Fußball-Champions-League: Viel Geld, aber wenig Erfolg für tschechische Teams

Лига чемпионов

Wenn sich der Sommer zu Ende neigt, dann stehen vor allem die Mannschaftssportarten im Rampenlicht. In Tschechien schaut man in dieser Zeit ganz besonders auf zwei von ihnen: Fußball und Eishockey. Im August und September werden hier die internationalen Wettbewerbe gestartet, und das Ziel der Begierde heißt Champions League. Im Fußball gibt es die Meisterliga seit 24 Jahren, im Eishockey aber erst seit zwei Jahren. Doch dies ist nicht der einzige Unterschied zwischen den europäischen Top-Ligen in beiden Sportarten.

Die Hymne der Fußball-Champions-League gibt es seit 1992. In der Saison 1992/93 wurde die Liga zum ersten Male ausgetragen. Vor nunmehr 24 Jahren hat sie den bis dahin führenden europäischen Fußballwettbewerb, den Europapokal der Landesmeister, abgelöst. Wie es der Name schon sagt: Im Europapokal Nummer eins spielten von 1955 bis 1992 ausschließlich die Meister der europäischen Länder. Die einzige Ausnahme war der Titelverteidiger des Landesmeister-Pokals – der war automatisch für den nachfolgenden Jahrgang qualifiziert, auch wenn er in der Saison davor nicht nationaler Meister wurde. Dadurch gewann auch schon vor der Gründung der Champions League in sieben Fällen ein Verein die begehrte Europacup-Trophäe, der zuvor gar nicht Landesmeister war.

Für die damalige Tschechoslowakei aber hatte der Wettbewerb einen großen Vorteil: Jedes Jahr war der Meister des Landes automatisch im Europacup I vertreten. Am häufigsten gelang das Dukla Prag und Sparta Prag, die zehnmal beziehungsweise neunmal am Meistercup teilnahmen. In der Saison 1966/67 schaffte es Dukla bis ins Halbfinale, in der letzten Saison 1991/92 Sparta ebenfalls in die Vorschlussrunde, die in zwei Vierergruppen ausgespielt wurde. Ins Finale kamen die beiden Gruppensieger, als Zweiter seiner Gruppe belegte Sparta am Ende quasi den geteilten dritten bis vierten Platz.

Seit 24 Jahren aber wurde der Wettbewerb als sogenannte „Uefa Champions League“ sukzessive auch für andere Mannschaften als die Landesmeister geöffnet. Nun kann de facto die gesamte europäische Spitze an der Liga teilnehmen, was jedoch Außenseitern immer weniger Chancen einräumt. Die Meister aus sportlich unbedeutenden Ligen müssen längst in eine ausgeklügelte Qualifikation, in der sie dann meist steckenbleiben. Länder aus der sportlichen Mittelschicht sind mitunter auch nicht besser dran, haben aber nicht selten die Möglichkeit, zumindest zwei Mannschaften in die Qualifikation zu schicken. Zu diesen Ländern gehört die Tschechische Republik. Trotzdem haben es auch in dieser Saison weder Meister Viktoria Pilsen noch Vizemeister Sparta Prag geschafft, sich für die Gruppenphase der Champions League zu qualifizieren. Die Hauptstädter scheiterten schon in der dritten Runde der Qualifikation an Steaua Bukarest. Nach der 0:2-Pleite in Rumänien schätzte Sparta-Kapitän David Lafata kritisch ein:

Sparta  (Foto: ČTK)
„Auch wenn ich nicht gern darüber spreche, es ist Fakt: In beiden Spielen haben wir nur eine Halbzeit gut gespielt, das ist zu wenig.“

Das war die erste Halbzeit im Prager Hinspiel, das 1:1 endete. In jenen 45 Spielminuten erzielte Josef Šural auch das einzige Tor für Sparta, danach traf nur noch der rumänische Nationalspieler Nicolae Stanciu. Ein Umstand, den die Prager eigentlich vermeiden wollten, so Kapitän Lafata:

„Leider ist es so gekommen. Vorher wurde mehrfach auf die Gefährlichkeit von Stanciu hingewiesen. Die Wahrheit aber ist, er hat Sparta quasi im Alleingang eliminiert.“

Jakub Brabec: „Die individuelle Qualität unserer Gegenspieler ist meist viel besser. Auch wenn wir uns stets achtbar aus der Affäre gezogen haben: Das bittere Gefühl, das jeweilige Ziel verfehlt zu haben, besteht weiter.“

