Fotoausstellung „Invasion ´68“ bringt dramatische Ereignisse in Erinnerung

Fotoausstellung 'Invasion ´68'

In einem Teil der historischen Räumlichkeiten des Altstädter Rathauses in Prag wird am Samstag eine Ausstellung eröffnet, die aus aktuellem Anlass die ersten Tage nach der Invasion der Warschauer Paktstaaten in Erinnerung bringen soll. Der Titel der Ausstellung lautet daher auch: „Invasion ´68“. Der Autor der berühmten Aufnahmen, Josef Koudelka, lebt seit 1970 im Ausland. Jitka Mládková war bei der Pressekonferenz zur Ausstellung und konnte mit ihm sprechen.

Fotoausstellung 'Invasion ´68'
Über die Fotos, die nun in wenigen Tagen genau 40 Jahre als werden, kann man in aller Kürze etwa folgendes sagen: Von Fachkennern werden sie bereits als ein klassisches Werk im Bereich der Reportagefotografie der Nachkriegszeit eingestuft. In der Ausstellung gibt es insgesamt 169 großformatige Fotos zu sehen, von denen ein Teil bisher noch nicht publiziert wurde. Es sind höchst expressive, zum Teil auch sehr emotionale Fotos mit großer Aussagekraft. Es muss auch gesagt werden, dass diese Ausstellung von einem gleichnamigen Bildband „Invasion ´68“ ausgeht, der hierzulande im Frühjahr auf dem Büchermarkt erschienen ist. Für Koudelka war es damals, wie er sagt, das Gebot der Stunde, das dramatische Geschehen im August 1968 mit einem Fotoapparat zu erfassen. Bis dahin hat er sich nämlich vor allem der Theaterfotografie gewidmet. Außerdem hatte er noch ein anderes großes Thema, das ihn bis heute weltweit beschäftigt. Das sind – wie er selbst sagt – „die Zigeuner“.

Josef Koudelka
In einem kurzen Interview für Radio Prag ging er unter anderem auf die Frage ein, ob er den russischen Soldaten die Invasion von 1968 bereits verzeihen konnte. Er reagierte spontan, das habe er sofort getan und fügte noch Folgendes hinzu:

„Ich war mir dessen bewusst, dass ich selbst in demselben staatspolitischen System lebte wie sie. Es hätte auch mir passieren können, dass mich jemand weckte, und ich hätte mich ein paar Stunden später in Warschau, in Budapest oder Bukarest oder irgendwo anders befunden hätte. Die einfachen Soldaten sind in die Situation vollkommen schuldlos geraten. Natürlich, wenn dann ein Offizier kommt und einen Schießbefehl gibt, dann muss man diesen befolgen. Auf diesem Prinzip funktioniert der Militärdienst.“

Der erwähnte Bildband „Invasion ´68“ ist nicht nur in Tschechien erschienen. 6000 Exemplare des rund 300 Seite dicken Buches sind mittlerweile in Frankreich verkauft worden. Josef Koudelka lag aber sehr daran, dass es auch in Russland herausgegeben wird. Das ist nicht gelungen:

Fotoausstellung 'Invasion ´68' | Foto: Štěpánka Budková,  Radio Prague International
„Was mir besonders leid tut ist, dass dieses Buch nicht in Russland erscheinen kann, obwohl es bereits in neun Ländern herausgegeben wurde. Wir haben nach einem russischen Verleger gesucht und man hat uns gesagt, dass es die Russen ganz bestimmt interessieren würde, aber dass die aktuelle politische Lage im Land für so etwas nicht günstig sei. Ich würde sehr gerne auch diese Ausstellung in Russland zeigen, denn es passiert mir auch heute noch, dass ich jemandem begegne, der die Invasion von 1968 anders sieht. Neulich war ich in Aserbaidschan, in einem kleinen Dorf, wo man mir von einem Menschen erzählte, der damals in der Tschechoslowakei war. Ich habe ihn aufgesucht und er hat mir in der Tat gesagt, ja, er sei dort gewesen, man habe uns befreit.“

Abschließend noch eine wichtige Information: Die Ausstellung wird bis zum 13. September im Altstädter Rathaus zu sehen sein.

Fotos: Štěpánka Budková