Finanzielle Hilfe aus Brüssel für tschechische Plattenbauten

Ein neues Jahr steht vor der Tür und es wird Neues mit sich bringen, über das sich viele Tschechen kaum freuen werden. In einem Teil der Mietshäuser, vor allem in den privaten, teilweise aber auch in kommunalen Häusern, wird die immer noch regulierte Wohnungsmiete im Rahmen des gesetzlich festgeschriebenen Limits steigen. Außerdem werden auch die Preise für Leitungs- und Abwasser in einem Großteil der tschechischen Städte im Schnitt um 15 Prozent erhöht. Mindestens eine gute Nachricht gibt es allerdings auch: Die Tschechische Republik kann ab 2007 Gelder für die Erneuerung und Wiederbelebung von Plattenbausiedlungen von der EU bekommen. Mehr zu diesem Thema im folgenden Beitrag von Jitka Mladkova:

Foto: Štěpánka Budková
In Tschechien leben etwa vier Millionen Menschen in einem "panelak", auf Deutsch Plattenbau. Die industrielle Plattenbauweise galt seinerzeit hierzulande genauso wie in den anderen Ländern des so genannten Ostblocks als adäquater Ausdruck des sozialistischen Wohnmodells. Vor allem aber ging es in dem groß angelegten Wohnungsbauprogramm darum, neue Häuser schnell und billig zu bauen, um dem enormen Wohnungsmangel abzuhelfen.

Die größten Plattenbausiedlungen mit etwa 33.000 Häusern und über 400.000 Wohnungen entstanden zwischen 1971 und 1980. Für die Mehrheit ihrer Bewohner galten sie damals als ersehnte Bleibe. Da aber die sozialistische Bauweise auf Kosten der Qualität dieser Häuser ging, hatte es der Zahn der Zeit nicht schwer, an ihnen zu nagen. Heutzutage befinden sich viele der Plattenbauten in schlechtem, zum Teil auch erbärmlichem Zustand, stellen aber trotzdem nach wie vor eine vergleichsweise billige Wohnvariante für den Großteil ihrer Bewohner dar. Unter dem Titel "Panel" hat der tschechische Staat vor sechs Jahren ein Erneuerungsprogramm gestartet, mit dessen Unterstützung bisher rund 65.000 Wohnungen renoviert wurden.

Typische Hochhäuser in Prag-Modřany
Dies ist aber nur ein Tropfen im Meer aller Plattenbauwohnungen in Tschechien, deren flächendeckende Renovierung laut Experten auf 300 bis 400 Milliarden Kronen käme. So viel Geld steht dem Staat natürlich nicht zur Verfügung, zu Hilfe kommen aber in den Jahren 2007 bis 2013 Gelder aus europäischen Töpfen. Im kommenden Jahr sollen aus der Staatskasse und aus Brüssel 1,7 Milliarden Kronen, rund 300 Millionen Euro, in die Erneuerung von Häusern fließen. Das Entscheidungsrecht, wie das Geld im Rahmen des Renovierungsprogramms verteilt wird, kommt aber ausschließlich der tschechischen Regierung zu. Es mussten lediglich einige Änderungen vorgenommen werden, um das entsprechende Gesetz der EU-Legislative anzupassen. Die Sprecherin des Ministeriums für Regionale Entwicklung, Jana Viskova, fasste die neuen Regeln für den Tschechischen Rundfunk so zusammen:

"Im kommenden Jahr werden die Gelder vor allem für die Erneuerung von Plattenbauten bzw. ganzen Plattenbausiedlungen sowie ihrer Infrastruktur verwendet. Ein Teil ist für den Bau von Sozialwohnungen bestimmt, darunter auch für Roma-Familien. Bei den Fördergeldern sind im kommenden Jahr bestimmte Grenzen für die Gewährung von Subventionen festgelegt worden. Für natürliche Personen und kleine Unternehmer sind das 35 Prozent, für mittlere Unternehmer und Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern 25 Prozent, für große Unternehmer und größere Gemeinden 15 Prozent der Gesamtkosten des Rekonstruktionsprojektes."