Franz-Kafka-Preis für Elfriede Jelinek

Elfriede Jelinek (Foto: CTK)

Ähnlich wie die Verleihung des Nobel-Preises in Stockholm, spielte sich auch die Verleihung des Franz-Kafka-Preises am 1. November in Prag ohne die Teilnahme der Preisträgerin ab. Diese ist in beiden Fällen dieselbe: die österreichische Autorin Elfriede Jelinek. Hören Sie mehr dazu von Markéta Kachlíková.

Elfriede Jelinek  (Foto: CTK)
Bereits im Frühling hat eine zehnköpfige Jury über die diesjährige Trägerin des internationalen Franz-Kafka-Preises entschieden, der seit 2001 in Prag verliehen wird. Die Schriftstellerin und Dramatikerin Elfriede Jelinek hatte sich zwar entschuldigt, an der Feier im Brozík-Saal des Altstädter Rathauses nicht teilnehmen zu können, sie schickte allerdings einen umfangreichen Text mit dem Namen "Die Anmessung des Urteils" nach Prag, der von der Schauspielerin des Wiener Burgtheaters Libgart Schwarz vorgetragen wurde:

"Kafka ist für mich ein Autor der äußersten Rührung. Die Sehnsucht nach dem Alleinsein eilt ihm voraus, er eilt ihr hinterher, und so ist er natürlich nicht oft allein. Solange das Alleinsein an dem Platz, den es erreicht hat, auf ihn wartet, ist er schon nicht mehr allein, weil er irgendwo nicht mehr allein sein wird, ist er es jetzt schon nicht. Danach ist er dann aber wieder allein. Über kaum einen Dichter ist so Viel gesagt worden, wie über Kafka. Ich kann dem nichts hinzufügen, was einen Wert hätte, das ist mir bewusst. Wenn ich das Erleben Kafkas verfolge, dann verfolgt es sofort mich mit seiner eigenen Reisebeschreibung des Stillstands."

Mit einer Laudatio auf Elfriede Jelinek trat die Übersetzerin und Direktorin des Prager Theaterfestivals deutscher Sprache, Jitka Jílková, auf. Elfriede Jelinek schaue und schaue und gestehe unermüdlich und ununterbrochen sich selbst und uns allen ein, dass das, was sie sehe, sich von dem Bild wesentlich unterscheide, das man sehen möchte, charakterisierte Jílková das Werk von Elfriede Jelinek.

Die Franz-Kafka-Statue von Jaroslav Róna in Prag
"Jelinek schont das Publikum nicht. Sie lehnt es ab, die Augen vor der Realität zu verschließen, die schwärzesten Seiten der Realität und die abscheulichsten Formen des menschlichen Verhaltens und Denkens zu ignorieren. Im Gegenteil, sie bemüht sich, darauf hinzuweisen. Und das ist natürlich keinem besonders zuträglich."

Jelinek wurde von 23 Kandidaten von einer Jury gewählt, in der z. B. der bekannte deutsche Kritiker Marcel Reich-Ranicki, die Literaturwissenschaftler und Herausgeber der sog. Tschechischen Bibliothek in Deutschland, Dieter Zimmermann und Peter Demetz, und der tschechische Übersetzer Jirí Pelán ihre Stimme abgaben. Sie ist die vierte Trägerin des Franz-Kafka-Preises nach Philip Roth, Ivan Klíma und Peter Nádas. Verbunden ist die Auszeichnung mit einer Summe von 10.000 US-Dollar und einer Miniatur der Franz-Kafka-Statue von Jaroslav Róna, die in der Prager Altstadt steht.