Franz Olbert wurde mit der Verdienstmedaille ausgezeichnet

Franz Olbert (Foto: CTK)
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Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der verschiedenen tschechisch-deutschen Konferenzen, die seit der Wende von 1989 auf beiden Seiten der Grenze organisiert werden, ist er kein Unbekannter - im Gegenteil: Man kann sich diese Diskussionstreffen ohne ihn kaum vorstellen. Die Rede ist von Franz Olbert, dem langjährigen Geschäftsführer der deutschen Ackermann-Gemeinde (1976-1999), einer von sudetendeutschen Katholiken gegründeten Organisation. Am 28. Oktober wurde Franz Olbert vom tschechischen Präsidenten Vaclav Klaus für Verdienste um den Staat im Bereich der Kunst und Kultur ausgezeichnet. Zur Begründung der Auszeichnung hieß es u.a.: Mit seiner langjährigen Tätigkeit gelang es Olbert, das belastende historische Erbe der tschechisch-deutschen Beziehungen zu überwinden.

Franz Olbert  (Foto: CTK)
Herr Olbert, die Ackermann-Gemeinde hat die tschechische Kirche bereits während des kommunistischen Regimes auf verschiedene Weise stark unterstützt - diese Hilfe umfasste finanzielle Unterstützung, aber auch z. B. die Verbreitung von religiös orientierter Literatur. Wie erinnern Sie sich an diese Zeit, die Gewährung einer solchen Hilfe war ja ganz sicher auch manchmal gefährlich, oder?

"Die Unterstützung der Kirche war nicht einfach, das ist richtig. Die Kirche in der Tschechoslowakei war ja besonderen Repressalien und Verfolgungen ausgesetzt, es gab ja keine Bischöfe mehr, die im Amt waren. Und wir waren natürlich bemüht, neben bescheidenen materiellen Hilfen vor allem geistige Hilfe zu leisten, das heißt Literaturhilfe."

Nach der Wende bot sich plötzlich die Möglichkeit, die Kontakte, die es inzwischen schon gab, weiter auszubauen und gemeinsame Veranstaltungen mit tschechischen Partnern durchzuführen...

"Wir haben mit unseren Kontaktpersonen vor allem aus der Zeit nach 1968 begonnen, gemeinsame Veranstaltungen, Symposien, Begegnungen anzubieten. Ich möchte hier zwei Veranstaltungstypen nennen, die besondere Bedeutung gewonnen haben: einmal die Iglauer Symposien, die wir gemeinsam mit der Bolzano-Stiftung veranstalten, und die Marienbader Gespräche, die wir gemeinsam mit der Christlichen Akademie gestalten."

Vaclav Klaus und Franz Olbert  (Foto: CTK)
Das Engagement der Ackermann-Gemeinde wurde mit der Zeit auch von wenigstens einem Teil der Medien gewürdigt. Von einem Teil des tschechischen politischen Spektrums wurde es jedoch ignoriert. Sie haben nie aufgegeben, waren Sie aber nicht manchmal enttäuscht?

"Aber ja, nur ist das kein Weg, der weiter führt. Enttäuschungen hat es natürlich gegeben, das ist selbstverständlich. Aber die Überzeugung, dass nur der Weg des gemeinsamen Dialogs und der Begegnung zum Ziel führt und die Bereitschaft, das Leid, das sich beide Völker zugefügt haben, zu überwinden, war einfach stärker als die Enttäuschungen, die hingenommen werden mussten."

Was bedeutet für Sie die Auszeichnung, die Ihnen jetzt von Tschechiens Präsidenten Vaclav Klaus verliehen wurde?

"Ich sehe darin eine Bestätigung meiner ganz persönlichen Arbeit und der Arbeit der Ackermann-Gemeinde. Das heißt, dass das Eintreten für Wahrheit und Gerechtigkeit in die Zukunft führt. Deutsche und Tschechen sind nun einmal Nachbarn in der Mitte Europas und sie können nebeneinander leben, sie können aber auch miteinander leben. Und uns, und mir persönlich ist sehr daran gelegen, dass wir miteinander leben und dieses sich immer stärker einende Europa auch gemeinsam gestalten."