Fußball: Liberec gewinnt atypisches Spiel in Giurgiu – Pilsen siegt 3:0

Viktoria Pilsen - Sönderjyske (Foto: ČTK / Miroslav Chaloupka)

Auch der Sport schreibt in diesen Tagen ganz neue und teils auch skurrile Geschichten. So wussten die Fußballer von Slovan Liberec bis einige Stunden vor dem Anpfiff ihres Qualifikationsspiels zur Europa League am Donnerstag nicht, ob die Partie stattfindet oder nicht. Gegner FCSB Bukarest musste wegen mehrerer Corona-Fälle eine völlig neue Mannschaft zusammenstellen. Liberec gewann das atypische Auswärtsspiel mit 2:0 und hat sich neben Viktoria Pilsen als zweiter tschechischer Vertreter für die Playoffs qualifiziert.

FCSB - Slovan Liberec  (Foto: Tschechisches Fernsehen)

Wegen der Corona-Krise wird die gesamte Qualifikation zur aktuellen Saison in der Europa League so straff wie möglich durchgeführt. In jeder Vorrunde entscheidet sich das Weiterkommen in nur einem Spiel, das Heimrecht ist vom Losglück abhängig. Und wenn ein Team wegen Corona nicht vollzählig ist, hat es keine Ausweichmöglichkeit.

Das war auch am Mittwochabend beim FCSB der Fall, der Verein war früher als Steaua Bukarest bekannt. Bei den Rumänen waren wegen der Infizierung mehrerer Akteure mit dem Coronavirus nur neun Feldspieler und drei Torleute einsatzfähig. Der Verein bekam von der Uefa jedoch die Erlaubnis, seinen Kader kurzfristig mit Kickern aus anderen rumänischen Clubs aufzufüllen. Das taten die Verantwortlichen des FCSB in einer Blitzaktion, und so waren bei der Bekanntgabe der Mannschaftsaufstellung im Ausweichstadion von Giurgiu ganz ungewöhnliche Namen zu hören.

Michael Rabušic  (Foto: ČTK / Radek Petrášek)

Zu den in der Mehrzahl eigenen Reservisten hatten die Bukarester noch drei fremde „Helfer“ hinzubekommen. Daher konnten die Gäste aus Liberec / Reichenberg ihre taktische Spielvorbereitung de facto in die Tonne werfen, wie Angreifer Michael Rabušic bestätigte:

„Als uns die Trainer vor dem Spiel in der Kabine die Aufstellung von Bukarest vorlasen, wussten wir im Grunde genommen nicht, um wen es dabei geht.“

Doch dies war nicht die einzige Unbekannte an diesem kuriosen Tag für die Nordböhmen. Bis in den späten Nachmittag war noch nicht einmal klar gewesen, ob die Begegnung überhaupt stattfindet. Michael Rabušic:

„Ich habe mich am Nachmittag im Hotel noch ins Bett gelegt und etwa anderthalb Stunden geschlafen. Erst als ich aufgewacht bin, kamen die ersten Nachrichten darüber, dass am Abend gespielt wird.“

Pavel Hoftych  (Foto: Jaroslav Appeltauer,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)

Damit seine Schützlinge wegen all dieser Umstände nicht verunsichert waren, griff Trainer Pavel Hoftych zu einem psychologischen Trick:

„Es war ein atypisches Spiel. Ich habe zu meinen Spielern gesagt, sie sollen ruhig bleiben und sich auf das Match konzentrieren. Und wenn es schiefgehe, dann würde ich die Verantwortung übernehmen. Wir wussten, dass es für alle in unserem Club nicht leicht wird, denn durch die bekannten Begleitumstände wurden wir zwangsläufig zum Favoriten erkoren. Wir sind froh, dass wir diese Aufgabe auf sportlichem Wege gemeistert haben.“

Liberec gewann die Partie mit 2:0, und das auch dank eines Tores von Joker Rabušic, der in der 82. Minuten den Endstand markierte. Er sei wirklich froh, dass man diese Hürde übersprungen habe, sagte anschließend der Torschütze.

Miroslav Káčer  (Foto: ČTK / Miroslav Chaloupka)

Dies sind auch die Spieler des tschechischen Vizemeisters Viktoria Pilsen, die ihr Qualifikationsspiel in der dritten Vorrunde vor eigenem Publikum mit 3:0 gegen Sönderjyske aus Dänemark gewannen. Mit einem Tor dazu beigetragen hat auch Mittelfeldspieler Miroslav Kačer:

„Es war ein körperlich anstrengendes Spiel, das von Anfang bis Ende mit hohem Tempo geführt wurde. Ich denke, dass wir es sehr gut gemacht haben. Wir haben das Match stets kontrolliert, auch wenn der Gegner ein paar Möglichkeiten hatte. Wir waren aber in der Chancenverwertung effektiver.“

Pilsens Trainer Adrián Gula hatte nach der Begegnung eine ähnliche Meinung:

Adrián Guľa  (Foto: ČTK / Miroslav Chaloupka)

„Der Schlüssel zum Erfolg war unsere gute Defensivarbeit. Zudem haben wir den Gegner mit einem Doppelschlag in der ersten Halbzeit geschockt. Ich bin sehr zufrieden mit der Teamleistung und dass wir kein Gegentor bekommen haben. Jetzt sind wir in den Playoffs, und darauf freuen wir uns sehr.“

Will Plzeň / Pilsen nun den endgültigen Einzug in die Gruppenphase der Europa League perfekt machen, dann müssen die Westböhmen am kommenden Donnerstag bei Hapoel Beer Sheva aus Israel bestehen. Liberec kann dieses Ziel im eigenen Stadion erreichen, dazu empfängt Slovan APOEL Nikosia aus Zypern.

Autor: Lothar Martin
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