Fotoausstellung: Meine Freundinnen und ich
Was haben Dolmetscher und Fotografen gemeinsam? Die einen haben ein Wörterbuch in der Hand, der Mund ist ihr Werkzeug. Die anderen schauen sich die Welt durch das Kamera-Objektiv an. Der kleine gemeinsame Nenner könnte sein, dass beide so zu sagen im Hintergrund arbeiten. Ondrej Stanek aus Prag ist es jedoch gelungen beides zu vereinbaren. Unsere Mitarbeiterin Bara Prochazkova hat mit ihm gesprochen.
Ein Dolmetscher vom Beruf, ein Fotograf im Herzen: Bei jeder wichtigen deutsch-tschechischen Konferenz ist Ondrej Stanek dabei und vermittelt unter den Teilnehmern:
"Der Dolmetscherberuf selbst ist keine schöpferische Tätigkeit, ich erschaffe nichts, es bleibt nichts da. Es wurde gesagt, ausgesprochen und dann ist es weg. Nach der Konferenz oder nach den Verhandlungen spricht man darüber, dass die Gespräche gut waren, aber dass dort ein Dolmetscher anwesend war, darüber spricht keiner mehr."
Deshalb zieht er sich dann mit seiner Kamera zurück und fotografiert. Er habe schon als ein Jugendlicher Frauen bewundert und abgebildet. Zuerst hat er Statuen fotografiert, später mit Mitschülerinnen künstlerische Kompositionen zusammengestellt. In den 80er Jahren legte er eine schöpferische Pause ein, heute gehen bei ihm im Atelier wieder die Frauen ein und aus:
"Die Bilder, die ich mache, sie sollen nicht zeigen, wie schön die Frau ist, sondern ich möchte gemeinsam mit den Frauen ein Bild machen, um etwas Interessantes zu zeigen, manchmal durch Dinge, die vielleicht nicht so schön sind."
Nun wurde in Prag seine Ausstellung von über 30 Akt-Fotografien mit dem Titel "Meine Freundinnen und ich" eröffnet. Er kannte sie nur flüchtig, die engen Verbindungen sind erst nachträglich durch das Fotografieren entstanden, so Stanek:
"Die Beziehung zu den Frauen ist absolut vertraulich. Die Freundschaft entsteht erst durch das Fotografieren."
Von den deutsch-tschechischen Beziehungen spricht er als Dolmetscher, die bilateralen Beziehungen zu den jeweiligen Frauen machen ihm jedoch mehr Freude. Ondrej Stanek arbeitet gerne an den Bildern:
"Es ist möglich, dass diese Beziehung sogar einseitig ist. Denn sie verbringen einen Tag mit mir und dann gehen sie nach Hause. Ich beschäftige mich mit den Bildern ein halbes Jahr und ich bearbeite sie am Computer. Da bin ich mit den Frauen weiter."
Die Fotografien können Sie noch bis zum Ende Juni in Prag, im Foyer des Amtes für nukleare Sicherheit, sehen.