheidungsprozesse entfernen sich damit erneut von uns. Wir sind heute in einer Situation, die wir ziemlich gut kennen. In der Überzeugung, das Beste für unseren Staat zu tun, entledigen wir uns seiner bedeutendsten Charakteristika. Ob dieser Schritt für unsere Bürger einen Gewinn bedeutet oder nur eine weitere späte Enttäuschung, wage ich nicht zu prophezeien.“ Klaus nahm auch Bezug auf aktuelle Fragen. Nicht fehlen durfte dabei natürlich die weltweite Finanzkrise:„Wir leben in einem Land, das durch die dramatischen Ereignisse auf den internationalen Finanzmärkten nur indirekt betroffen ist. Uns trennen von diesen Problemen unsere eigene Währung und das mit ihr verbundene eigenständige Finanzsystem. Die Spareinlagen unserer Bürger und unserer Firmen sind daher genau so sicher wie in den vergangenen Jahren. Daher ist durchaus moderater Optimismus angebracht.“
Zum ersten Mal seit 23 Jahren gab es in Prag auch wieder eine große Militärparade zu sehen. Seit dem Wendejahr 1989 galten solche Aufmärsche bisher als verpönt. Das 90-jährige Staatsjubiläum gehöre jedoch gebührend gefeiert, so Staatspräsident Klaus.
Militäraparade in Bild:
Fotos: Martina Stejskalová