František Ptáček: Ein Kapitän und Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle
Das tschechische Eishockey verkörpert im internationalen Sport eine Erfolgsmarke von höchster Qualität. Besonders in den 1970er Jahren und um die Jahrtausendwende, als die Tschechen gleich sechs WM-Titel und den Olympiasieg in Nagano einsackten, wurden nicht wenige ihrer Cracks zu Weltstars. Doch mit Stars allein gewinnt man noch keine Spiele. Dazu gehören auch die unentwegten Antreiber und Rackerer, die durch ein hohes Maß an Zuverlässigkeit bestechen.
„Da kommen viele Gefühle auf einmal zusammen. Ich verbinde damit sowohl Ehre und Schinderei als auch Wertschätzung und Freude. All das gehört dazu, denn seit meinem Beginn als Profispieler ist schon eine ziemlich lange Zeit vergangen, in der mir auch das Glück hold war, indem ich keine größeren Verletzungen hatte. Darauf muss ich gleich auf Holz klopfen.“
An sein erstes Spiel in der höchsten Männerliga des Landes erinnert sich Ptáček noch ganz genau:„Ich erinnere mich, es war in der Saison 1993/94, als ich für Slavia Prag in der zweiten Liga spielte. Ich war allerdings nur an Slavia ausgeliehen, denn unter Vertrag stand ich bei Sparta Prag. Und so kam es, dass mich Sparta für ein paar Spiele in den Kader zurückholte, weil einige Verteidiger verletzt waren. Sparta spielte in Zlín, wo wir nach dem ersten Drittel mit 0:4 zurücklagen. Deshalb hat mich der Trainer mit Beginn des zweiten Drittels eingesetzt, ich spielte damals mit Jirka Vykoukal in einer Verteidigung. Die Partie endete glaube ich 1:7, ein schreckliches Debakel. Aber es war mein erstes Match in der Extraliga, daran erinnere ich mich.“
Die Begegnung endete sogar 1:8 zuungunsten von Sparta. Für Ptáček aber war es der Durchbruch, denn die damalige Saison spielte er sehr erfolgreich für den Lokalrivalen Slavia Prag zu Ende:
„Ich spielte unter anderem mit Vladimír Růžička zusammen und am Ende der Saison ist Slavia gemeinsam mit Vsetín in die Extraliga aufgestiegen. Ich war damals 18 Jahre alt und das alles war eine große Erfahrung für mich. Das war meine erste Saison bei den Männern, dort hat alles angefangen.“
Während es aber ein Star wie Růžička als Spieler zu einem WM-Titel und einem Olympiasieg sowie als Trainer zu bisher zweifachem WM-Gold brachte, kam Ptáček in der Nationalmannschaft nur relativ selten zum Einsatz. Seine Nominierungen für das Auswahlteam weiß der heutige Back des HC Mountfield Budweis jedoch sehr zu schätzen:
„Ich habe nur ein paar Begegnungen im Rahmen der Euro Hockey Tour bestritten, ich glaube es waren so rund 30, doch bei einer WM habe ich nicht gespielt. Aber ich freue mich über jede Nominierung in das Auswahlteam, wie zum Beispiel im vergangenen Jahr in der WM-Vorbereitung zum Ende der Saison. Das hat mich angenehm überrascht und war für mich ein weiterer Impuls.“Seine größten Impulse und Spuren hinterließ der stets fair spielende Abwehrchef der Südböhmen jedoch ohne Frage beim achtfachen Titelträger Sparta Prag, bei dem auch Ptáček sehr erfolgreich war:
„Mit Sparta habe ich insgesamt vier Meistertitel gewonnen, und zwar in den Jahren 2000, 2002, 2006 und 2007. Keine Frage, mit Sparta habe ich meine größten Erfolge gefeiert.“
Für Sparta Prag hat Ptáček auch die meisten Punktspiele bestritten, nämlich 711. Seine restlichen Einsätze bis zur 1000er-Marke hat der schussstarke Defender für den HC Energie Karlsbad (137) und den HC Mountfield Budweis (152) absolviert. Die auf allen drei Karriere-Stationen gewonnenen Erfahrungen möchte er heute nicht mehr missen:
„Sparta Prag, das ist ein professionell geführter Club vom Zeugwart bis hinauf in die Führungsspitze. Das ist mein Stammverein, bei dem ich aufgewachsen bin und der mir wohl immer ganz nahe stehen wird. Als ich für Karlsbad auflief, wurde dort noch in der alten Blechhalle mit ihrer einzigartigen Atmosphäre gespielt. Dazu kamen die herrlichen Bauten der Stadt mit der Kurkolonnade an erster Stelle, daher war ich auch dort sehr zufrieden. Und in Budweis läuft es für mich vor allem sportlich wieder sehr gut. Außerdem hat hier auch meine Familie Zuwachs erhalten, von daher muss ich sagen: Auch an meine beiden Stationen außerhalb von Prag habe ich gute Erinnerungen.“Noch wichtiger als sein geliebter Sport ist für František Ptáček die bereits erwähnte Familie. Deshalb ist es auch kein Zufall, dass der im Sternbild Widder geborene Abwehrkämpe in seiner bisherigen Karriere noch nie für einen ausländischen Verein gespielt hat. Oder hatte er einfach keine Angebote?
„Angebote gab es schon, und ein Wechsel ins Ausland war auch ein Thema, vor allem im Jahr 2003, als ich für Karlsbad spielte. Aber ich habe das wie immer sehr genau mit meiner Frau besprochen und wir haben uns entschieden, hier zu bleiben, zumal wir gerade junge Eltern eines kleinen Babys geworden waren.“Die fünfköpfige Familie und seine Leidenschaft für schnelle Motorräder sind für Ptáček die beiden wichtigsten Bezugspunkte, um auch einmal vom Eishockey abzuschalten und neue Kraft zu sammeln. Doch ans Aufhören denkt der Führungsspieler und Kapitän der Budweiser noch lange nicht. Wenn er auch weiterhin von Verletzungen verschont und für den Hochleistungssport entsprechend fit bleibe, dann würde er gern noch zwei, drei Jahre in der obersten Spielklasse des Landes dem Puck nachjagen. Dann würde Ptáček auch locker den von Řezníček gehaltenen Einsatzrekord brechen, der bei 1035 Pflichtspielen (Punktspiele und Play-off-Spiele) steht. Neben diesem Rekord reizt es Ptáček aber ebenso, an jüngere Spieler einen Großteil seines Erfahrungsschatzes weiterzugeben:
„Ich will mich mit den jüngeren Spielern nicht nur messen, sondern habe festgestellt, dass ich Ihnen auch einiges zeigen und erklären kann. Die jungen Burschen sind meist noch unbekümmert und unerfahren, so dass man ihnen nicht nur noch einiges im Eishockey, sondern auch viele Dinge des alltäglichen Lebens beibringen kann. Und es erwärmt einem das Herz, wenn man spürt, wie man dem anderen helfen kann.“
František Ptáček – ein echter Kapitän seines Teams und ein Gentleman des tschechischen Eishockeys.