Fußball-Bestechungsskandal: Weitere 17 Personen sind darin verwickelt
Im Mai hatten wir Sie bereits darüber informiert, dass in Tschechien der vermutlich größte Korruptionsskandal im hiesigen Clubfußball ins Rollen gekommen ist. Zu jener Zeit, also unmittelbar vor der Europameisterschaft in Portugal, waren zwei Clubfunktionäre und sieben Schiedsrichter der Bestechung bzw. Bestechlichkeit im Zusammenhang mit abgesprochenen Spielergebnissen des 1. FC Synot beschuldigt worden. Die EM selbst bot quasi nur die Zeit zum Luftholen, für die polizeilichen Ermittler jedoch die Möglichkeit zur weiteren Beweisaufnahme. Denn am Donnerstag, nur zwei Tage vor Beginn der nationalen Meisterschaftssaison 2004/05, kam heraus: Im Zusammenhang mit der Manipulierung von Spielergebnissen des Erstliga-Absteigers Viktoria Zizkov werden weitere 17 Personen der Korruption beschuldigt. Nähere Einzelheiten von Lothar Martin.
Pikant bei dieser Geschichte ist vor allem, dass Horník und weitere Funktionäre des Prager Clubs nach der Aufdeckung des "Falles 1. FC Synot" vehement gefordert hatten, den inzwischen in 1. FC Slovácko umbenannten mährischen Verein administrativ an ihrer Stelle in die zweite Liga zu verbannen. Die Mähren müssen stattdessen die neue Saison mit einem negativen Punktekonto von minus 12 angehen. Aber damit nicht genug. Wer soll nun eigentlich noch in der Eliteklasse, der so genannten Gambrinus Liga, die Spiele leiten? Nachdem die vor der EM bekannt gewordenen "Sündenböcke" bereits vor Saisonbeginn von der Schiedsrichterliste gestrichen wurden, sind die jetzt beschuldigten Pfeifenmänner ebenso und gleich für dieses Wochenende zu ersetzen. Dieser nicht leichten Aufgabe ist sich auch der erst jüngst ins Amt gehievte neue Vorsitzende der Schiedsrichterkommission, Jaroslav Melichar, bewusst:
"Ich beobachte die Situation und ich muss daher sofort Maßnahmen treffen für jene Fälle, in denen gegen einen Schiedsrichter Anklage erhoben wurde. Diese Fälle ziehen automatisch eine Sperre für den Betroffenen nach sich und ich muss eine Ersatzlösung finden. Außerdem muss ich sicherstellen, dass die lichter gewordenen Reihen der Schiedsrichtergilde alsbald wieder aufgefüllt werden."
Das muss aber noch längst nicht die letzte Änderung bleiben. Schon im Mai hatten die Ermittler angedeutet, dass bis zu 14 Vereine mehr oder weniger im Korruptionssumpf stecken könnten. Na denn: Die Sonne brennt, aber die Situation im tschechischen Clubfußball ist alles andere als heiter.