So stand fest: Sparta Prag ist das siebte Mal in Folge in der Qualifikation zur Champions League gescheitert. Bis zum Jahr 2005 waren sie weit erfolgreicher gewesen: Sieben Mal nahm Sparta an der Gruppenphase der Liga teil, drei Mal erreichten die Moldaustädter sogar das Achtelfinale. Nach dem Aus gegen Bukarest musste Sparta daher in der Play-off-Runde sogar noch hart kämpfen, um sich wenigstens für die Europa League zu qualifizieren. Das gelang, wenn auch nur um Haaresbreite. In den beiden Partien gegen das dänische Team von SønderskyjE lagen die Prager nach dem 0:0 im Hinspiel zu Hause schon 0:2 zurück, ehe sie das Ergebnis noch auf 3:2 zu ihren Gunsten drehten. Der glückliche Torschütze des Siegtreffers war Verteidiger Jakub Brabec, der neun Minuten vor dem Abpfiff und nur wenige Sekunden nach seiner Einwechslung zum vielumjubelten Endstand einköpfte. Damit bereitete der 24-Jährige seinem Verein womöglich das schönste Abschiedsgeschenk, denn viel spricht dafür, dass Brabec noch in dieser Transferzeit zum belgischen Club RSC Anderlecht wechselt. Nach dem Ausscheiden gegen Bukarest war indes bei ihm die Enttäuschung groß, auch diesmal wieder die Champions League verpasst zu haben:

„Leider mache ich diese Erkenntnis schon seit einigen Jahren in den Nachwuchs-Nationalmannschaften unseres Landes: Die individuelle Qualität unserer Gegenspieler ist meist viel besser. Auch wenn wir uns stets achtbar aus der Affäre gezogen haben: Das bittere Gefühl, das jeweilige Ziel verfehlt zu haben, besteht weiter. Das hat man zuletzt auch bei der Europameisterschaft gesehen.“

Zdeněk Ščasný  (Foto: ČTK)
Auf Vereinsebene nennt Brabec insbesondere die häufig besseren finanziellen Möglichkeiten der Kontrahenten als Grund, weshalb die tschechischen Vertreter der internationalen Spitze hinterherlaufen. Dem stimmt auch Sparta-Trainer Zdeněk Ščasný zu:

„In der Gruppenphase der vorjährigen Europa League haben wir unter anderen gegen Apoel Nikosia und Asteras Tripolis gespielt. Das sind Teams aus Zypern und Griechenland, also keine reichen Ländern. Dennoch haben diese Clubs ein höheres Budget als wir. Mir geht es dabei nicht darum, ob jemand ein Saisonbudget von zehn, zwölf oder 15 Millionen Euro hat. Doch wenn den zehn oder zwölf Millionen ein Budget von 100 Millionen Euro gegenübersteht, dann muss sich das zwangsläufig auch auf dem Platz auswirken.“

Zdeněk Ščasný: „Man braucht nur den Kader von Rasgrad anzuschauen, wie viele Ausländer die Bulgaren haben. Und zwar keine billigen Ausländer. Die Qualität dieser Spieler war dann auch deutlich zu sehen.“

Mit seiner Einschätzung „entschuldigt“ Ščasný indirekt auch das Scheitern von Viktoria Pilsen in der Qualifikation zur Champions League. Im Gegensatz zu Sparta überstanden die Westböhmen zwar die dritte Vorrunde, wenn auch nur mit viel Glück und Geschick gegen den aserbaidschanischen FK Karabach. In der Play-off-Runde fanden die Pilsener indes im bulgarischen Titelträger Ludogorez Rasgrad ihren Meister. Zdeněk Ščasný:

„Man braucht nur den Kader von Rasgrad anzuschauen, wie viele Ausländer die Bulgaren haben. Und zwar keine billigen Ausländer. Die Qualität dieser Spieler war dann auch deutlich zu sehen.“

Viktoria Pilsen  (Foto: ČTK)
Viktoria Pilsen war in der Saison 2013/14 die vorerst letzte tschechische Mannschaft, die sich für die Champions League qualifiziert hat. Nun ist es also das dritte Mal in Folge, dass man hierzulande in der europäischen Top-Liga nicht präsent ist. Dafür ist Tschechien mit drei Mannschaften in der Europa League am Start. Neben Pilsen und Sparta Prag hat es der FC Slovan Liberec geschafft, sich für den zweitrangigen europäischen Wettbewerb zu qualifizieren. Zweitrangig auch deshalb, weil in der Europa League längst nicht so viel Geld ausgeschüttet wird wie in der Top-Liga des Kontinents. Nur zur Erklärung: Selbst jeder nationale Meister, der die Gruppenphase nicht erreichte, bekommt im Rahmen des Solidaritätssystems 200.000 Euro Prämie. Die hat Pilsen also bereits in der Tasche. Wäre den Bierstädtern allerdings der Einzug in die Gruppenphase der Champions League gelungen, dann hätten sie jetzt bereits satte 8,6 Millionen Euro auf dem Konto. Für jede weitere Runde gibt es neben der Punkteprämie auch weitere Millionen zu holen, der Titelgewinner erhält abschließend nochmals 10,5 Millionen Euro extra. Das sind Summen, von denen die Teilnehmer der Champions League im Eishockey nur träumen können.


