Für bessere Beziehungen - Österreichisch-Tschechisches Dialogforum

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Die Beziehungen zwischen Tschechien und Österreich: Was auf den ersten Blick nach problemloser Nachbarschaft aussieht, bietet tatsächlich noch viel Potential für gegenseitige Annäherung. Das jedenfalls meinen die Vertreter des Österreichisch-Tschechischen Dialogforums. Ihre Forderungen stellten sie dieser Tage in Prag vor. Thomas Kirschner war für Radio Prag dabei.

Die Proteste gegen das Kernkraftwerk Temelin und die Diskussion um ein österreichisches Nein zum EU-Beitritt Tschechiens markierten vor einigen Jahren den Tiefpunkt der Beziehungen zwischen Tschechien und Österreich. Inzwischen ist wieder Ruhe ins zwischenstaatliche Verhältnis eingekehrt. An einer gutnachbarschaftlichen Pflege der Beziehungen mangele es aber auch weiterhin, meint Martin Potucek, Leiter des Zentrums für soziale und ökonomische Strategie an der Karlsuniversität Prag und Mitglied des Österreichisch-Tschechischen Dialogforums.

"Es ist zu spüren, dass es in den bilateralen Beziehungen psychologische, historische und institutionelle Barrieren gibt, die sowohl Österreichern als auch Tschechen das Zusammenleben unnötig erschweren. Nur ein Beispiel: Die Landeshauptmänner der Bundesländer bzw. Landkreise im tschechisch-österreichischen Grenzgebiet haben sich zum ersten Mal erst dann getroffen, als sie dazu von den beiden Regierungschefs aufgefordert wurden."

Gerade die Revitalisierung des tschechisch-österreichischen Grenzgebietes durch verstärkte wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit ist eine der Hauptforderungen des Dialogforums, dem sich mehr als 250 Personen des öffentlichen Lebens beider Länder angeschlossen haben. Daneben tritt das Forum für eine vorzeitige Aufhebung der Übergangsregelungen nach dem EU-Beitritt ein und fordert die Einrichtung eines binationalen Fonds - ein Anliegen, das dem Vorsitzenden des Dialogforums Premysl Janyr besonders am Herzen liegt.

"Ich glaube, ein österreichisch-tschechischer Fonds fehlt schon seit langer Zeit. Das ist etwas, was sich auf allen Seiten bewährt hat. Deutschland hat gute Erfahrungen mit dem Überwinden der französisch-deutschen Ressentiments und Vorurteile, und das gleiche funktioniert auch zwischen Deutschland und Tschechien und Deutschland und Polen. Zwischen Tschechien und Österreich gibt es demgegenüber keine vergleichbare Einrichtung - nichts, woraus man Initiativen oder Projekte der Zivilgesellschaft unterstützen könnte."

Gerade der Zivilgesellschaft kommt aber bei der Entwicklung der nachbarschaftlichen Beziehungen eine zentrale Rolle zu, betont die Soziologin Jirina Siklova von der Prager Karlsuniversität, die sich ebenfalls für das Dialogforum einsetzt.

"Ich bin eine erklärte Fürsprecherin der Bürgergesellschaft! Die Regierung kann viermal wechseln, aber die Bürgergesellschaft bleibt! Die Leute, wenn sie sich einmal gefunden haben, halten zusammen und bringen die Sache zu einem guten Ziel."