Flog für Havel und Jágr: Ehemaliger Staatsjet kommt ins Museum
Sie war das tschechische Gegenstück zur Airforce One, wenn auch viel bescheidener: Mit der Tupolew TU-154 flogen zunächst die kommunistischen Machthaber, später dann die des demokratischen Staates. Nun kommt das altehrwürdige Staatsflugzeug ins Museum. Doch dafür war ein schwieriger Transport nötig. Die letzte Reise der Tupolew ging nämlich über die Straße.
Flugzeugliebhaber haben vor einiger Zeit diese Tupolew und eine weitere vor der Schrottpresse gerettet. In ihrer Freizeit schraubten sie das berühmtere der beiden ehemaligen Staatsflugzeuge auseinander, für den Transport über die Straße ins mährische Kunovice. Dort soll es das Luftfahrtmuseum bereichern. Museumschef Martin Hrabec:
„Hätten wir das Flugzeug einfach nur auseinandergesägt, hätten wir seinen Wert zerstört. Auch die Statik der Maschine wäre damit angegriffen worden. Aber vor allem geht es uns darum, die Tupolew im Original zu erhalten. Das ist zwar anspruchsvoller und dauert länger – aber es ist die einzige Möglichkeit.“Und so mussten die Tragflächen runter sowie die hinteren Ruder – Schraube für Schraube. Über zwei Jahre lang brauchten die Enthusiasten dafür. Der Rumpf wurde am vergangenen Wochenende vom Prager Militärflughafen Kbely nach Mähren gebracht: ein 45 Meter langer Koloss, 26 Tonnen schwer. Es ging fast 400 Kilometer über die Landstraße. Martin Ludvík leitete den Sondertransport und sagte am Samstag in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:
„Über die Autobahn können wir nicht. Die Höhe der Fracht beträgt 5,30 Meter, mit der Möglichkeit, sie auf 5 Meter abzusenken. Die Brücken können also nur unter Überwachung passiert werden.“In drei Etappen wurde der Flugzeugrumpf verfrachtet – es gilt als einer der größten Straßentransporte in der tschechischen Geschichte. An vielen Orten säumten Neugierige die Straßen.
In Zukunft wird die Tupolew dann im Museum von Kunovice gezeigt – und mit ihr rund 40 Jahre zivile Luftfahrtgeschichte. Ab den 1970er Jahren flogen schon die kommunistischen Machthaber mit der Maschine. Martin Salajka ist Luftfahrt-Experte und Publizist:
„Die Tupolew TU-154 war recht erfolgreich, über 1000 Stück wurden hergestellt. Für die damaligen Verhältnisse waren die Maschinen relativ schnell mit fast 1000 Stundenkilometer Reisegeschwindigkeit. Ihr Nachteil waren aber der hohe Kerosinverbrauch und die lauten Motoren. Deswegen wurden die Tupolew dann auch schrittweise aussortiert, sie entsprachen nicht mehr den EU-Normen für Lärmschutz.“Die politische Wende in der Tschechoslowakei überstanden die Maschinen allerdings noch problemlos und dienten auch der demokratischen Landesführung:
„Die Ausstattung der Spezialmaschinen unterschied sich dabei gar nicht so sehr von der Serienausstattung. Vielleicht waren die Sitze etwas bequemer, ansonsten gab es nur die Präsidenten-Suite, die mehr Platz bot. Von Luxus lässt sicher nicht reden. In Tschechien haben die Spezialmaschinen für den Präsidenten ohnehin nicht die Ausstattung wie die Privatjets etwa der Scheichs.“Die Tupolew TU-154 muss nun erst einmal wieder zusammengeschraubt werden. Auch das soll zwei Jahre dauern. Erst ab 2018 also ist geplant, dass die Maschine zum Prunkstück wird für das Museum in Kunovice.