Forum 2000 - erster Veranstaltungstag

Logo des Forums 2000

Das fünfte und gleichzeitig letzte Forum 2000 wurde am Montagvormittag mit einer Debatte über die Menschenrechte eingeläutet. Olaf Barth berichtet.

Logo des Forums 2000
Bereits am Sonntagnachmittag hat Präsident Vaclav Havel das diesjährige Forum 2000 eröffnet, das er gemeinsam mit dem Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel 1997 ins Leben gerufen hatte. Havel bezog sich in seiner Eröffnungsrede natürlich auch auf den 11.September und verwies darauf, dass es Terroristen schon immer gegeben habe, aber sie noch nie solche gigantischen Möglichkeiten zur Bedrohung so vieler Menschen gehabt hätten. Und weiter:

"Es erscheint mir notwendig, sich dies zu vergegenwärtigen und zu überlegen, wie man diesem (...) globalen technischen Fortschritt in irgendeiner Weise eine Vertiefung der globalen Verantwortlichkeit zur Seite stellen könnte (...) Eine Verantwortung, die den menschlichen Geist und dessen gute Kräfte mobilisieren könnte, damit sie sich diesen großen Widersprüchen der heutigen Zivilisation widmen, mit denen wir uns auf dieser Konferenz beschäftigen werden."

Thema der ersten Debatte waren die Menschenrechte und die Versuche ihnen universelle Bedeutung zu verschaffen. Francis Fukuyama, Professor für politische Ökonomie und Autor des berühmten Essays "Ende der Geschichte", wies in seinem Vortrag auf die Problematik der Menschenrechte hin:

"Was wir im Westen als Menschenrechte bezeichnen entstammt dem westlich-christlichen Kulturkreis. Sie haben eine gemeinsame Basis in der westlichen Kultur aber nicht in den restlichen vier Fünfteln der Welt."

Will man sie aber universalisieren, so Fukuyama, ihnen also globale Gültigkeit verleihen, dann steht man vor dem Problem, dass die ihnen zu Grunde liegenden Werte in anderen Kulturkreisen oftmals so nicht existieren. Hier müsse man also einen globalen Konsens finden um universelle Gesetze, Ökonomien aber auch soziale Gerechtigkeit zu schaffen.

Joachim Gauck, ehemaliger Beauftragter der Bundesbehörde für Stasi-Akten, verwies in seiner Rede darauf, dass auch die Gedanken der französischen Revolution, die durch Macht und Gewalt in die Nachbarländer exportiert wurden, dort, obwohl sie mehr Demokratie und Freiheit bedeuteten, z.T. Widerstand hervorriefen:

"Und es entstand ein merkwürdiger Zwiespalt, auf der einen Seite heftige, kriegerische Auseinandersetzungen gegen Okkupation, auf der anderen Seite eine fortwährende Sehnsucht nach liberalen Freiheitsrechten. Zwar kommt die Bürgerfreiheit, aber die Plötzlichkeit und Fremdheit mit der die Freiheit der Einzelnen durch ausländische Machtträger durch Militär unter die Kulturen der beglückten Völker tritt, erzeugt starke Gegenbewegungen, aus nationalen oder auch religiösen Gefühlen heraus. Der Befreier kam eben oft als nationaler Unterdrücker."

Das Forum 2000 wird noch bis Mittwoch andauern. Unter den Teilnehmern befinden sich u.a. der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker und Ex US-Präsident Bill Clinton.

Autor: Olaf Barth
abspielen