Eishockey-Champions League: Noch viel Masse statt Klasse bei geringem Lohn

Die Ouvertüre zur europäischen Top-Liga im Eishockey wird erst seit zwei Jahren gespielt. Es ist das Intro zu den Spielen der Champions Hockey League (CHL), die aus der sogenannten European Trophy hervorgegangen ist. Die Trophy war ein loser europäischer Wettbewerb, der vornehmlich in der Zeit der jeweiligen Saisonvorbereitung ausgetragen wurde. Im August und Anfang September kreuzten dabei – mit Ausnahme der Mannschaften aus der russischen KHL – die besten europäischen Eishockeyteams die Klingen.

Wie im Fußball gab es auch im Eishockey mit dem Europokal der Landesmeister einen Vorreiter der CHL. Dieser Wettbewerb war aber bei weitem nicht so populär wie sein Pendant im Fußball. Doch alle Versuche, diesen Europapokal durch Namens- und Modus-Änderungen attraktiver zu machen, scheiterten am nicht nachhaltigen Konzept, am wechselhaften Sponsoring und nicht zuletzt an den Auswirkungen der Finanzkrise ab 2009. Deshalb haben sich ein Jahr später dann mehrere europäische Top-Clubs zusammengetan, um wieder einen europäischen Wettbewerb ins Leben zu rufen. Die bereits erwähnte European Trophy diente dabei als Versuchsballon, seit 2014 gibt es nun die Champions Hockey League. Um sie finanziell zu stemmen, tragen die Teilnehmer einen Großteil der Kosten selbst. In erster Linie sind es deren Gründungsmitglieder: 26 Clubs aus den sechs stärksten europäischen Eishockeyligen, mit Ausnahme der KHL. Zu ihnen gehören mit Liberec, Pardubice, Sparta Prag und Vítkovice auch vier Vereine aus Tschechien. Diese Gründungsteams haben sich de facto selbst in den neuen Wettbewerb eingekauft, ihre Teilnahme ist gesichert.

HC Sparta Prag  (Foto: ČT Sport)
Wie im Vorjahr nehmen 48 Mannschaften aus halb Europa an der CHL teil. Gespielt wird zunächst in 16 Gruppen à drei Teams, von denen sich die zwei besten jeweils für das Achtelfinale qualifizieren. Die erste tschechische Mannschaft, die den Sprung unter die beste 32 schon geschafft hat, ist seit Freitag der HC Sparta Prag. Beim 5:4-Heimsieg über den polnischen Vertreter Cracovia Krakow hatten die Prager allerdings mehr Mühe als erwartet. Sparta-Trainer Jiří Kalous war letztlich aber zufrieden:

„Ich bin vor allem froh, dass wir die Begegnung siegreich beendet haben, denn es war nicht ganz so einfach, wie es sich vielleicht einige Spieler vorgestellt haben. Wichtig war aber für uns das Erreichen der nächsten Runde.“

Die zähe Gegenwehr des polnischen Meisters habe ihm gezeigt, dass die CHL schon einiges an Qualität gewonnen habe:

„Es ist ein noch junger Wettbewerb, der aber bereits von viel Prestige geprägt ist. Alle Clubs, die an ihm teilnehmen, gehen voll zur Sache und wollen das jeweilige Spiel auch gewinnen. Das sind keine Saisonvorbereitungsspiele mehr wie in der European Trophy, und ein Weiterkommen in dieser Liga darf man getrost als Erfolg betrachten. Wir wollen natürlich so weit wie möglich kommen.“

Was der Liga allerdings noch etwas abträglich ist, sind die Termine. Weil im nationalen Eishockey viel öfter als im Fußball auch unter der Woche gespielt wird, muss die Gruppenphase der CHL schon im August und September ausgespielt werden. In dieser Zeit denken viele Zuschauer noch gar nicht daran, ein Eishockeyspiel zu besuchen. Dennoch ist Kalous optimistisch, dass schon im nächsten Jahr, wenn das Teilnehmerfeld auf 32 Mannschaften reduziert wird, die Zuschauerzahlen und auch die Qualität der Spiele steigen werden:

„Das neue Modell ist ein Garant dafür. In der CHL werden dann wirklich nur noch die Besten spielen, das heißt die jeweiligen Landesmeister und die nachfolgend bestplatzierten Clubs der stärksten europäischen Ligen. Sportlich gesehen gibt es dann eine echte Konfrontation der besten europäischen Teams.“

In dieser Saison sind für Tschechien neben der vier CHL-Gründern auch noch Plzeň / Pilsen, Mladá Boleslav / Jungsbunzlau und Znojmo / Znaim am Start. Aus sportlicher Sicht begrüßen sie den Wettbewerb, finanziell gesehen aber ist es für sie eher ein Zuschussgeschäft. Für ihre Teilnahme erhalten sie vergleichsweise mickrige 20.000 Euro, mit jeder Runde, die sie überstehen, kommen zwischen 9000 bis 30.000 Euro hinzu. Der Gewinner der CHL erhält 70.000 Euro, also gut ein Drittel von dem, was Viktoria Pilsen für das Nichterreichen der Champions League im Fußball „verdient“ hat.

Autor: Lothar Martin
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