Forum 2000 - Multireligiöses Treffen in der St. Veits Kathedrale
Das internationale Intellektuellentreffen Forum 2000, dass zum fünfen Mal auf der Prager Burg stattfindet, fand am Dienstag seinen Höhepunkt in dem multireligiösen Treffen in der St. Veits Kathedrale. Dagmar Keberlova berichtet:
Das multireligiöse Treffen ist ein traditioneller Bestandteil der internationalen Konferenz Forum 2000 und soll eine Anregung zur Zusammenarbeit unter den verschiedenen Weltreligionen sein. Dieses Jahr erlangte diese gemeinsame Meditation, bei der unter anderem Vertreter der Juden, Moslems und Buddhisten sprachen, aufgrund der tragischen Ereignisse in den USA am 11. September die Form eines Protests gegen all jene, die verschiedene Religionen missbrauchen. Besonders im Vergleich zu den Treffen in den vergangenen Jahren, war auch die Tatsache, dass der tschechische Präsident Vaclav Havel hier seine Botschaft an die Vertreter verschiedener Weltreligionen präsentierte, in der er sie zu einer engeren Zusammenarbeit untereinander aufgefordert hat. Präsident Havel ist der Ansicht, dass Staatsmänner und Politiker ihre Verantwortung für den Frieden nicht erfüllen werden können, wenn sie nicht den geistlichen Wurzeln ihrer Kulturen verbunden sind. Weiter sagt Vaclav Havel in seiner Botschaft an die Geistlichen:
"Die jüngsten Ereignisse in den USA haben uns auf eine drastische Art und Weise gezeigt, wie schnell sich das Böse globalisieren kann. Verbrechen, Gewalt, Fanatismus, Arroganz, Egoismus, Rücksichtslosigkeit gegenüber den Menschen, Völkern sowie der Natur verbreiten sich über den ganzen Planeten und bedienen sich hierbei aller Errungenschaften der heutigen Wissenschaft und Technik. Deshalb glauben wir, dass sich in dieser Zeit im Interesse der "Globalisierung des Guten" mehr denn je die Kräfte aller verbinden müssen, die eine Verantwortung für die Zukunft der Menschen auf diesem Planeten empfinden. Die Bedeutung Ihrer Arbeit ist daher groß und unersetzlich. Ich bitte Sie, ihre ganze Autorität zum gemeinsamen Kampf gegen all jenes zu nutzen, das ein würdiges Menschenleben bedroht, und dass Sie sich gemeinsam gegen alle Versuche stellen, Hass und Gewalt unter dem Schleier der religiösen Argumentation zu verstecken und auch gegen Äußerungen mit verdrehter Auslegung von heiligen Worten, Symbolen und Traditionen."
Präsident Havel forderte des weiteren die Vertreter der Weltreligionen zur Fortsetzung des Dialogs sowie zur Bildung einer "großen geistigen Koalition" auf, die "die existierenden Bemühungen um Zusammenarbeit der Weltreligionen vertiefen würde sowie die gemeinsamen Anstrengungen, sich gegen vernichtende Kräfte im Namen des Respekts zum Leben und zur Würde des Menschen, im Namen der Brüderlichkeit und Gleichheit der Völker, der gerechten Verhältnisse in der Welt und der Rücksicht auf die Interessen der zukünftigen Generationen zu stellen".