Filmfest: Auftakt in Karlsbad mit Julianne Moore

Foto: Ian Willoughby

Am Freitag heißt es in Karlovy Vary / Karlsbad wieder „Spot on!“ für den größten Kino-Event in Tschechien. In der Kurstadt in Westböhmen startet dann das Internationale Filmfestival. Was bietet der 54. Jahrgang?

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Julianne Moore und Bart Freundlich  (Foto: ČTK / Slavomír Kubeš)
Julianne Moore wird das Festival am Freitagabend eröffnen. Die US-amerikanische Schauspielerin präsentiert dabei den Film „After The Wedding“, in dem sie eine der Hauptrollen spielt. Zudem wird sie für ihr Lebenswerk geehrt. Karel Och ist künstlerischer Direktor des Filmfestivals in Karlsbad. In den Inlandssendungen schwärmte er von der 58-jährigen Julianne Moore:

„Mir gefällt an ihr, dass sie keine Angst hat, auch Rollen zu spielen, die für einen amerikanischen Star nicht gerade typisch sind. So hat sie beispielsweise in der radikalen Produktion ‚Maps to the Stars‘ von David Cronenberg mitgewirkt. Julianne Moore hat ein breit gefächertes Repertoire. Ich denke, die Zuschauer werden das auch in ‚After The Wedding‘ sehen.“

Der neue Streifen mit Julianne Moore ist einer von rund 180 Filmen, die dieses Jahr beim Festival laufen. Zehn Kinoproduktionen konkurrieren dabei im Hauptwettbewerb um den großen Kristallglobus. Tschechisches findet sich im Gegensatz zu früheren Jahren dieses Mal dort aber nicht:

Karel Och  (Foto: Ian Willoughby)
„Wir haben deutlich weniger tschechische Filme zur Beurteilung bekommen als sonst. Normalerweise sind es zwei in jeder unserer drei Wettbewerbssektionen. Dieses Jahr haben wir insgesamt nur zwei oder drei neue Streifen gesehen. Und diese hatten unserem Urteil nach nicht das Niveau, das wir uns wünschen und mit dem wir Werbung für das tschechische Kino betreiben wollen.“

Ein Schwerpunkt beim 54. Karlsbader Filmfestival bezieht sich auf den 30. Jahrestag der Samtenen Revolution. 1989 haben die Tschechen und Slowaken ihre kommunistischen Machthaber in die Wüste geschickt. Deswegen werden einige der wichtigsten Kinoproduktionen aus der Zeit noch einmal zu sehen sein, und zwar in der Sektion „Ohne Zensur“.

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„Es sind sieben Filme aus den Jahren 1989 bis 1992. Dazu gehören ‚Kouř‘, ‚V žáru královské lásky‘ oder ‚Dědictví aneb Kurvahošigutntág‘ (auf Deutsch: ‚Das Erbe oder: Fuckoffjungsgutntag‘, Anm. d. Red.). Das sind sehr stilisierte und mutige Produktionen, die bis an Karikaturen heranreichen. Sie zeugen von der Zeit, an die wir auch in einer Diskussion mit den Regisseuren erinnern wollen“, so Och.

Doch Karlsbad sind nicht nur Filme…

Gleich am Freitagabend erklingen beispielsweise die Hits der Beatles – in einem Konzert des Czech National Symphony Orchestra. Neben weiterer Live-Musik gibt es zudem eine Reihe an Ausstellungen.

Karel Och möchte allerdings noch auf einen besonderen Film hinweisen. Es ist der italienische Streifen „Daphne“, der bei der Berlinale seine Premiere hatte:

Das Filmfestival in Karlsbad läuft noch bis Sonntag, 7. Juli. Einen Tag zuvor werden bei einer großen Gala die Hauptpreise vergeben.

„Die Handlung dreht sich um eine junge Frau mit Down-Syndrom, deren Mutter plötzlich stirbt. Sie zieht dann zu ihrem Vater, und beide müssen mit ihrer Trauer zurechtkommen. Obwohl es anders klingen mag, ist der Film sehr schön, ziemlich positiv und anrührend. Die Schauspielerin mit Down-Syndrom, die die Hauptrolle verkörpert, kommt auch zu uns nach Karlsbad. Meine Prognose ist, dass der Film ein großer Zuschauererfolg wird.“

Autor: Till Janzer
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