Für ein Bier - erneute Bestechungsvorwürfe im tschechischen Fußball

Am Donnerstag tagte die Disziplinarkommission des Böhmisch-Mährischen Fußballverbandes. Unter anderem ging es um einen Bestechungsvorwurf in der Schlussphase der Zweitligasaison.

Es riecht wieder im tschechischen Fußball, und es ist erneut nicht der Schweiß ehrlicher Arbeit. Am vorletzten Spieltag der zweiten Liga gewann das Team aus Vitkovice beim Verein aus dem Brünner Stadtteil Bystrc mit 4:2. Für Bystrc bedeutete die Heimniederlage den endgültigen Abstieg. Der Chef des Vereins, Roman Prochazka, hatte nach dem Spiel allerdings Zweifel daran, dass das Ergebnis auf faire Weise zustande gekommen war. Schließlich hatten seine Spieler bereits mit 2:0 geführt, und den vier Gegentoren seien unglaubliche Fehler vorausgegangen, so Prochazka. Nach dem Spiel nahm er zusammen mit dem Sportchef den Verteidiger Zdenek Houst aus seinem Team zur Seite.

"Herr Houst hat uns auf die Frage, ob ihn nicht jemand kontaktiert habe oder er von Ähnlichem wisse, nach kurzem Zögern geantwortet, dass ihn eine bestimmte Person aus Brünn kontaktiert habe, die in der Stadt bekannt ist. Sie bot eine Summe von 80.000 Kronen an, die unter vier Spielern so aufgeteilt werden solle, dass das Spiel zu Ungunsten von Bystrc beeinflusst werde", so Prochazka am Donnerstag.

Eine klare Aussage eigentlich. So sah das auch die Polizei, die seitdem ermittelt. Doch im Angesicht der Disziplinarkommission wusste Zdenek Houst davon nichts mehr. Stattdessen sagte der Spieler nach der Vorladung am Donnerstag:

"Niemand hat mich angerufen, niemand hat mich kontaktiert. Ich glaube, dass das auch für die anderen Jungs in der Kabine gilt. Ich kann da für sie antworten, weil ich nach dem Spiel mit ihnen noch auf einen Kaffee war und wir darüber sprachen, ob sie etwas Verdächtiges bemerkt haben. Alle haben geschworen, dass da nichts war."

Die Niederlage führt Zdenek Houst darauf zurück, dass seine meist jungen Mitspieler vom Vereinschef im Abstiegskampf unter großen Erfolgsdruck gesetzt worden seien. Und dem hätten sie nicht standgehalten. Ob das Thema damit zu den Akten gelegt wird, ist noch nicht klar.

Viktoria Zizkov - Bohemians 1905
Nichts gesehen, nichts gehört, nichts gerochen - das sind immer wieder die größten Feinde bei der Ermittlung möglicher Bestechungsfälle. In Erinnerung ist sicher noch die Zeit vor der Fußball-Europameisterschaft 2004, als hierzulande der große Korruptionsskandal in der ersten und zweiten Liga ans Licht kam. Damals konnten einige Schiedsrichter sowie Vereins- und Verbandsfunktionäre aufgrund der Abhörprotokolle der Polizei verurteilt werden. Viele weitere wurden aber von den Gerichten frei gesprochen. Sie nannten allerdings Argumente für ihre Unschuld, die teils abenteuerlich klangen und für die die Öffentlichkeit meist nur ungläubiges Lachen übrig hatte.

Dabei ist das Thema eigentlich eher zum Heulen. Seit etwa zwei Wochen berichten tschechische Zeitungen erneut über den möglichen Sumpf im tschechischen Fußball, diesmal in den Amateurligen. Dort sollen bereits Bier und Wurst nach dem Spiel reichen, um einen Schiedsrichter zu bestechen. Immerhin, und das ist der allgemeine Eindruck in Tschechien, scheint zumindest die höchste Liga tatsächlich nach dem Korruptionsskandal von 2004 sauberer geworden zu sein. Die Zahl der Beschwerden von Trainern oder Vereinsfunktionären, die sich beschädigt gefühlt haben wollen, ist jedenfalls deutlich zurückgegangen.

Autor: Till Janzer
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