Forschung auf Weltniveau: Das Institut für Organische Chemie und Biochemie feiert 70. Jubiläum

Institut für Organische Chemie und Biochemie der Tschechischen Akademie der Wissenschaften

Lebenswichtige Medikamente für HIV-Infizierte oder alltäglich angewandte Salben für Hautprobleme – das sind nur zwei der erfolgreichen Erzeugnisse, hinter denen das Institut für Organische Chemie und Biochemie an der tschechischen Akademie der Wissenschaften steht. Dessen Gründung jährte sich am Mittwoch zum 70. Mal.

Am Mittwoch wurde gefeiert – auch auf intellektuelle Weise. Das Institut für Organische Chemie und Biochemie an der tschechischen Akademie der Wissenschaften hatte in die Technische Nationalbibliothek in Prag zum Fachsymposium geladen. Anlass war das Erinnern an die Gründung am 31. Mai 1953.

Jan Konvalinka | Foto: Khalil Baalbaki,  Tschechischer Rundfunk

Vor allem schaut man in dem Institut, das zu den erfolgreichsten wissenschaftlichen Einrichtungen Tschechiens gehört, aber nach vorn. Es gebe kein feststehendes Konzept für eine fruchtbare Forschung, sagte Direktor Jan Konvalinka in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks. Eines wisse er aber sicher:

„Es ist sehr wichtig, dass sich ein solches Institut ständig verändert. Man darf nicht immer nur das Gleiche tun wie vor einer Woche, einem Monat oder fünf Jahren. Es müssen neue Dinge ausprobiert werden. Das ist nicht einfach, denn vieles beherrscht man noch nicht. Dann klappt etwas nicht, und man versagt.“

Darum sei ein zweiter wichtiger Aspekt erfolgreicher Forschung, keine Angst vor dem Versagen zu haben, so Konvalinka weiter. Man müsse auch Risiken eingehen. Und der dritte Punkt:

„Man muss immer überlegen, ob die Wissenschaft auch in der Praxis angewandt werden kann. Die Ergebnisse müssen patentiert und lizensiert werden, und daraus entstehen dann Medikamente oder andere Materialien, die den Menschen helfen.“

Antonín Holý | Foto: Stanislava Kyselová,  Institut für Organische Chemie und Biochemie der Tschechischen Akademie der Wissenschaften

Hilfreiche Arzneimittel hat die Einrichtung in den vergangenen 70 Jahren schon viele hervorgebracht. Der bekannteste Name der Institutsgeschichte ist Antonín Holý. Auf seine Entdeckungen gehen die wichtigsten Medikamente für HIV-Infizierte zurück. Konvalinka macht aber auch auf Holýs Vorgänger aufmerksam:

„Holý war natürlich der erfolgreichste Institutsvertreter. Aber es gab auch schon in den 1960er Jahren unglaubliche Projekte. So wurde das Peptidhormon Oxytocin entdeckt, das zur Beschleunigung von Geburten eingesetzt wird. Zudem entstanden bei uns sehr nützliche Leukämie-Mittel, die heute Millionen Menschen auf der ganzen Welt einnehmen.“

Ein spezieller Forschergeist würde seit den Anfangstagen im Institut herrschen und von Generation zu Generation weitergegeben, schildert der Direktor. Und dies gelte auch für die kommenden Jahre:

„Es gibt praktisch jedes Jahr Bewerbungsrunden für neue junge Abteilungsleiter an unserem Institut. Fast ausnahmslos sind dies Leute von außen, niemand erbt bei uns ein Labor. Stattdessen finden weltweite Ausschreibungen statt, in denen die neuen Mitarbeiter vom internationalen Beirat ausgewählt werden.“

Nach einer Art Probezeit von drei bis fünf Jahren entscheide der Beirat dann anhand der Forschungsergebnisse über den weiteren Verbleib der jungen Wissenschaftler am Institut…

„Dieses Verfahren garantiert uns einen Zufluss brillanter junger Menschen aus der ganzen Welt, die das Institut permanent verändern und es zu einer echten europäischen Spitzeneinrichtung machen“, betont der Direktor nicht ohne Stolz. Auf diese Art würde die Zukunft seiner Einrichtung aktiv gestaltet, resümiert Konvalinka.