Forum 2000: Bürgergesellschaften sind die Feinde der Diktaturen
Am Dienstag endete in Prag die zweitägige Konferenz Forum 2000. Das 1997 vom damaligen Präsidenten Václav Havel initiierte Treffen bedeutender Persönlichkeiten aus aller Welt fand nun bereits zum achten Mal statt. Das Thema "Bürgergesellschaft in der globalisierten Welt" bot Stoff auch für aktuelle Erklärungen. Ein Beitrag von Oliver Engelhardt.
Bill Clinton, Frederik Willem de Klerk, Elie Wiesel, Shimon Peres, der Dalai Lama - wie ein Who-is-who der Weltpersönlichkeiten liest sich die Delegatenliste des Forums 2000 der letzten Jahre. Ehemalige Staatsoberhäupter, Wissenschaftler, Religionsführer, Schriftsteller aus aller Welt werden von den Veranstaltern der Konferenz eingeladen. Die Themen sind entsprechend allumfassend: Menschenrechte, Kultur, geistliche Werte und mehrfach bereits das große Thema Globalisierung. Den Schwerpunkt setzten die Veranstalter in diesem Jahr auf die Rolle der Bürgergesellschaft in der globalisierten Welt. Der Initiator des Forums, Ex-Präsident Václav Havel bezeichnete eine reich strukturierte Bürgergesellschaft als eine Bedingung für den Erhalt der Vielfältigkeit der Welt. Die Globalisierung habe hingegen die Tendenz, diese Vielfalt zu vereinheitlichen. Reine Theorie? Im Gegenteil: die Beiträge widmeten sich sehr konkreten Problemen. So kritisierte etwa der russische Oppositionspolitiker Grigorij Javlinskij, dass in seinem Land die Bedingungen für den Aufbau einer Bürgergesellschaft nicht gegeben seien. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion trat am Montag auch der ehemalige Chef des US-amerikanischen Geheimdienstes CIA, James Woolsey auf. Mit Blick auf Afghanistan und den Irak bezeichnete er Demokratie und Bürgergesellschaft als "Feinde totalitärer Regime".
Diese Stoßrichtung hatte Václav Havel bereits zu Beginn des Forums 2000 mit einem anderen sehr aktuellen Beispiel vorgegeben:
"Gestern erhielten wir eine anschauliche Illustration dessen, wie totalitäre oder autoritäre Regime die Bürgergesellschaft hassen. Ich denke an Weißrussland, die Wahlen und das Referendum in Weißrussland und die ganze Situation, in der wiederum der Hauptschlag gegen die Bürgergesellschaft gerichtet ist. Man sollte über Möglichkeiten und Formen der internationalen Solidarität und Unterstützung der Bürgergesellschaft eben in diesem Land nachdenken. Ich spreche über Weißrussland unter anderem deswegen, weil es ziemlich nahe, in Europa liegt. Dies ist das letzte europäische tatsächlich diktatorische Regime". Den scharfen Protest gegen das Referendum über eine dritte Amtszeit des autoritären weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko fassten die Veranstalter des Forums 2000 am Schluss in eine gemeinsame Erklärung. Darin werden die europäischen Länder aufgefordert, die Ergebnisse des Urnengangs in Weißrussland nicht anzuerkennen. Die weißrussische Wahl war bereits von westlichen Beobachtern vor Ort sowie von der weißrussischen Opposition kritisiert worden.Der Leiter der Stiftung Forum 2000, Oldrich Cerný kündigte an, dass die Gestaltung des Forums in Zukunft wegen finanziellen Kürzungen etwas bescheidener ausfallen könnte. Die Konferenz soll aber auch weiterhin auf die aktuelle Situation der Welt reagieren.