Feuilleton: Wie es in den Wald hineinschallt, so schallt es auch wieder heraus
Weltmeisterschaften stellen immer so etwas wie Festtage dar im internationalen Sport. Oder aber sie sind vergleichbar mit weltoffenen Ausstellungen und Messen - stets wollen sich die Besten ihres Fachs auf unserem Planeten präsentieren und im fairen Wettstreit den Nachweis antreten, auch im aktuellen Jahr zur absoluten Weltspitze zu gehören.
Doch die Vorfreude auf diesen Event, die ja eigentlich die schönste Freude ist, wurde bereits vielen Eishockeyfans vergällt. Insbesondere denen aus Deutschland. Denn der Erwerb einer Eintrittskarte für die "Festtage des beliebten Puckspiels" war beim freien Vorverkauf reine Glückssache und kam einem "Sechser im Lotto" gleich. Was Wunder, ist der offizielle Vermarkter des WM-Ticketings doch kein anderer als die hiesige Lotteriegesellschaft SAZKA. Und frei nach dem Motto "Teilnahme ist alles, Gewinnen ist Zufall", wurden die Karten mittels eines schlecht erprobten Online-Systems unter die Leute gestreut. Ohne Rücksicht auf Verluste. Denn gerade die Konstellation, dass in der Vorrundengruppe A mit Gastgeber Tschechien und Nachbar Deutschland zwei Mannschaften vertreten sind, die gleich auf ein ganzes Heer an eishockeybegeisterten Fans zurückgreifen können, musste zwangsläufig dazu führen, dass die Anhänger beider Länder beim Kartenvorverkauf gegeneinander ausgespielt wurden. Weshalb?
Ganz einfach: Weil auch WM-Veranstalter Tschechien an der die letzten Jahre üblichen Praxis festhielt, die Tickets nur als Tageskarte zu verkaufen. Will heißen: Wer in den Genuss einer Eintrittskarte für das Team seines Heimatlandes kommen wollte, der musste gleichzeitig das Ticket der zweiten Partie mit erwerben, die am jeweiligen Spieltag am selben Spielort ausgetragen wird. Ergo: Die tschechischen Fans, die auf die Karten für die Begegnungen ihrer Mannschaft einen unglaublichen Run entfachten, sind daher auch in den Besitz der Tickets für die Vorrundenspiele der deutschen Auswahl gegen Kasachstan und Lettland gelangt. Ohne sie in der Regel zu benötigen. Und mit dem bitteren Beigeschmack, für den Besuch eines Tschechien-Spieles im Prinzip das Doppelte gezahlt zu haben.
Genau aus diesem Tatbestand heraus, hatte Radio Prag am 12. Februar eine Ticket-Tauschbörse gestartet. Doch diese Initiative war von den WM-Organisatoren nicht erwünscht. Trotz bester Absicht sahen wir uns genötigt, unser Projekt unfreiwillig wieder einzustellen. Ob nun mit oder ohne Tauschbörse, die WM wird auch so stattfinden. Die einen sind zufrieden, denn die Mehrzahl der Karten ist verkauft. Egal an wen. Der Ärger auf der anderen Seite ist geblieben und längst noch nicht verraucht. Und das im Vorfeld des 1. Mai, ab dem Tschechien und Deutschland ein- und derselben EU angehören werden. Zündstoff für weitere Sportereignisse also. Und wie es der Zufall will: Die Eishockey-WM 2005 findet in Österreich statt. Wehe dem, der da "Böses" denkt. Frei nach dem Sprichwort: Wie es in den Wald hineinschallt, so schallt es auch wieder heraus.