Frühverrentung: Notlösung gegen Altersarbeitslosigkeit

Foto: Filip Jandourek, Archiv des Tschechischen Rundfunks

Fast ein Drittel der Tschechen, die Im Jahr 2013 in Rente gegangen sind, taten dies frühzeitig. Sie verzichten damit auf einen Teil ihrer Altersbezüge. Grund für ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Arbeitsleben ist bei vielen Frührentnern die hohe Arbeitslosigkeit. Die meisten finden im hohen Alter schlicht keine Anstellung mehr.

Foto: Tschechisches Fernsehen
Im Jahr 2013 betrug die tschechische Durchschnittsrente knapp 11.000 Kronen (410 Euro). Doch 28 Prozent der Rentenempfänger steht nicht einmal diese Summe im Monat zur Verfügung. Der Grund: Sie sind vorzeitig in den Ruhestand gegangen. Alleine 2013 machten diesen Schritt fast 87.000 Menschen. Nikola Šimandlová ist Projektmanagerin beim Verein „Alternativa 50+“. Die NGO hat eine Studie ausarbeiten lassen, um herauszubekommen, warum die Menschen früher in Rente gehen.

Nikola Šimandlová  (Foto: ČT24)
„Bei der Studie hat sich eindeutig herausgestellt, dass der Grund für den frühzeitigen Gang in die Rente der Verlust des Arbeitsplatzes ist. Vor allem in der Altersgruppe zwischen 55 und 64 Jahren ist der häufigste Grund für eine Frühverrentung, dass die Arbeitnehmer ihre Kündigung erhalten haben.“

Das Renteneintrittsalter für Männer liegt in Tschechien derzeit bei 62 Jahren und sechs Monaten, es erhöht sich aber jedes Jahr um zwei Monate. Frauen können, abhängig von der Kinderanzahl, noch früher regulär in Rente gehen.

Seit dem Jahr 2000 aber sind die Zahlen der Frührentner in die Höhe geschnellt. Vor 13 Jahren bezogen insgesamt 147.000 Menschen gekürzte Bezüge, im Jahr 2013 waren es bereits 477.300 – fast eine Verdreifachung. Nikola Šimandlová erklärt die Folgen für die Menschen:

Foto: Archiv Radio Prag
„Die Höhe hängt natürlich vom Gehalt ab. Aber die Rente wird auch davon beeinflusst, ob man ein paar Monate vor dem Eintrittsalter aufhört zu arbeiten oder zum Beispiel drei Jahre vorher. Dann ist die Kürzung der Bezüge wirklich deutlich.“

Im Durchschnitt erhalten die Frührentner 1140 Kronen weniger als die regulären Pensionsbezieher, also nur etwa 9900 Kronen (370 Euro) - und das für die gesamte Rentenbezugszeit. Die Projektmanagerin der NGO betont aber, dass dieser Verzicht keine freiwillige Entscheidung der Rentner sei:

„Es ist eher eine Notlösung. Oft handelt es sich um Fälle, bei denen jemand seine Arbeit verliert und einfach weiß, dass es in der Altersgruppe von 55 Jahren und älter sehr schwer ist, einen neuen Job zu finden. Bevor also die Langzeitarbeitslosigkeit droht, bleibt vielen Menschen nichts anderes übrig, als in Frührente zu gehen. So erhalten sie wenigstens eine minimale finanzielle Sicherheit.“

Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
Allerdings ist dies auch nicht für jeden möglich, denn bei einem Renteneintrittsalter bis 63 Jahre dürfen die Betroffenen frühestens drei Jahre früher ihre Altersbezüge beantragen, bei einem Eintrittsalter von über 63 Jahren gibt es das Ruhestandsgeld maximal fünf Jahre früher. Um die niedrigen staatlichen Renten zu kompensieren, hatte die Vorgängerregierung in einer Reform den so genannten dritten Pfeiler eingeführt. Dabei handelt es sich um eine Zusatzrente durch private Fonds. Aber für die nun ins Rentenalter eintretenden Bevölkerungsschichten kommt diese Möglichkeit zu spät.