Funktionalistische Villa Tugendhat auf der UNESCO-Liste

Villa Tugendhat (Foto: CTK)

Tschechien zählt seit vergangenem Freitag ein UNESCO-Denkmal mehr. Die funktionalistische Villa Tugendhat des berühmten deutschen Architekten Ludwig Mies van der Rohe in der südmährischen Metropole Brno/Brünn ist das elfte UNESCO geschützte Objekt in der Tschechischen Republik. Dagmar Keberlova berichtet.

Villa Tugendhat  (Foto: CTK)
Während die meisten Tschechen nicht allzu viel über dieses einmalige Beispiel der funktionalistischen Zwischenkriegszeitarchitektur wissen, wird die Villa Tugendhat von Touristen häufig aufgesucht. Oft wird dieses letzte große Werk des Architekten Mies van der Rohe in Europa als der Bau bezeichnet, der einen neuen Stil und neue Masse für das moderne Wohnen geschaffen hat und der zu den grundlegenden Werken der modernen Weltarchitektur zählt. Mies hatte dieses Haus für die Familie des Brünner Textilfabrikbesitzers Fritz Tugendhat entworfen und 1930 fertiggestellt. Das Haus war seinerzeit aus mehreren Gründen einzigartig.

Einer dieser Gründe war die Verwirklichung der Idee, die Mies van der Rohe über den bewohnbaren kontinuierlichen Raum hatte. Durch die Glaswände strömt die Umgebung buchstäblich in das Haus hinein. Einige der Fenster können sogar bis in den Fußboden hinabgesenkt werden, so dass die Zusammenfügung von Interieur und Natur noch wirkungsvoller wird. Auch aus statischer Sicht ist die Villa interessant: Sie wird durch ein Stahlskelett gebildet und die Decken der einzelnen Stockwerke werden nicht von Wänden, sondern lediglich von mit Chrom überzogenen Pfeilern getragen. Die Besitzer konnten das Haus nur 8 Jahre nutzen, bevor sie vor den Nazis nach Venezuela flüchten mussten. Dann wurde das Haus von den Nazis besetzt, nach der Befreiung diente es verschiedenen Zwecken. Heutzutage wird das Haus vom Museum der Stadt Brno verwaltet. In Brno hat man sich über die Aufnahme in die Liste des Weltkulturerbes natürlich gefreut, ein Grund zum Feiern gebe es dem Brünner Oberbürgermeister Petr Duchon zufolge allerdings erst dann, wenn die Villa Tugendhat renoviert sei. Der größte Teil der geplanten Rekonstruktion wird aus der Stadtkasse finanziert und ist für das Jahr 2004 vorgesehen.